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Querläufers Laufkolumne (48): Mal nicht laufen Autor: JochenBrosig
E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de |
Tu doch mal nichts! - Was man von Läufern selten hört... |
Mal ehrlich! Würdet Ihr so ohne weiteres zugeben den ganzen Tag nichts getan zu haben? Im Job geht das schon einmal gar nicht. Daheim legt die Ehefrau ihr Veto ein. Womöglich noch in der Freizeit, als Läufer? Eben. Da geht es dem Querläufer nicht anders. Das wäre dann wie bei Loriot. Sie fragt:„Was machst du da?“ Der Querläufer antwortet:„Nichts!“ Nicht auszudenken, wenn meine Läuferkollegen so ein freimütiges Bekenntnis von mir hören würden. Was für eine schlimme Aussage: „Ich bin die ganze Woche keinen einzigen Kilometer gelaufen.“ Nichts Schlimmeres in Läuferkreisen als in den Ruf des Nichtstuns zu kommen. Oder gar als chronisch lauffaul zu gelten. Aber wie soll ich mich motivieren. Die Welt ist grau geworden. Grau, nass, kalt. Die Blätter fallen zu Boden. Der Herbst spielt sein Lied. Die Regentropfen trommeln aufs Fensterbrett. Der Wind lässt die Zweige rascheln. Spätestens seit der Umstellung auf die Winterzeit laufen wir im Dunkeln. Kein Wunder wenn der Querläufer am Wochenende seine kuscheligen vier Wände nicht verlässt. Der Satz, „Der tut nix!“, ist höchstens Hundebesitzern gestattet. Natürlich auch nur dann, wenn einmal wieder ein harmloser Kampfhund zähnefletschend und hysterisch bellend auf mich zugerast kommt. An der Startlinie von Laufveranstaltungen ist dieser Satz in der ICH-Form sehr beliebt. „Ich habe seit Wochen nichts mehr gemacht.“ Krankheit, Verletzung, Knie-OP und so weiter werden hier bereits im Vorfeld als Entschuldigung herangezogen. Meistens tritt aber spätestens mit dem Startschuss eine Wunderheilung ein. Das Prasseln der Regentropfen wird lauter. Der Wind heult um das Haus. Der Querläufer liegt auf dem Sofa. Meine persönliche Chill-Out-Zone. Seit Tagen bin ich keinen einzigen Meter mehr gelaufen. In der Hand der „Fränkische Tag“. Mein Blick fällt auf eine Überschrift: „Der neue Trend – Nichtstun als Freizeitbeschäftigung“. In letzter Zeit mehren sich die Veröffentlichungen, die ein Loblied auf die Faulheit singen. „Mach mal Pause!“, schreibt die Runner’s World in der Novemberausgabe. Lifestyle-Magazine preisen das Nichtstun als Allheilmittel. Es fördert die Kreativität und baut den Stress ab. Prima, denke ich mir. „Bring´ doch mal den Müll raus!“, spricht die Läuferfrau. In der Gesellschaft ist das Nichtstun eben noch nicht akzeptiert. Auf die Frage: „Was hast du letztes Wochenende gemacht?“, antwortet der Querläufer: „Nichts.“ Das geht in der Laufszene auf keinen Fall. Es muss mindestens ein Marathon sein. Besser ein Ultra. Zur Not geht gerade noch ein 3-Stundenlauf. Natürlich im hügeligen Gelände. Um dem entgegenzuwirken hat Harold Pullman Coffin 1973 den „National Do Nothing Day“ ausgerufen. Was tut man da? Nichts. Schlafen zum Beispiel. Schon Albert Einstein hatte darauf bestanden täglich 12 Stunden zu schlafen. Hört sich gut an. Warum eigentlich nur einen Tag? Eine ganze Woche wäre doch genial. Die ideale Vorbereitung auf die neue Laufsaison. Tu doch mal nichts! Run happy and smile! Euer Querläufer |