Mit dem Laufen habe ich schon öfters angefangen, aber nie so richtig ernsthaft. Während meiner Zeit bei der Bundeswehr habe ich das erste Mal versucht regelmäßig zu laufen. Ich habe es tatsächlich geschafft einmal pro Woche 10km zu laufen. Allerdings machte ich einen prinzipiellen Fehler, ich lief einfach zu schnell. Seit ich einen Pulsmesser habe, weiß ich, dass ich damals ca. Puls 170-180 gelaufen bin, das konnte ja nicht gut gehen. Dazu kam noch der obligatorische Muskelkater. Meine Zeiten waren mit ca. 50 Minuten auf 10km ja gar nicht so schlecht, nur ein effektives Training war das natürlich nicht. Dazu kam noch, dass ich im Sommer abends in der prallen Sonne gelaufen bin, die Ozonwerte waren entsprechend hoch. Das Ergebnis war: fast immer Kopfschmerzen nach dem Laufen.

Nach immerhin ein paar Monaten ist damals das Laufen auch schnell wieder eingeschlafen. Die folgenden Jahre war ich zwar nie richtig unsportlich, aber so regelmäßig Sport getrieben habe ich nicht. Ein paar Wanderungen, Berg- oder Fahrradtouren pro Jahr, das war’s dann auch schon. Sport treiben wollte ich in der ganzen Zeit eigentlich schon, aber ich hatte halt immer genug Ausreden parat: Im Winter kann man nicht laufen, im Frühling kommt der Heuschnupfen, im Sommer ist es zu heiß, im Herbst schlechtes Wetter und zur Not musste halt das Studium als Ausrede herhalten. Während meiner Diplomarbeit habe ich den Tag fast ausschließlich sitzend verbracht, körperliche Aktivitäten auf ein Minimum reduziert. In dieser Zeit und den folgenden zwei Jahren stieg mein Gewicht in mehreren Stufen zuerst von 63 zuletzt gar 77 kg. Das war dann auch der Punkt wo ich die Notbremse gezogen habe: so konnte es nicht weitergehen!

Nachdem gerade wieder Heuschnupfenzeit war, habe ich angefangen zu Schwimmen, nach vielen Jahren endlich mal wieder. Mit dreimal Schwimmen pro Woche sind die ersten Kilos schnell wieder verschwunden. Damit stand auch dem Laufen nichts mehr im Wege und so begann ich im August 2001 wieder regelmäßig zu joggen. Das ging gut, bis eine Woche vor dem Nürnberger Stadtlauf am 3. Oktober. Ich war Laufen gegangen wie immer, dehnen, einlaufen und plötzlich hatte ich Schmerzen im Knie. Daheim bin ich kaum noch die Treppe hochgekommen. Am nächsten Tag wurde es ebenso plötzlich wieder besser wie die Schmerzen aufgetreten waren, also schöpfte ich nochmals Hoffnung für den Stadtlauf. Am 2. Oktober traf ich mich dann zu einem Testlauf mit Erwin und Gitta. Nach ein paar km joggen war der Schmerz im Knie wieder da, der Stadtlauf am nächsten Tag für mich damit erledigt.

Dennoch war die Begegnung mit Erwin das beste was mir passieren konnte. Er erzählte sehr viel über Fehler die beim Laufen gerne gemacht werden, er gab Tipps und Ratschläge, aber was das wichtigste war, er versprühte einfach die pure Freude am Laufen. Mit jedem Satz spürte man seine Begeisterung und seine Philosophie des Laufens aus Freude.

Laufen, wenn es einem Spass macht, aber auch nur wenn es einem Spass macht und auch nur solange es Spass macht. Sollte man sich einmal nicht so gut fühlen, so läuft man eben weniger oder auch gar nicht. Das war genau das was mir fehlte, nicht nur die rein technischen Infos zu Herzfrequenzen, Trainingsplänen etc. wie man es in der Literatur so schön detailliert nachlesen kann, sondern einfach eine Anleitung und Motivation zum Laufen aus Spass am Laufen.

Zuerst musste allerdings noch das Knie auskuriert werden, also Laufpause bis Jahresende. Mitte Januar 2002 habe ich mir neue Schuhe gekauft und spürte schon bei den ersten Schritten wie eine dämpfende Schuhsohle sein sollte. Damit ließen sich auch die Knieschmerzen erklären. So begann ich dann ab Mitte Januar wieder regelmäßig zu laufen und meine jahrelange Ausrede, im Winter könne man doch nicht Laufen, wurde plötzlich hinfällig. Ich lief die ersten Wochen nur auf verschneiten Wegen und es hat richtig Spass gemacht. Schön langsam habe ich die Strecken ausgedehnt, von 6km auf bis zu 15km. Meinen Puls habe ich dabei immer besser unter Kontrolle gebracht. War es mir anfangs kaum möglich unter 160 zu laufen, so ging es plötzlich auch mit 140-150. Bis März lief ich so wunderbar in den Frühling, 3-5 mal die Woche. Für Mitte März nahm ich mir den ersten längeren Lauf vor, 2-3h. Aber es wäre ja auch zu schön gewesen wenn das alles geklappt hätte. Anfang März brach ich mir eine Zehe, und schon war wieder Schluss mit dem Laufen. Ausgerechnet jetzt, wo doch alles so gut ging! In der folgenden Zwangspause musste dann natürlich wieder der Heuschnupfen kommen. Und er kam, plötzlich und sehr heftig. Nachts bin ich des öfteren mit Asthmabeschwerden aufgewacht, was mir die Jahre zuvor eigentlich nie passiert ist. An Laufen war eigentlich nicht zu denken.

Dann kam eines Nachts wieder dieser Traum vom Laufen: ich bin stundenlang nur gelaufen, meine Kollegen sind mit dem Fahrrad gefahren, aber ich lief immer nur. Den ganzen Tag lang. Durch Wälder, über Berge und an Flüssen, einfach nur laufen. Am nächsten Morgen war ich dann dermaßen zum Laufen motiviert, dass ich diesen blöden Heuschnupfen einfach ignorieren wollte. Was solls, habe ich mir gesagt, auf diese paar Blütenpollen mehr oder weniger kommt es doch auch nicht an. Also habe ich abends wieder die Laufschuhe geschnürt und bin gaaanz langsam gelaufen, eine Stunde. Da es mir danach nicht schlechter ging als vorher bin ich am darauffolgenden Tag wieder gelaufen, wieder so langsam. Mein Ehrgeiz bestand darin, jeden Tag einen neuen Negativrekord meiner Laufzeiten aufzustellen. Tatsächlich bin ich auch noch nie so langsam gelaufen wie in dieser Zeit.

Bereits nach dem zweiten Lauftag waren plötzlich die Asthmabeschwerden verschwunden, ich fühlte mich einfach wieder gut!!! Ich lief fast täglich. Die Strecken konnte ich auch schnell wieder auf bis zu 15km steigern. Nach zwei Wochen wollte ich es wissen: kann ich auch längere Strecken laufen? Ich habe kurzerhand zwei 0,5 Liter Flaschen mit Wasser gefüllt, eine im Auto deponiert und bin losgelaufen. Eine schöne langsame 15km Runde. Dann kam ich wieder beim Auto vorbei, hab die volle Flasche gepackt und die zweite Runde angegangen. Und siehe da, es hat wunderbar geklappt! In 3,5h bin ich genau 30km gelaufen. Die Beine waren danach etwas schwer, aber ich fühlte mich unheimlich gut, trotz Heuschnupfen. Am nächsten Tag bin ich dann vollends übermütig geworden und habe einfach das Heuschnupfenmedikament abgesetzt. Durch das Laufen in den vorangegangen Wochen ging es mir einfach immer besser, ich hatte praktisch keine Beschwerden mehr. Und siehe da, auch das hat funktioniert.

So erlebe ich nun das erste mal seit ca. 20 Jahren einen Mai ohne Medikamente! Ich kann wieder stundenlang im Freien laufen, spazierengehen, radfahren, und das alles ohne tonnenweise Taschentücher zu vernichten!

Für den Regensburgmarathon war ich schon angemeldet, ich musste mich nur noch kurz beim "Team Bittel" melden. Thomas hat mir auch gleich geantwortet ich solle doch einfach vor dem Start zum Treffpunkt kommen. Dort traf ich die "Bittels" und war ehrlich gesagt auch froh, nicht ganz alleine unter den 6.000 Läufern zu sein. So beschloss ich, mit Britt meinen ersten Wettkampf (HM) zu bestreiten, und es hat riesig Spass gemacht! (Bericht folgt)

Jetzt lacht gerade wieder die Sonne zum Fenster herein und zwei Tage nach dem Regensburg Halbmarathon wird es wieder Zeit die Laufschuhe zu schnüren. Aber nicht weil es mir ein Trainingsplan vorschreibt und auch nicht weil ich muss, nein, ich will einfach, aus Spass am Laufen.

Eigentlich wollte ich ja nur ein paar Zeilen zu meiner Person schreiben, jetzt ist es doch etwas mehr geworden.

Ich freue mich schon auf die nächsten größeren Läufe, ein Marathon soll es dieses Jahr schon noch werden. Und dann wäre da noch mein ganz großes Ziel, der Sahara-Marathon. Seit ich die Wüste auf dem Motorrad kennengelernt habe möchte unbedingt wieder in diese faszinierenden Landschaften, und was kann es denn schöneres geben als zu Fuß jeden Meter zu genießen? Hoffentlich wird mir dieser Wunsch noch in Erfüllung gehen...