Team Bittel
 

Petras Bericht zur Team Bittel Newcomeraktion beim Nürnberger Stadtlauf am 3.10.03  

Autor:  PetraSchuster   E-Mail: mail@lauf-petra-lauf.de
Letzte Änderung: 07.10.2003 06:02:45

Ohne Hilfe hätte ich es nicht geschafft:
8. Nürnberger Stadtlauf am 3. Okotber 2003
Heute ist der große Tag! Ich will beim 8. Nürnberger Stadtlauf meinen ersten 10er laufen. Seit ein paar Wochen habe ich mein Training ausgedehnt und verschärft, damit ich heute fit an den Start gehen kann. Ich habe leichte Kopfschmerzen, was mich wundert, das Wetter war gestern sehr schön gewesen, der Wetterbericht versprach "keine Änderungen". Als ich den Rollo hochziehe rutscht mir das Herz bis in die Kniekehlen: es regnet - Migränewetter! Nein, da kann ich nicht laufen, ich lege mich wieder hin und beschließe in meinem Selbstmitleid zu ertrinken.

Nach ein paar Minuten fällt mir ein: ich habe seit Frühjahr 2003 ein neues Motto: LOSLAUFEN!Also raus aus den Federn. Schwarzen Stoff in mich reingeschüttet, ein Vollkornbrot mit Butter und Honig geschmiert und runtergewürgt, das Notfalltäschchen gepackt (wo ist denn nur mein Asthmaspay? Gestern hatte ich es noch!) und dann die große Frage: was ziehe ich an? Kurze Tight, mittellange oder lange? Ich probiere die kurze und die lange an (die mittellange ist rechtzeitig verschollen), stelle mich auf den Balkon und weiß es immer noch nicht. Es ist schon 11:00 Uhr vorbei, ich wollte mich mit den Leuten vom Team-Bittel um 11:00 Uhr treffen! Gestern im Maredo haben wir es noch ausgemacht. Ich ziehe meine Jacke an und laufe los - da kommt die Sonne raus - ich habe die lange Tight an! Nochmal zurück und die kurze.... Nein, dann wird es zu spät, ich bin jetzt so im Stress, dass ich am liebsten einfach zurück ins Bett gehen würde!

Ich bringe noch meine Tasche in ein Schließfach des Germanischen Nationalmuseums und gehe nochmal auf die Toilette, dann treffe ich das Team-Bittel, die sich schon Sorgen gemacht hatten, wo ich abgeblieben bin (sorry Leute, wenn ich im Stress bin, dann ist der Zeitfaktor immer eine große Unbekannte für mich!). Erwin gibt mir die Anweisung, die Jacke auszuziehen und seiner Frau zum Aufbewahren zu geben, ich bin zu aufgeregt, um zu wiedersprechen und schon stehen wir am Start.

Es geht los! Na ja, jedenfalls vorne, bei uns, die wir ganz hinten stehen ist es noch nicht soweit, nur Anne ist ganz nervös und stellt sich schon in Position. Dann bewegt es sich doch - ein paar Meter, dann Stopp - and Go. Ab dem Start können wir dann doch ziemlich zügig laufen. Wir, das sind die Newcomer Anne (mit der ich seit einiger Zeit per eMail den Trainingsstand ausgetauscht hatte), Yilian und ich, dann der Stefan und (ehm wie war doch gleich sein Name?), die beide auch schon längere Strecken gelaufen sind und später auch noch den Halbmarathon mitmachen. Und natürlich unsere Tempomacher bzw. Bremser Erwin, Thomas und Gabi. Gabi wird bei diesem Lauf für mich eine Schlüsselrolle spielen, sie ist diejenige, die immer den/die Letzten bis ins Ziel bringt!

Wir laufen am Marientor und jemand sagt: "der erste Kilometer ist schon geschafft". Was? Jetzt schon, da kann doch was nicht stimmen, oder? Ich bin stolz, ein Kilometer ist schon geschafft. Ich drehe mich um: zwei! ja, zwei Besenräder hinter mir, einer hat eine rote Laterne vorne ans Rad gebunden und die brennt auch noch. Ich erkläre ihm, dass er sich die nächsten Kilometer an den Anblick meines Rückens gewöhnen müsse. Die Zuschauer bzw. Spaziergänger müssen wir teilweise durch Klatschen ermuntern, uns Beifall zu geben.

Irgendwann taucht eine Markierung auf: 14 km! Was, sind wir schon zu weit gelaufen? Nein, das ist schon die Markierung für den Halbmarathon. Die erste Trinkstelle kommt ca. bei km 4. Wir trinken und Anne läuft einem Mädchen mit einer Schüssel Nürnberger Bratwürste hinterher. Ich kremple meine lange Tight auf, während Erwin schon zum Aufbruch drängt! Weiter geht s. Auf der gegenüberliegenden Seite des Wöhrder Sees sehen wir die schnellen Läufer schon auf dem Rückweg. An der Eisenbahnbrücke überlege ich, dass man hier gut abkürzen könnte, aber ich kann doch die anderen jetzt noch nicht im Stich lassen!

Es wird immer einsamer, es kommen uns fast keine Spaziergänger mehr entgegegen, die Besenräder machen lauten Krach mit Pfeife und Glocke, als es unter einer Brücke durchgeht. Wir sind gut drauf und machen la ola, scherzen mit den Radfahrern und den Streckenposten und erfinden neue Laufbegriffe - es geht lustig zu. Und Erwin dreht sich immer mal wieder um, um zu fragen, wie es mir geht. Anfangs sind wir alle zusammen, dann falle ich in die letzte Reihe zurück. Gabi bleibt bei mir und muntert mich auf, notfalls würden wir ins Ziel gehen, aber wir würden in jedem Fall ankommen!

Bei Kilometer 6,5 gibt es wieder was zu trinken, danach überholt uns das Motorrad, das sonst immer vor der Spitze herfährt und meint, wir hätten es auch verdient, dass er uns eine kleine Strecke begleitet. Die beiden Radfahrer sind an der Wasserstelle hängengeblieben und holen uns später doch noch ein. Langsam habe ich mich an sie gewöhnt, irgendwie sind sie klasse, die Jungs. Ich habe nie das Gefühl, dass sie uns drängen, sondern auch ihren Spaß mit uns haben, lachen über unsere Scherze und bimmeln und pfeifen immer wieder was das Zeug hält. Stefan und ehm, dessen Namen ich vergessen habe, sind irgendwann nicht mehr zu sehen.

Langsam haben wir Kilometer 8 passiert und wir biegen in die Innenstadt ein. Erwin erzählt vorne der Anne etwas über unsere Sehenswürdigkeiten und sie beschließen ab Kilometer 9 zusammen mit Yilian noch einen kleinen Spurt zu machen. Ich streike, nein, das geht nicht mehr, mein Puls ist eh schon abgehauen und außerhalb der von mir auf der Pulsuhr voreingestellten Spanne. Die Luft wird irgendwie auch ein bißchen knapp, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Ich sage Gabi, dass ich am liebsten aufhören möchte, aber sie schleppt mich weiter, muntert mich auf. Ihr Mann Thomas ist auch noch bei uns und irgendwie fühle ich mich richtig geborgen mit den beiden.

Es geht den Mauergraben entlang, ich muss nochmal zwei Gehpausen einlegen, Gabi sagt, das wäre völlig in Ordnung. Wir biegen in die Zielgerade ein, laufen wieder in Richtung schwarz umrandetes Ziel. Ich habe dieses schwarze "Zieleinlaufhufeisen" immer im Blick: "nur noch bis dahin". Gabi will noch einen Spurt - he? nein! Sie bedankt sich bei den Zuschauern für den Applaus, ich bin dazu leider nicht mehr fähig, der Puls klopft unangenehm im Ohr, trommelartig, das Ziel angepeilt, fast geschafft. Plötzlich läuft neben mir ein junger Mann und hält mir etwas unter die Nase. Es dauert einen Augenblick, bis ich erkenne, dass es ein Mikrofon ist und noch einen Augenblick, bis ich weiß, was ich damit machen soll: ich soll was sagen. Ich habe keine übrige Luft, um auch nur ein Wort rauszubringen, ich hätte gar nicht gewußt was. Keiner hat mir vorher gesagt, dass ich eine Rede vorbereiten soll. Ich schüttle mit letzter Kraft den Kopf und hebe abwehrend die Hand.

Und dann das Ziel, irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Tränen ganz locker sitzen, jetzt bitte nicht weinen! Jemand drückt mir eine Urkunde in die Hand (1:38 steht drauf!) und dann nimmt mich der Erwin in den Arm um mir zu gratulieren. Ich halte mich an ihm fest, weil mir plötzlich leicht schwindlig wird - nicht umfallen jetzt! Dann geht es wieder, ein paar Leute umarmen mich, ich kriege es gar nicht richtig mit. Ich kann es nicht fassen: ich bin angekommen - nach 10 km, als Letzte, wieder mit dem Besenrad (pardon zwei Besenrädern) im Schlepptau.

Mit Anne gehe ich ins Germanische um mich umzuziehen und wir trinken noch was, Anne einen Kakao ich brauche einen Kaffee. Dann stellen wir uns an die Strecke um den Halbmarathonis zuzujubeln. Ich habe ein afrikanisches Lärmgerät und dann kommt Gabi noch dazu. Jedes Mal, wenn ein Team-Bittel Mitglied (mit oder ohne Team-Bittel Capi) vorbeikommt, laufen wir zur Höchstform auf: heyheyheyhey, klasse, tollllllll, weiter so!!!!

Als alle durch sind verabschiede ich mich noch von allen und bedanke mich. Auf dem Heimweg treffe ich dann doch noch den Mann mit dem Hammer: dem Migränehammer, ich sehe Blitze und mir ist schwindlig, es wundert mich nicht, es ziehen plötzlich schwarze Wolken vorbei. Aber glücklich bin ich doch! Und stolz auf mich!

Zwei Tage später bekomme ich die Bilder, die Thomas und Erwin geschossen haben und kriege den Mund nicht mehr zu: auf dem Zieleinlaufbild ist die ganze Schneckentruppe drauf! Nach Rücksprache mit Erwin erfahre ich: ja, sie kamen Gabi, Thomas und mir entgegegen und haben uns ins Ziel begleitet. Aber ist hatte nur den Tunnelblick auf das Ziel gehabt und habe das gar nicht mitbekommen. Da sieht man mal wie anstrengend so ein 10 km-Lauf sein kann!
Und an dieser Stelle ein ganz dickes DANKE an die Newcomerbegleiter des Team-Bittel: Erwin, Thomas, Thomas Schlicker und ganz besonders an Gabi - danke an Yilian für ihre Begleitung, dank vor allem auch an Anne, die mich im Vorfeld ermuntert hat und mir das Gefühl gab, nicht die einzige "Schnecke" zu sein, danke auch an Stefan und ehm dessen Namen ich vergessen habe für die anfängliche Begleitung und Ablenkung: OHNE EUCH HÄTTE ICH ES NICHT GESCHAFFT!

Euere Petra
 
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