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Letzte Änderung: 07.12.2008

 

Bilder vom
Trans-Viamala-Lauf 19.10.2008
(Schweiz)

 (Bericht+Fotos: Jörg Kornfeld)

 

Transviamala - Durch die wilde Schlucht

Ich war 2003 schon mal hier, um die Sagen umwobene Via-Mala-Schlucht im Laufschritt zu erkunden. Das Limit liegt 2008 bei je 400 Läufern (19km, 750 Höhenmeter) und Walkern (13,8km), die zugelassen werden. Und das zu gut so, denn es geht eng zu in dieser berüchtigten Schlucht am Hinter-Rhein! (Viamala=schlechter Weg). --> Die Route: Thusis - Viamala - Zillis - Pignia - Andeer - Donat – Zillis.


 
 

Schattig ist es am Sonntag früh in Thussis. Die wenigen Sonnenstrahlen, die ins Tal dringen, sind von Läufern gesucht, die in ihren kurzen Laufhosen auf den Startschuss warten. Die, die keine Sonne finden, scharen sich in den wenigen Cafes, die schon geöffnet sind und genießen das italienische Flair!

Sonntagmorgen 8:30 Uhr, Hauptstraße in Thusis, Graubünden. Bereits eine halbe Stunde von dem Start des Transviamalalaufs stehen die 400 Teilnehmer dicht gedrängt an der Startlinie. Ich hätte mich gerne noch weiter oben in der Sonne warmgelaufen. Aber bei so viel Andrang versuche ich, mir ein Plätzchen im vorderen Teil des Pulks zu ergattern, um etwas freier laufen zu können, nicht immer auf die Füße des Vordermannes gucken.

Ein exklusiver Lauf beginnt, der in der Schweiz längst Kultstatus genießt. Nur jeweils 400 Läufer und Nordic Walker dürfen auf die geschichtsträchtige Strecke durch eine der spektakulärsten und bekanntesten Schluchten der Alpen: Die Viamala. Die Versuche römischer Heere oder mittelalterlicher Säumer (=Transporteure), einen Weg durch die ungangbare Schlucht zu finden, sind noch ebenso sichtbar, wie die Zeugnisse neuzeitlicher Ingenieurskunst.

Der erste Streckenabschnitt führt uns zu einem solchen Baudenkmal, die alte Kommerzialstrasse aus dem Jahr 1823 durch das „verlorene Loch“. Auf den noch flachen Ortsstraßen legt die Spitzengruppe ein höllisches Nordic Jogging-Tempo vor. Ich hänge mich an, um von dem folgenden großen Läuferfeld erst mal weg zu kommen. In der Schlucht steigt die Straße mit gleichmäßiger Steigung. Von hinten drücken einige Läufer nach, vorerst kann ich noch mithalten. Nach der ersten Überquerung des Rheins kommt ein Steilstück, das es in sich hat. Über große Blockstufen (laut Veranstalter sind auf der Gesamtstrecke 589 Steinstufen zu überwinden) geht es steil nach oben. Eine ebene Traverse führt dann ausgesetzt an der Schluchtwand entlang. Links überhängende Felswände, rechts der Abgrund. Überholen ist hier nicht möglich. Das für ängstliche Wanderer gespannte Drahtseil ignorieren wir. Eine kurze Bergab-Passage führt zur Straße, auf der der Rhein in schwindelnder Höhe erneut überquert wird. Ich laufe mit Absicht ganz nah am Geländer. Die hunderte Meter hohen glatten und abweisenden Felswände und das enge Flussbett mit seinen Wasserfällen zeigen, warum die Viamala einen so schlechten Ruf genießt.

Jetzt geht es steil runter und dann auf der kühnen Hängebrücke Punt da Suransuns erneut über den Fluss. Ein steiler Aufstieg durch dichten Fichtenwald führt zum Ende der Viamala. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Nach der dunklen Enge der Schlucht öffnet sich nun das breite, sonnendurchflutete Schamsertal.

Was müssen erst die Säumer gedacht haben, als sie diesen Punkt erreichten? Möglicherweise haben sie St. Martin in Zillis aufgesucht und ihrem Herrgott für die sicher durchquerte Passage gedankt. Die Kirche gibt es seit dem 6. Jahrhundert. Wegen ihrer Deckengemälde aus dem 12. Jahrhundert ist sie weltberühmt.

Ich bräuchte auch etwas höheren Beistand, denn ich muss mir eingestehen, dass ich zur Streckenhälfte schon reichlich platt bin. Auch im eher lieblichen Schamsertal geht es beständig auf und ab. Wegen der großartigen Landschaft und der interessanten Streckenführung genieße ich trotzdem jeden Augenblick.

Die Walker dürfen schon hinter der Ortschaft Pignia wenden. Auf der anderen Talseite geht es noch einmal kernig bergauf. Mein Puls rauscht wieder nach oben. Aua, das tut weh! Ich beiße die Zähne zusammen und werde erneut belohnt. Aus dem dichten Laubwald taucht unversehens das Kirchlein von Clugin auf, ein sog. "Haufendorf" und ein architektonisches Kleinod. Auf der folgenden Serpentinenstraße kann ich mein Tempo halten. Die Zuschauer feuern mich mit Kuhglocken an. Ich bin trotzdem nicht böse, als ich das Ziel in Donat erreicht.

Der Veranstalter des Transviamala, der Skiclub US Tumpriv, hat an alles gedacht. Eine improvisierte Dusche in der Autowerkstatt (mit heißem Wasser!), Bündner Spezialitäten in einem Säumer-Fazalet für jeden Teilnehmer. Und die berühmten Pizzokels. Das alles baut uns erschöpfte Wettkämpfer wieder auf. Das sommerlich warme Wetter lädt danach zum gemütlichen „Hock“ mit den Konkurrenten ein.

Alles in einem: Ein GENUSSLAUF vom Allerfeinsten. Erste Sahne, Landschaft und Organisation!

Euer Jörg


 

 

 

 

 

 

 

 


Infos: www.transviamala.ch
 

 

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