Team Bittel
 

03.10.2011 - Nürnberger Stadtlauf (mein 5. Mal)  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 19.10.2011 21:21:50

Sollte man erkältet an den Start gehen???

Jedes Jahr im Oktober gibt es für mich ein wichtiges Laufevent. Der Stadtlauf in Nürnberg steigt traditionell am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit. Seit ich 2007 mit dem Laufen angefangen habe, steht der Termin fest auf meiner Liste.

So auch 2011, und diesmal bei im wahrsten Sinne des Wortes sonnigen Bedingungen. Schönstes Wetter mit Temperaturen wie im nicht so recht dagewesenen Sommer. Bis 1 Woche vorher sah auch bei mir alles wunderbar aus, die Trainingseinheiten liefen wie am Schnürchen. Auch wenn es die ein oder andere lange Einheit hätte mehr sein dürfen.
Aber Beruf und Laufen passen nicht immer 100% zusammen. Im Laufe der Woche hat ein Kollege ein nettes Präsent seiner Tochter aus dem Kindergarten mitgebracht: Eine ordentliche Erkältung. Irgendwie macht es sich bemerkbar, dass ich nicht mehr in der Jugendarbeit aktiv bin. Da gab es regelmäßige Updates für die Immunabwehr frühzeitig und gratis.

Auf der Fahrt ins Wochenende hab ich die ersten Symptome, Halsschmerzen gehabt. Aber kein Grund zum Verzweifeln, es ging ja mit meiner Freundin noch Wandern an der frischen Luft. Normalerweise verziehen sich bei mir dann die Symptome bald. Diesmal nicht so ganz: In der Nacht auf den Sonntag war alles was Schleimhäute heißt mit dabei. Immer ging es mir am Morgen wieder gut. Einfach nicht antreten wäre nicht mein Stil, außerdem hatten mehrere Mitfahrer sich für die Fahrt gemeldet. Wenn ich dann dort bin ziehe ich es in der Regel durch, langsam aber immerhin die Startgebühr nicht verfallen lassen.

Kurz habe ich noch erwogen, es doch bleiben zu lassen. Aber der Sportler in mir will den Versuch wagen. So finde ich mich im Startblock. Auch der kurzzeitige Plattfuß des Starttorbogens kann mich nicht beirren.

Nach dem Start im üblichen Gedrängel komme ich gut in Fahrt. Die Strecke könnte ich blind laufen, so vertraut ist sie mir. Nach dem Start geht es entlang der Stadtmauer am Hauptbahnhof vorbei und dann runter an die Pegnitz. Alles vertrautes Terrain, weil ich über ein Jahr in der fränkischen Metropole zugebracht habe und mir jederzeit vorstellen könnte dorthin zurückzukehren. Mal sehen was sich ergibt? Während ich so meinen Gedanken nachhänge, welche Laufrunden ich mit welchen Kollegen um die Pegnitz gedreht habe, verrinnen die Kilometer. Schon habe ich die 1. Versorgungsstelle am Altenheim am Wöhrder See passiert.

Ein Highlight an der Strecke fehlt 2011: Unter der Brücke die man später überquert stand immer ein Arkordeonspieler der den Lauf begleitete. Schade, gerade solche Sachen machen einen Lauf aus! Rauf auf die Brücke - direkt vor dem Anstieg steht ein wichtiges Schild 4 km - ein Fünftel haben wir schon. Alles läuft wunderbar und meine Erkältung hält sich in Grenzen. Einzig meine Nase fröhnt ebenfalls dem Laufsport...

Zum ersten Mal geht es an den östlichsten Punkt der Strecke in der 1. Runde. Danach geht es auf flacher Strecke am See zurück zur Wöhrder Wiese. Am gegenüberliegenden Ufer zieht eine lange orange Schlange entlang, also liege ich gar nicht so schlecht. Ich überhole immer wieder Läufer, das motiviert. Nach der Versorgung 2 an der Wöhrder Wiese geht es noch ein Stück durchs Grüne, bis man über die Insel Schütt ins Zentrum von Nürnberg gelangt. Dort lauert eine der fiesesten Stellen auf der ganzen Strecke. der sog. Nonnensteig, die direkte Verbindung der Insel Schütt zur Lorenzkirche. Ordentlich steil das ganze, wenn auch kurz. Es raubt jedes Mal Kraft. Danach geht es erholsam auf flacher Strecke durch die Innenstadt. Vor der Start-Ziel-Geraden ist noch die Senke im Mauergraben auf Höhe der U-Bahn-Station Opernhaus zu bewältigen. Im Gegensatz zum Nonnensteig flach, aber dafür um so länger, also im Endeffekt auch anstrengend.

Ich liege gut in der Zeit, knappe 50min nach der 1. Runde, etwas mehr als 10 km liegen schon hinter mir. Da sollte die 2. Runde kein Problem darstellen, zumal ja alles wunderbar passt. Irgendwie muss ich die Station mit den Bananen übersehen haben, jedenfalls gibt es diesmal zur Halbzeit anstelle Früchte eben Müsli-Riegel. Ganz so begeistern kann mich der nicht. Ist einfach zu trocken, wenn man auf Banane eingestellt ist...

Kurz nach km12 merke ich, dass es nicht mehr so flutscht. Irgendwie werden die Beine schwer und auch der Kopf meldet sich - die Erkältung schlägt zurück. Mit jedem Kilometer wird es anstrengender, aber ich weiß, es gibt nur eine Richtung: Vorwärts. Also mache ich notgedrungen langsamer. Der Lauf über die Brücke bei km14 klappt noch gut, aber ich merke dass es nicht besser wird, auch weil mich Läufer überholen. Ich schraube meine Ziele ganz weit zurück, angesichts der Rückmeldungen des Körpers bleibt mir auch keine andere Wahl: Ankommen unter 2h lautet nun die Devise. An der Verpflegung Wöhrder Wiese greife ich zu und gehe sogar einige hundert Meter, um so besser kann ich meinen Durst löschen.

Bis an den Nonnensteig beiße ich mich durch, die kurze Pause hat erstaunliches bewirkt. Es läuft wieder halbwegs angenehm, wenn auch nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Die Steigung hoch gehe ich, von den 100km-Ulm weiß ich ja wie man Steigungen in erschöpftem Zustand zügig angehen kann. Vor dem Publikum in der Innenstadt will ich wieder eine gute Figur machen. Verbissen jogge ich weiter, wohlwissend, dass es nur noch 2 Kilometer sind - die müssen noch drin sein.

Die letzte Steigung an der U-Bahn lege ich doch gehend zurück. Dafür habe ich auf der Zielgeraden mehr Kraft. Auch wenn es nicht viel ist, für einen Endspurt reicht es, auf den letzten Metern gegen die Uhr. Am Ende sind es 1:53.

Hauptsache geschafft. Hinterher kann ich das reichhaltige Angebot genießen: Isotonische Getränke, Äpfel, Kuchen - was das Läuferherz begehrt. Allerdings wird mir bald kalt und ich mache mich auf in Richtung Dusche, damit die Erkältung keine Chance bekommt.

Weg ist sie auch einige Tage später noch nicht. Aber schlimmer geworden ist sie auch nicht. Im Nachhinein muss ich sagen: Bei Erkältung sollte man wirklich abwägen, ob man sich einen Wettkampf antut und mit welchen Zielen man ihn antritt. Ich hätte einfach die Zeit mal Zeit sein lassen sollen. Aber deshalb macht man ja solche Dinge, um Erfahrungen zu machen.

Auch mein nächster Lauf findet in Nürnberg statt. Da kann mir das Wetter egal sein, denn am 06.11.2011 geht es über 42,195km durch das Gebäude der Landesgewerbeanstalt.Und bis dahin ist die Erkältung endgültig weg.

C.U. Kai
Weiterführender Link zum Thema: Mehr Eindrücke vom selben Lauf +Bilder von Erwin
 
[team/fuss.htm]