4:15 h
in der Mitte Deutschlands. Alle anderen träumen noch in ihren Betten.
Langsam krabbeln mit mir 17.000 (!!!!) Läufer aus den Federn, um zu
ihren Startpunkten nach Schmiedefeld, Neuhaus oder Oberhof zu kommen. Um
einfach so einen Halbmarathon, Marathon oder mal eben 74 km zu laufen. -
Rennsteig? Eine geniale Pflichtveranstaltung! Es gibt keine Debatte.
Jeden Läufer zieht es hierher nach Thüringen. Weil... ja, warum
eigentlich? Ich weiß es auch nicht. Aber ich mache mich auch zum 6. Mal
an den Start. |
„Warum
heißt denn der Rennsteig-Lauf Guths-Muths-Lauf?“ frage ich schlaftrunken
den Michel Müller, der heute seinen 100. Marathon läuft und das
Auto sicher von der Rhön nach Thüringen leitet. „Na vielleicht guten Mut
wünschen. Ein heimlicher Schnaps-Sponsor, der wirbt“. Ich grübele kurz,
dass zuviel Lebenszeit mit der Erwirtschaftung von Konsum und Gütern
verbracht wird, um Konsumkinder heranzuziehen? Ich gelobe mir aber mehr
über den guten Mut zu erfahren, bevor ich völlig übermüdet wieder
einschlafe und erst in Schmiedefeld wieder aufwache. Hier wird der Pkw
kunstvoll für 2 Euro abgestellt. Schließlich trifft sich später die
komplette Welt der Rennsteigläufer gemeinsam hier im schönsten Ziel der
Welt. Wo man genial feiern wird. Aber vorher wollen erstmal 42km oder
74km gelaufen sein!
Der Bus-Shuttle nach Neuhaus am Rennweg fährt um 6.30 h aus
Schmiedefeld. Es gibt Gerüchte, dass der eine oder andere schon mal den
Startschuss verpasst hat, weil er sein Auto nach „Neuhaus am Rennsteig“
lenkte. Sicherlich hat derjenige auch zu viel mit der Erwirtschaftung
des Lebenskonsums zu tun. Ich schlafe weiter und träume vom Schluck
Schwarzbier an der letzten Verpflegungsstelle.
In Neuhaus
angekommen, im richtigen, ändert sich alles schlagartig mit dem Betreten
des großen Startgeländes mit Riesenbühne. Viele Tausend stimmen zum
Rennsteiglied an. Es wird zum Schneewalzer hin und hergeschunkelt. Ich
schunkele mit Horst aus der Rhön, gerade mal 75 Jahre jung. Und
schon geht es los. Erstmal 5km über Asphalt bis zur 1.
Verpflegungsstelle, in der ein Moderator seit Jahren den Läufern so
tolle Fragen stellt, dass für mich ein längerer Aufenthalt den
Lachmuskel so entspannt, dass es entspannt weitergehen kann. Bis zu
einem großen Holzstuhl. Hier rast Michel Müller an mir vorbei. Er will
den Stau in der Wurzelschlucht bei km21 entgehen und zufrieden im Ziel
ankommen. Ich verweile lieber bei den Kapellen, dem Leierkastendreher,
Zitherspieler… Und erst diese genialen Verpflegungs-„Kneipen“ mit
Cola, Tee, Banane, Iso, Schmalzbrot, Schleim und Kaffee. Auch
Schwarzbier auf heimliche Anfrage. - Halt, Stopp ,abwarten… Es sind ja
noch weitere 23 km fertig zu laufen.
Das
Thema Laufen erledigt sich erstmal in der Wurzelschlucht. Hier ist
Stau! Es wird richtig gemütlich. Noch gemütlicher. Ich stelle mich
auf wahrlich genüssliche weitere km ein und trabe so über Thüringen
dahin. Da kommt Horst mit seinen 75 Jahren mit großem Elan angeflogen
und fragt mich tatsächlich: „Schaffen wir die 4:30 noch?“.
Erschrocken schaue ich zum ersten Mal auf meine Uhr und teile dem Horst
mit, dass wir das wohl nicht mehr so ganz schaffen. Also fliegen wir von
nun an die letzten 8km gemeinsam über den Rennsteig. Anke schließt sich
uns an. Horst ist unser Zugläufer. Wir überholen gefühlte 200 Läufer.
Start...
6:30 Abfahrt von Schmiedefeld nach Neuhaus |
Start in Neuhaus |
Thüringens authentische Impression |
Friedrich GutsMuths (1759-1839) war Mitbegründer des Turnens |
Impressionen während
des Laufs
Zunächst 5km Asphalt |
1. Verpflegungsstelle |
Km9: Einlauf nach Limbach |
Eine Kneipe nach der anderen |
Ein wahrlicher Höhepunkt |
Stau in der Wurzelschlucht |
Später noch mehr Stau |
Rennsteig-Büffet |
Massage bei km28 |
Der legendäre Schleim |
Trampelpfade |
Thüringen live: Weite und grün |
Zieleinlauf mit Anke + Horst |
Der
fliegende Horst übersieht doch glatt seine wunderbare Frau im
Zielbereich. Zu schnell.
Er schreibt mir später: „Ich habe den 2. Platz belegt mit nur 9sec
Rückstand“. Grandios!
Kaum im Ziel angekommen überschlagen sich die Ereignisse:
Haxen-Harald sowie Kuchen-Karlheinz laufen ein, auch
Randfranke Uwe, alle wohlbehalten zurück vom großen Supermarathon.
Und Sabine, Kerstin, Claudia sowie die Rennsteighexe kreuzen meinen Weg.
Nach dem Lauf...
Die Rhön im Ziel: Horst, Claudia und Michel nach seinem... |
...100ten Marathon |
Haxen-Harald im Ziel nach 74km, ebenso wie auch... |
...Randfranke Uwe und Kuchen-Karlheinz |
Fass-Sauna nach dem Lauf |
Bierscheune |
Gepäckwiese |
Impressionen nach dem Lauf |
Treppen-Horst |
Sabine lief den Ultra |
Danke an alle Helfer! |
Rennsteigfeeling |
Wir Mädels
treffen uns dann in dieser herrlichen Fass-Sauna hinter dem Duschhaus.
Und melden uns gleich wieder an zum nächsten Rennsteiglauf 2018. Na
klar!
Nun das
Fazit:
Genialer Crosslauf, perfekt organisiert. Es ist wirklich so: Das beste
Ziel der Welt heißt Schmiedefeld. Super nette Verpflegungsstellen. Eine
Sauna nach dem Lauf... genial ! Unendlich viel leckerer Schleim und das
bei den Mädels so beliebte Schwarzbier in rauen Mengen. Johann Friedrich
GutsMuths hat hier jedem seine Philosophie weitergegeben. Ich komm
wieder mit Horst, wir haben seine Rechnung offen.
Viele Grüße
aus der Rhön
Eure
Bernadette
Infos:
www.rennsteiglauf.de
Finisher Supermarathon:
2.065
Finisher Marathon:
3.232
Finisher HM: 6.495 |
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