Team Bittel
 

05.05.2013 - Bamberg s Weltkulturerbe-Lauf (Halbmarathon)  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 09.05.2013 14:08:40

Alle 2 Jahre findet der Lauf statt. Seit ich einmal dabei war, will ich imemr wieder hin. Die Strecke ist sehr schön, aber auch anspruchsvoll. Aufgrund der engen Passagen gilt ein Limit von 3.700 Läufern (21km-Strecke)


Ich hatte ich mich schon im Oktober 2012, nur wenige Stunden nach der offiziellen Öffnung angemeldet. Bereits 48 Stunden später war ausgebucht.

Letzte Woche war das Wetter alles andere als erbaulich, und die Anfahrt verhieß nichts Gutes: Immer stärkere Bewölkung, bis hin zu Nebelbänken auf der Autobahn – alles keine Dinge die mich motiviert hätten. Aber wie so oft: Über Franken scheint die Sonne, und kurz vor Bamberg reißt der Himmel auf. Zwar ist es noch windig aber ideales Laufwetter.

Am Auto stelle ich fest, dass ich doch etwas in Mannheim vergessen habe: Meine persönliche Getränkeversorgung! Normalerweise bin ich nicht ohne Getränkegürtel oder Camelback unterwegs, weil ich weiß, dass ich immer dann Durst habe wenn gerade nichts in Reichweite ist. Aber alles Ärgern hilft nichts – laufen wir halt ohne, wird schon werden.

Ebenso ärgerlich gestaltet sich das Parkticket-System im P+R-Parkhaus. Gemäß der offiziellen Empfehlung habe ich nicht mehr als notwendig an Wertgegenständen im Auto – nur leider nimmt der Automat für den Parkschein im Parkhaus keine Geldscheine an – Kleingeld reicht auch nicht … und mit der EC-Zahlung erhalte ich zweimal eine Fehlermeldung. Das muss doch nicht sein … Liebe Veranstalter, liebe Stadtwerke Bamberg: Lasst euch da für in zwei Jahren bitte etwas einfallen! Gerne kann ich auch das Parkticket bereits bei der Anmeldung buchen und dafür zahlen. Allemal besser als rumsuchen zu müssen wer denn nun wechseln kann.

Irgendwie ist das P+R-Parkhaus auch merkwürdig: Man kann ohne Parkschein zu ziehen rein und raus – warum das Modell mit Schranken und zentralen Automaten in Bamberg noch nicht Schule gemacht hat ist mir nicht erklärlich. Immerhin klappt das Shuttle leidlich – auch wenn der Bus rappelvoll ist. Auch dieses Phänomen tritt nicht zum ersten mal auf, der Lauf wird zum 6. Mal ausgetragen.

Ich treffe Lauffreunde Helga und Heinrich in der Nähe des Starts. Helga machte freundlicherweise wieder die Abholung der Unterlagen, so muss ich nicht bis 12:00h am Logistikzentrum sein und dann Ewigkeiten Wartezeit totschlagen. Die Abgabe meines Gepäcks ist schnell erledigt, die Maria-Ward-Schule steht wieder zur Verfügung und der Check-In geht reibungslos und zügig. Noch bevor ich meine Sachen abgebe trinke ich einen ordentlichen Schluck Wasser, es ist mittlerweile angenehm warm und viele Teile der Strecke liegen in der Sonne.

Bis zum Start unterhalten wir uns alle gut, ich überlege noch aufs Klo zu gehen oder noch einen Schluck zu trinken vor dem Start, entscheide mich aber dagegen – keine so brilliante Idee wie sich zeigen wird.

Pünktlich um 15:30h gibt es den Startschuss. Ich benötige aber immer noch 4min bis ich über die Startlinie komme, so voll ist es. Den 1. km will ich ruhig angehen, aber der fehlende Besuch auf dem stillen Örtchen macht sich schon negativ bemerkbar. So richtig ruhig und konzentriert geht das nicht. Immerhin gibt es bald Abwechslung an der Strecke: Bereits nach km1 beginnt die Bergwertung, fast meint man in Rom zu sein. 7 Hügel gilt es zu erklimmen. Aber mit der Hitze merke ich, dass der Schluck Wasser vor dem Start ratsam gewesen wäre. Ich bin ein Komfort-Läufer: Mit der Flasche am Halfter sind solche Situationen kein Ding. Flasche raus und Durst stillen. So muss ich mich gedulden bis ich oben an der Burg bin. Das Panorama über die Stadt entschädigt mich für meine Mühen! Es ist ein prima Frühjahrstag mit angenehmen Temperaturen und alles steht in voller Blüte. Einfach herrlich.

Die letzte Steigung zur Burg hats in sich, ich merke wie "gut" man ohne Wasser laufen kann bzw. wenn man latent Durst hat. Performance und Runners-High fühlen sich anders an. In der Burg gibts endlich Wasser, ich kippe mir hastig 3Becher in den Rachen. Der akute Durst ist damit gestillt, aber ich weiß, dass es kaum reichen wird, dafür resobiere ich Wasser zu langsam. Also erst mal Zähne zusammenbeißen, immerhin geht es jetzt bergab. Auf der Strecke ins Tal suche ich mir einen Busch, mit dem Trinken ist der hydrostatische Überdruck noch weiter gestiegen. Die restlichen 15km könnte ich so nicht durchstehen. Reichlich erleichtert geht es weiter.

Es geht in Richtung City, auch hier gibt es reichlich Hügel, immer mal wieder ein wenig hoch, ein wenig runter. Aber der schwerste Brocken liegt hinter mir. Dafür ist der Durst schon wieder mein Begleiter – das Wasser scheint förmlich verdampft. Aber die nächste Versorgung lässt auf sich warten: Erst bei km9 gibt es wieder was. Dann aber greife ich reichlich zu. Nun geht s auf den für mich schönsten Teil der Strecke: Mit Kurven und Schleifen geht es durch den Hain-Park von Bamberg. Rechts von mir der Pegnitzarm. Die Vögel tragen neben den vielen Leuten an der Strecke zur Stimmung bei. Die Kilometer fliegen nun an mir vorbei, ich habe meine Pace gefunden. Auch liegt ja die Halbzeit mit km12 schon hinter mir: Jetzt ist es nur noch Kopfsache. Bei km13 gibt es wieder Wasser. Wieder lange ich kräftig zu, um den Durst zu bekämpfen. Allerdings ist einer der Becher sehr kalt, so habe ich mit Zitronen gehandelt und schleppe die nächsten 4km Magenkrämpfe mit mir herum. Aber Aufgeben ist keine Option, dafür ist die Stimmung an der Strecke zu gut.

Entlang des anderen Pegnitzarms geht es wieder auf die Innenstadt zu. Je näher man dem Zentrum kommt, desto belebter wird es rechts und links der Strecke. Die Leute machen eine gigantische Stimmung. Und so langsam lassen die Krämpfe in der Magengrube nach. Kurz vor km15 geht es weg von der Pegnitz und wieder in die Bebauung, auch bekannt als “Braurei-Schleife”. Leider schaffe ich es auch dieses Jahr nicht, die Kurve so zu laufen, dass ich etwas vom Radler abbekomme. Diesmal blockiert ein langsamerer Läufer den Weg zum Radler. Bis ich ihn überholt habe bin ich wieder nur beim Wasser. Schon wieder, aber auch nicht verkehrt, zumindest wenn ich nach meinem Durst gehe.

Nun geht es auf den Bischofsberg zu, natürlich in jeder Menge Schleifen durch die Altstadt, man soll ja auch etwas vom Weltkulturerbe sehen wenn man schon mal da ist. Nochmal gibt es eine Versorgungsstation, wieder greife ich Wasser ab, bevor es die letzte größere Steigung hoch geht. Ich mahne mich zur Vorsicht, aber es sind nur noch 3km. Vor lauter Konzentration übersehe ich die km-Schilder und wundere mich: Da müsste doch schon längst eines gekommen sein. Aber die Strecke ist ja vermessen, da kann nichts schiefgehen. Auch bei den folgenden Gefällestrecken bin ich wieder froh um mein regelmäßiges Training im Exotenwald. Ich habe es mittlerweile gut drauf, es bergab richtig laufen zu lassen und den Schwung in die nächste Steigung mitzunehmen. Das Kopfsteinpflaster macht es aber nicht gerade leicht die Füße sauber aufzusetzen.

Nach dem Bischofsberg sind es noch 800m, und die Stimmung an der Strecke kocht. Jetzt ist mir klar: Ankommen ist auf alle Fälle drin und ich gebe nochmal ein wenig Gas. Ich hätte gern mehr Endspurtpower gehabt. Sei es drum, mit dem Einbiegen auf die Zielgerade sehe ich die Uhr, und die zeigt: 1:49:5x. Ich raffe mich nochmal auf, und laufe exakt mit dem Umspringen auf 1:50:00 der Bruttozeit über die Ziellinie.

So richtig freuen kann ich mich adhoc nicht – mein Magen bedankt sich erst mal für die Wasserkur… mit einem ordentlichen Husten. Die Sanis sind besorgt, aber es geht schnell wieder. Zur Versöhnung gibts Bavarian Iso-Drink: Alkoholfreies Weizen. Das bekommt mir nach dem vielen Wasser deutlich besser.

Merke: Nochmal passiert mir das nicht, mit der Getränkeversorgung – sowohl mit der Eigenversorgung als auch mit der Versorgung und Entsorgung vor dem Lauf.

Mit reichlich Obst und Gebäck fülle ich meine leeren Speicher auf, bevor es in Richtung Gepäckausgabe geht. Dabei mache ich eine weitere unbequeme Erfahrung: Ich habe wohl wieder nicht genügend Elektrolyte während des Laufs gehabt: Leichte Krampfansätze in den Waden sind die Folge. Die rechte Fußunterseite macht mit der Drohung auch noch ernst… Sehr praktisch dass es eine kostenfreie Massage gibt! Einmal richtig durchkneten lassen – besonders den immer wieder krampfenden Muskel im Fuß. Die Physiotherapeutin hat das richtig gut drauf, zielsicher weiß sie welche Muskeln betroffen sind. Auch wenn es im ersten Moment ordentlich schmerzt – danach wird es besser.

Damit es so bleibt gehe ich barfuß zur Dusche. Das tut richtig gut. Mit jedem Schritt wird es besser. Nach dem Lauf treffe ich Helgas Lauffreunde an der “Dicken Berta”. Hunger hat allerdings keiner mehr, daher trennen wir uns bald, und ich erwische den letzten Shuttle-Bus nach Breitenau.

Fazit: Der Lauf ist Kult und ich möchte ihn auf keinen Fall missen. Aber in 2 Jahren gehe ich das professioneller an. Ich weiß, dass ich es kann: Ich muss nicht in Bamberg für irgendeinen Wüstenlauf trainieren. Und nach meinen Erfahrungen müsste ich für solche Veranstaltungen ohnehin noch etwas üben…

Nachtrag: Mittlerweile habe ich die Ergebnisse: 1:46:55 ist ganz OK. Betroffen macht mich jedoch die Meldung über den Todesfall während des Laufes. Ein Läufer ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben.

Mein Beileid den Angehörigen und mein Dank an alle Helfer die Ihr Bestes gegeben haben.

C.U. Kai
 
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