Als ich 2 Tage vor dem Lauf über die Ausschreibung des Tegelberglaufs
gestolpert bin wurde ich unruhig: 8 km Streckenlänge, 920 Höhenmeter;
von der Talstation der Tegelbergbahn aus 830 m zur Bergstation auf 1730
m – das klang für mich machbar. Ich sah mir die Ergebnislisten vom Lauf
2007 an. Das große Mittelfeld lief die Strecke in knapp 1 Stunde. Selbst
bei positivster Auslegung meiner Leistungsfähigkeit war das
unerreichbar. Als ich dann den Wetterbericht für den Lauftag sah (Sonne,
Sonne, Sonne) war mir das egal. Na und ... Hauptsache dabei sein. E-Mail
an den Veranstalter und schon war ich angemeldet. Mein 1. Berglauf und
mein 1. Lauf für „Team Bittel“.
Am Sonntag früh,
kurz vor 6:00 Uhr packte ich meine Familie und meine Laufsachen ins Auto
und wir fuhren Richtung Schwangau. Als wir 2 ½ Stunden später an der
Talstation zur Tegelbergbahn standen und ich hinaufsah zur Bergstation,
kam plötzlich die Aufregung. Da rauf rennen? Hinauf gehen wäre ein
Vormittagsspaziergang. Aber RENNEN? Ich knipste jegliche
Zeitvorstellungen aus meinen Gehirnwindungen und stellte meine
Motivation auf „Ankommen und Spaß haben“ um.
Die Ausgabe der Startunterlagen verlief problemlos und ohne Wartezeit.
Zur Startnummer gab es ein T-Shirt. Danach trank ich mit meiner Frau
noch einen Kaffee und wir genossen die Aussicht auf das Märchenschloss
Neuschwanstein. Nach dem Warmlaufen stellte ich mich in den
überschaubaren Tross der Teilnehmer. Der Sprecher verkündete einen neuen
Teilnehmerrekord mit 166 Läuferinnen und Läufern. Der jüngste Läufer war
13, der älteste 72 Jahre alt. Der Wetterbericht hatte untertrieben.
Statt der 14°C hatte es kurz vor 10 Uhr schon knapp 20°C.
Nur 166 Starter auf en Berg |
Dann der Start. Es
ging zunächst etwa 20 Meter bergab, und dann leicht ansteigend hinauf.
Ich hatte mich im letzten Viertel eingereiht. Trotzdem war ich nach 4:22
min beim 1. km-Schild. Das Hauptfeld lief etwa 200 m vor mir. Der Weg
wurde steiler. Es ging auf Forstwegen immer weiter bergauf, teilweise
mit schönen Blicken auf den Forggensee. Ich fand mein Tempo, das mich
zwar forderte, aber nicht zu sehr anstrengte.
Nach einer Kurve
hielten mir nette Menschen Becher hin. Versorgungsstation? Jetzt schon?
Die sollte doch erst bei km 3 kommen? Ich fragte einen der Helfer, ob
wir schon bei km 3 seien. Er sagte, dass es sogar ein wenig weiter ist.
Ich freute mich, weil ich noch durchlaufen konnte und nicht gehen
musste. Mir passte mein Tempo super. Vor mir sah ich immer wieder
Teilnehmer gehen. Ab und zu standen Wanderer am Wegrand, die uns
anfeuerten. Ich bedankte mich jedes Mal. Als eine Frau dann verwundert
ausrief: „He, der kann ja noch sprechen“, bemerkte ich, dass ich es eben
„richtig“ mache. Mir machte der Lauf großen Spaß und ich lief nicht „zombiemäßig
ferngesteuert“. Bis an die Grenze gehen würde bei meiner Leistungsklasse
auch gar keinen Sinn machen. Ich trabte am km-Schild 5 vorbei. Wow, mehr
als die Hälfte geschafft. Und ich bin durchgelaufen! Ohne Gehpause. Und
ohne größere Probleme.
Läufer bergauf (Wanderer bergab) |
Irgendwie war ich
stolz. Aber das Härteste kam noch! Das wusste ich nur noch nicht. Der
Weg wurde noch steiler. Ich ging ein paar hundert Meter. Nach km 6 kam
die 2. und letzte Verpflegungsstation. Ich schnappte mir 2 Becher
Wasser. Als ich dann nach oben sah erschrak ich. Ein wunderschöner
Naturpfad, aber brutal steil. Ja, auf den letzten 2 km waren noch 400 hm
zu bewältigen. Das schaffte ich nur gehend. Ein Wanderer feuerte mich an
mit „Quäl Dich!“. Ich lachte und sagte: „Will ich aber nicht“. Da musste
auch er lachen und schickte mich mit einem „Passt schon“ weiter. Dann
kam das „Grüble“, ein etwa 100 m langes, flaches Stück. Das tat den
Beinen gut. Dann ging es heftig weiter. 500 m vor dem Ziel wartete meine
Familie, die die Höhenmeter mit der Seilbahn in ein paar Minuten
überwunden hatte. Mein Junior wollte mich ins Ziel begleiten. Ich hatte
mir vorgenommen, ins Ziel zu gehen. Da forderte mich der neben mir
gehende Läufer auf, zu rennen. Die 200 m schaffen wir noch! Ich lief mit
ihm los. Es fiel mir erstaunlich leicht. Kurz vor dem Ziel ließ ich ihm
den Vortritt, weil ich ohne ihn sicher nicht beschleunigt hätte.
Blick vom Tegelberg auf den Forggensee |
Im Zielbereich gab
es Getränke und Obst. Was mich freute war, dass sich auch die Kinder
bedienen durften und von den Damen an der Station sehr gut versorgt
wurden.
Bis zur
Siegerehrung sah ich mir die Gleitschirm- und Drachenflieger an, die vom
Tegelberg aus starten. Von dort oben hat man eine super Aussicht,
insbesondere ins Voralpenland mit seinen Seen. Ich war überrascht, wie
schnell ich mich erholt hatte. Nach 10 Minuten im Zielbereich fühlte ich
mich wieder topfit. Ich war froh, dass ich mich nicht so gequält habe,
wie ich es vorhatte. So konnte ich später mit meinen Kindern noch eine
kleine Bergtour machen. Meine Frau bewachte in der Zwischenzeit die
Rucksäcke und genoss die Sonne ;-)
Vor der
Siegerehrung fand eine Verlosung statt. Wahnsinn. Unheimlich viele
hochwertige Preise, die da von den Sponsoren zur Verfügung gestellt
wurden. Auch meine Startnummer wurde gezogen, so dass ich einen
Sechserpack König-Ludwig-Dunkel samt schönem Glasseidel mit nach Hause
nehmen durfte. Alkohol trinke ich zwar so gut wie nie, aber das Seidel
kann ich gut gebrauchen. Als dann die Listen ausgehängt wurden konnte
ich endlich meine Zielzeit sehen (ich hatte meine Uhr im Ziel nicht
gestoppt). Ich war in etwas über 1:10 h im Ziel. Im Gesamtfeld war ich
zwar sehr weit hinten, in meiner Altersklasse wurde ich Vorletzter. Ich
bin mit der Zeit absolut zufrieden. Ich hätte bestimmt noch was
rausholen können. Dann hätte ich aber den Lauf sicher nicht so genossen.
Nachdem wir wieder
im Tal waren, wanderten wir noch zur Pöllatschlucht, unmittelbar am Fuß
von Schloss Neuschwanstein. Leider war die Schlucht gesperrt. Am Eingang
der Schlucht erfrischte ich mich in dem nur ein paar Grad kalten Wasser
und auch die Kinder hatten ihre Freude.
Tegelberg-Panorama |
Insgesamt war es
eine sehr schöne Veranstaltung in einer wunderschönen Gegend. Den Lauf
selbst empfand ich als anspruchsvoll, aber nicht übertrieben. Die
Stimmung unter den Teilnehmern und bei den Helfern war herzlich.
So etwas mache ich
wieder!
Euer Stefan
vom „team bittel“
Infos:
www.tegelberglauf.de
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