2007 habe ich mit dem Laufen
begonnen. Einer meiner ersten Wettkämpfe über eine lange Distanz war der
Altmühlseelauf in Unterwurmbach bei Gunzenhausen. Vor 4 Jahren war das
meine Premiere über die Halbmarathondistanz. Da der Lauf sehr gut
organisiert ist, aber im Vergleich immer noch angenehm familiär ist,
komme ich jedes Jahr wieder.
2010 musste ich leider ausfallen lasen, da
ich in den USA über meiner Diplomarbeit gebrütet habe. Daher stand der
Lauf 2011 von Anfang an fest im Plan. Leider kommt er immer kurz nach
der Ulmer Laufnacht mit ihren 100 Kilometern. Daher sind am Altmühlsee
für mich nur schwerlich neue Bestzeiten zu erreichen. Dessen war ich mir
bewusst als ich mich auf den Weg gemacht habe. Die 250km kenne ich
mittlerweile fast auswendig, auch wenn es diesmal einige neue Schleifen
wegen Bauarbeiten gab. Gut, solange die sich auf die Anfahrt beschränken
und nicht der Laufstrecke angehängt werden, soll mir das recht sein.
Parkplätze auf der Wiese neben dem Ziel
sind reichlich vorhanden. Wie jedes Jahr regelt die Feuerwehr prima den
Verkehr und sorgt dafür, dass man nach dem Lauf auch wieder ohne
Probleme wegfahren kann. Startunterlagen gibt’s im Sportlerheim
(Start/Ziel). Alles wie gewohnt, ebenso die abwechslungsreiche Musik
während der Wartezeit bis zum Start. Wie fast jedes Mal bin ich deutlich
zu früh da. Aber es ist ja schönes Wetter und man plaudert mit dem ein
oder anderen Läufer. Auch einige Teilnehmer meiner geliebten
100km-Ulmer-Laufnacht sind da, zu erkennen am T-Shirt. Aber nur
Staffelläufer. Es ist halt doch arg kurz, 2 Wochen danach schon wieder
an den Start zu gehen. Ich mache mir wenig Sorgen, denn ein Halbmarathon
ist wie eine Trainingsstrecke für mich. Heute vielleicht ein wenig
schneller als im Training.
Pünktlich um 18:00 h geht es auf die
Strecke. Auch die hat sich, seit ich angefangen habe nicht verändert.
Die einzige nennenswerte Steigung gibt es gleich zu Anfang, wenn es
durch Unterwurmbach geht. Das Wetter hat aufgeklart, die Sonne scheint,
es ist verdammt warm! Weit und breit kein Schatten auf der Strecke, die
abgesehen vom Ort am Beginn durchs offene Feld führt. Ich überhole zügig
eine ganze Menge Läufer, innerlich habe ich mir 4:45 min/km vorgenommen.
Die ersten Kilometer läuft es erstaunlich gut und ich bin sogar leicht
schneller als gedacht. Allerdings macht mir mein Oberschenkel zu
schaffen. Immer wieder zieht es, wie eine Krampfankündigung. Unangenehm,
aber noch erträglich. Im selben Tempo erreiche ich Km6. Hier ist der
kurze Anstieg zu nehmen, rauf auf den Ringdamm des Sees. Da steht auch
immer eine Musikkapelle, die für unsere Unterhaltung und Motivation
sorgt.
Mittlerweile musste ich einsehen: So flott
weiterlaufen wird nicht gehen. Zu sehr brennt die Sonne und irgendwie
fühle ich mich trotz jeder Menge Wasser ausgedörrt. Also Tempo drosseln.
- Die Strecke um den Sees ist immer schön. Man hat einen herrlichen
Blick über den See und immer etwas Wind. Der kann auch mal böig werden
und einen ausbremsen, wenn er ungünstig kommt. Aber diesmal nichts
davon. Bei etwa km10 merke ich, dass ich das Tempo noch mehr drosseln
muss: So richtig rund will es nicht laufen. Ich motiviere mich, die
Hälfte ist ja schon geschafft. An der Trinkstelle wieder Wasser und Iso,
aber das bringt meine Energie auch nicht zurück. Ich quäle mich schon
eher, als den Lauf zu genießen. Irgendwie ist mir das früher leichter
gefallen. Im Kopf läuft die Analyse-Maschinerie an: "was ist schief
gelaufen im Training?" - Klar ist: Es waren wenige Trainingseinheiten
und die 100km in Ulm kosten einiges an Substanz. Und ich muss endlich
mal wieder sehen, häufiger und regelmäßiger Laufen zu gehen. Ich spiele
mit dem Gedanken auch mittwochs kurze Distanzen zu laufen. In diesen
Gedanken vergehen einige Kilometer. Jetzt passiert mir etwas, das ich
gar nicht gerne mag: Es überholen mich andere Läufer. Motivierend wäre
es umgekehrt.
Nach einer weiteren Verpflegungsstation
mit Traubenzucker, Wasser und Iso meldet sich meine
Oberschenkelmuskulatur: "Wir sind mit der Regeneration nach Ulm noch
nicht fertig, die Belastung jetzt ist keine gute Idee!" - Ich erlebe wie
die Muskeln "dicht machen". Und der Blick auf die Pulsuhr verheißt auch
nichts Gutes: Ständig wie festgenagelt auf Vollanschlag bei jenseits von
Pusl 170! Dabei mache ich doch schon langsamer, mittlerweile 5 min/km.
Na ja, insgesamt gesehen wird es sich schon wieder einpendeln.
Nach der langen Durststrecke gibt es bei
Km17 wieder was zu trinken. Ich fasse ordentlich zu und jogge weiter, so
gut es eben geht. Es sind noch 4 km, eigentlich sehr überschaubar.
Genießen ist aber dennoch nicht drin. Immerhin gibt das Publikum sein
Bestes jeden Läufer zu bejubeln. Das motiviert mich ein wenig. Aufgeben
wäre eh nicht mein Stil.
Nach dem Verlassen des Ringdamms sind es
noch knapp 2 Kilometer, auf denen sogar noch 2 Getränkestationen
untergebracht sind, die wir schon auf dem Hinweg passiert haben. Wieder
Wasser, einerseits für innen, andererseits für außen zum Kühlen. Ich
beiße die Zähne zusammen, und da steht auch schon das Schild Km20. Jetzt
ist es gleich geschafft, nur noch das kurze Trail-Pfad-Stück bis zurück
zum Sportgelände. Auf der Zielgeraden macht sich Erleichterung bei mir
breit: Ich bin schneller als bei meinem 1. Lauf hier in 1:56, eine
wichtige Marke für mich. Meine Uhr zeigt 1:44 auf den letzten Metern,
als ich sie erkenne. Das motiviert nochmal alles zu geben und mit
Schwung rausche ich durch die Zielerfassung, knap unter 1:45 noch. Die
1:45 wollte ich nicht mehr sehen.
Immerhin, ich habe es wieder geschafft, auch wenn ich definitiv mehr
fürs Training tun muss. An sich bin ich ja zufrieden, aber ein wenig
schneller hätte es doch sein dürfen. - Irgendwann wird das klappen.
Wie üblich gibt es reichlich Versorgung im
Ziel, Äpfel, Bananen, alkoholfreies Weizenbier, Iso-Getränk, da bleiben
keine Wünsche offen.
Nach der Versorgung gehe ich zum Auto und
dann zur Dusche. Auf dem Weg telefoniere ich mit meiner Freundin und
meinen Eltern, damit die wissen, wie es mir geht. Leider lasse ich mir
damit zu viel Zeit, was ich in der Dusche büßen muss: Im Gegensatz zu
sonst ist diesmal das warme Wasser schon alle. Egal dusche ich halt
kalt. Aber ich habe bei der Massage Glück, da ist wenig los. Meistens
habe ich Massieren bisher gelassen, aber ich könnte mich echt dran
gewöhnen. Der Physiotherapeut, der mich durchknetet will nicht glauben,
dass ich vor 2 Wochen 100km in Ulm durchgestanden habe. Meine Statur
scheint ihm gar nicht dazu zu passen.
Zum Abschluss hole ich mir noch eine
Nudelpfanne zum Kohlehydrat-Ausgleich und ein Weizenbier im Zelt.
Langsam wird es dunkel und der Mond scheint tiefrot ins Sportgelände.
Einfach eine schöne Kulisse! Man wartet fast darauf, dass von
irgendwoher noch Giraffen auftauchen.
Ich mache mich auf den Heimweg, zumindest in meine heutige provisorische
Heimat nach Nürnberg. Morgen früh geht es nach Altdorf zum
Wallensteinlauf. An dem nehmen einige der Laufkollegen aus meiner
Nürnberger Zeit teil. Ich hatte erwogen ein "Doppeltes Lottchen" zu
machen, also an 2 Tagen je einen Halbmarathon. Aber angesichts der
Muskelerfahrungen heute lasse ich es bleiben (auch wenn es mich
kribbelt). Stattdessen gehe ich einem anderen Hobby nach in Altdorf: Ich
postiere mich am Zieleinlauf und mache Bilder der ankommenden Läufer.
Mit meiner neuen digitalen Spiegelreflex macht das richtig Spaß: In
zweieinhalb Stunden 2.000 Bilder (nicht zu denken was das an Film
gekostet hätte). Aber ich glaube das nächste Mal laufe ich doch lieber
wieder mit.
Ciao, Euer Kai
Hier die
Bilder
(von Friedrich)
a) vor dem Start
Plaudern oder Warmlaufen vor dem Start? |
Die Damen wählen sowohl... |
...als auch |
Wen man da nicht wieder alles trifft! Viel zu erzählen.. |
Einige der "Team-Bittel"-Damen:
Silke, Kerstin, Julia, Susanne, Melanie, Corinna |
Sorge oder freudige Erwartung? |
So, jetzt aber auf zum Start, es sind nur noch wenige Minuten |
|
Alle bitte zum Start kommen... |
Der Startschuss hat geknallt (s. Rauch rechts), Punkt 18:00 Uhr |
Über 500 Halbmarathonis sind losgelassen (Nr. 1 wird wieder
gewinnen) |
b) unterwegs über die Felder
Blauer Himmel |
Die Läufer sind jetzt etwa bei km4 |
Km5: Durch die Bundesstrasse zum Damm des Sees |
Das kleine Blaue ist die flitzende Julia |
Hier kommt Susanne: Ja, es ist heiß! |
Bussi für den Fotografen |
Corinna wartet auf Schützling Melanie |
Julia ist kommt als erste der Team-Bittel-Mädels... |
...wohlverdient endlich ins tobende Ziel! |
Susanne als Team-Leaderin mit der Urkunde... |
...wow, im Team sogar auf den 1. Platz |
Wirklich! |
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Infos:
www.altmuehlseelauf.de
(Finisher: Halbmarathon 530, 7,4km-Lauf 130)
Links:
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