Team Bittel
 

Was kommt nach dem Burn-Out?  

Autor:  SusanOrtiz   E-Mail: Happysunflower2§aol.com
Letzte Änderung: 23.06.2011 23:28:11

Bestandsaufnahme nach meinem tiefen Loch: Es hat sich vieles geändert. Aber Laufen ist mein Anker, ist sehr wichtig geworden in meinem neuen Leben!
Heute mal ein kleines "Nachwort", hallo liebe Läuferfamilie,

nun sind 1 1/2 Jahre vorbei und ich denke, es ist ein kleines Nachwort fällig.
Im letzten Jahr ist sehr viel passiert. Nachdem ich durchs Laufen wieder zurück ins Leben fand, sollte es auch beruflich wieder voran gehen. Als ich nach langer Zeit, im Juni 2010 wieder anfing zu arbeiten, wiedereingliederungsmäßig, da war ich sehr motiviert und dachte alles wird gut und ich kann da weitermachen, wo ich aufgehört habe. Aber so war es leider nicht. Ich bekam Beklemmungen, Herzrasen und Schweißausbrüche, wenn ich morgens zu meinem Arbeitsplatz ging. So konnte es nicht weitergehen. Mein Glück war, dass in einer anderen Abteilung viel Arbeit vorlag und sie jemand zur Hilfe benötigten. Also fing ich dort an, erst einmal Teilzeit. Ab Juli ging ich wieder Vollzeit arbeiten. Es war sehr schwierig für mich, die Arbeit war total anders. Ich mußte mich zurück schrauben. Die Arbeitskollegen/innen waren auch anders. Es war ein schwieriger Einstieg. Die Arbeit war nicht sehr anspruchsvoll, aber es war ok, ich mußte mich einfach daran gewöhnen. Meine Therapiestunde hatte ich regelmäßig alle 2 Wochen, dann gingen wir über auf alle 3 Wochen. Ich machte Fortschritte und es ging mir besser. Doch sobald etwas Unvorhergesehenes in meinem Alltag auftrat und meinen normalen Tagesrhythmus durcheinander brachte, merkte ich wie schwer es mir fiel und dass ich alles nicht mehr so bewältigen konnte, wie vor meinem Burnout. Ok, das mußte ich akzeptieren und damit leben. Schwierig. Ich hing durch, ich ging nicht laufen und grübelte, wie es weitergehen sollte? Oh Mann, jetzt hänge ich schon wieder durch. Das geht doch nicht. Also wieder laufen. Und, es ging mir wieder besser.

Ok, das war für mich der Anker, Laufen! Dabei bekam ich wieder den Kopf frei. Sozusagen Zen-Running. Im Oktober wurde ich fest in die neue Arbeitsgruppe übernommen. Aber erst seit Frühjahr 2011 fühlte ich mich wirklich wohl. Ich habe es akzeptiert, dass das berufliche Leben anders ist und nicht mehr so sein wird wie früher. Ich mache meine Arbeit, auch wenn ich meinen Kopf nicht mehr so stark beanspruchen muss. Aber es ist in Ordnung und mit den Kollegen/innen habe ich viel Spaß und wir lachen. Laufen hat nun bei mir eine sehr hohe Priorität. Meine Kinder sind alt genug und bald werden sie aus dem Haus sein. Sie sind schon sehr selbstständig und müssen nicht "begluckt" werden. Unsere "Fellwurscht" (Hund) wartet schon nach der Arbeit auf mich und freut sich auf die kleine Laufrunde.

So hat sich mein Leben sehr verändert und ich fühle mich "jetzt" gut dabei. Die üblichen Haushalt- und Hausbau-Arbeiten gibt es natürlich auch noch, aber sie nehmen keine Überhand von mir. Ich habe gelernt etwas liegen zu lassen. Für meinen Kopf werde ich im Herbst einen Sprachkurs in der VHS belegen.

Man muss einfach sein ganzes Leben umkrempeln. Man muss sich überlegen, was man will. Was sind meine Ziele? Nur Karriere? Dann mußt du auf andere Sachen verzichten und auch dahinter stehen. Dann kann es passieren, dass deine Gesundheit leidet. Balance zwischen Beruf und Freizeit? Dann musst du dir bewusst sein, dass du mit dem was du beruflich machst, zufrieden sein mußt. Es gibt dann kein großes Vorankommen mehr. Die Arbeit muß dir jetzt und heute Spaß machen. Aber bei allen Überlegungen solltest du dich fragen, ist es das wert? Möchtest du mehr Zeit mit deiner Familie verbringen? Dann mußt du etwas anderes kürzen. Möchtest du mehr für dich tun? Dann tue es, dafür mußt du etwas anderes kürzen. Es gibt auch kein Multitasking. Das machst du vielleicht eine zeitlang mit. Aber es bleibt nichts in den Kleidern hängen. Es kommt die Zeit, dann merkst du, dass du dich selbst überforderst und dass es dir nicht gut tut. Überlege dir Ziele und arbeite darauf hin. Immer in kleinen Schritten. Und bleibe dran!

Es gibt ein schönes Sprichwort:

Zufriedenheit ist keine Glückssache.
Vielmehr hängt sie davon ab,
welche Prioritäten du in deinem Leben setzt.

Ich habe lange gebraucht, um damit zurecht zu kommen, aber jetzt habe ich mein neues Leben akzeptiert. Nur so war es möglich, dass ich den großen 73km-Rennsteig und die 100 km in Biel laufen konnte und meine neuen Ziele nicht aus dem Augen verloren habe.

Irgendwann möchte ich mal das Lied Highway to Hell" eine Woche jeden Morgen hören (Trans-Alpine, 7 Tage) und dann Patrick Bauer gegenüberstehen (Marathon des Sables, Sahara 7 Tage) und sagen: "Merci, Patrick". Wahnsinnsziele, aber nichts ist unmöglich.

You can! Do it!

Liebe Grüße, Eure Susan
Weiterführender Link zum Thema: Susans Burn-Out-Bericht
 
[team/fuss.htm]