Team Bittel
 

Altmühlseelauf – Aller Anfang ist schwer ...  

Autor:  StefanWinkler   E-Mail: steve.winkler@gmx.net
Letzte Änderung: 30.07.2008 22:22:58

Da ist er also, mein erster Laufbericht. Und er handelt von meinem ersten richtigen (Wett-)Lauf, also eine Doppelpremiere.


Hallo!

Ich laufe erst seit Februar 2008. Während eines Trainingslaufs kam mir der Gedanke, dass ich einmal einen Halbmarathon mitlaufen könnte. Der nächstmögliche und auch trainingsmäßig erreichbare Halbmarathon war der Altmühlseelauf. Oft sah ich im Vorfeld auf die Homepage, las mir die Ausschreibung durch, sah mir die Berichte der letzten Jahre an und war unsicher, ob so ein Halbmarathon das Richtige für mich ist. Rational stellte ich mir die Frage, was es mir bringt, dort mit zulaufen. Probieren geht über studieren... Als Bergfex geh ich ja auch nur auf die Berge, weil sie da sind. Also: Online-Anmeldung ausgefüllt und schon kam ich aus der Sache nicht mehr raus.

Ich suchte mir ein paar Trainingspläne, um mich auf den Halbmarathon vorzubereiten, stellte aber fest, das jeder Guru, Laufpapst oder Trainer ein anderes Patentrezept empfiehlt. Eines hatten alle Trainingspläne gemeinsam: man musste laufen, laufen, laufen. Deshalb knallte ich die Pläne in die Tonne und lief einfach so, wie es mir gefiel. Im Nachhinein betrachtet wäre vielleicht der eine oder andere längere Lauf während des Trainings vorteilhaft gewesen... Ansonsten bin ich sehr froh, dass ich mich nicht zum Sklaven irgendeines Trainingsplans gemacht habe. Ich weiß nicht, ob mir das so viel Spaß gebracht hätte.

Am 21. Juli 2008 war es dann so weit. Ich fuhr nach Unterwurmbach. Obwohl ich für die Strecke höchstens 40 Minuten Anfahrt habe, war ich schon zweieinhalb Stunden vorher da. Ich wunderte mich, wie viele Teilnehmer schon auf dem Gelände waren. Ich nutzte die Zeit, kaufte mir einen Kaffee und schaute mir die Leute an. Komischerweise sah ich zumindest Anfangs fast ausschließlich in ernst drein blickende, angespannt wirkende Gesichter. Viele Teilnehmer hatten T-Shirts an, die sie als Finisher irgendeines Langstreckenlaufs auswiesen. Zweifel kamen kurz auf. Bin ich hier richtig? Das sind ja lauter Erfahrene. Etwas verunsichert begab ich mich zur Ausgabestelle der Startunterlagen. Es dauerte nur ein paar Sekunden – ich war überrascht, dass meine Personalien nicht überprüft wurden – und ich hatte meine Startnummer und kurze Zeit später auch mein Armband mit dem Chip. Wirklich gut organisiert.

Gemütlich ging ich zum Auto zurück. Der Parkplatz war inzwischen zur „Vorbereitungszone“ mutiert. Es wimmelte vor Läufern, die sich umzogen, einschmierten, aufwärmten, konzentrierten... Viele schienen sich zu kennen. Und ich? Ich kannte niemanden. Wieder die Frage: Bin ich hier richtig?

Ich musste mich auch umziehen. Als es daran ging, den Brustgurt für meine Pulsuhr umzuschnallen kam mir der Gedanke, ob man so ein Teil überhaupt trägt. Ich schaute auf die anderen Läufer und erkannte niemanden mit Gurt (wie sich später herausstelle sah ich nur den Wald vor lauter Bäumen nicht). Also ließ ich das Teil im Auto. So ein Blödsinn! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich die letzten Jahre bei Entscheidungen bewusst an anderen orientiert habe. Warum machte ich das hier?

Irgendwann ging es zur Startaufstellung. Über 600 Läufer waren angetreten. Ich fühlte mich fast schon unwohl zwischen so vielen Mitläufern. Ich stellte mich ganz außen hin, vor das Schild mit der 2-Stunden-Zielzeit. Auf Grund meiner Trainingszeiten visierte ich eine Zielzeit Richtung 1:55 h an. Vielleicht ginge auch mehr, aber ich wollte mich nicht quälen. Oh, wie ich mich irrte. Ich musste mich quälen. Dazu aber gleich. Kurz nach der Aufstellung setzte sich die Karawane in Bewegung. Erst stop and go, dann langsam trabend und kurz darauf im gewollten Tempo. Es ist schon was anderes, im Pulk zu laufen. Ich fühlte mich immer noch sehr unwohl. Das machte sich auch in meiner Magengegend bemerkbar. Im Ort Unterwurmbach hatte sich das Feld schon etwas auseinander gezogen. Am Straßenrand standen die Einwohner und feuerten uns an. Für mich etwas ganz neues. Ich suchte mir einen Läufer, von dem ich glaubte, dass er mein Tempo läuft. Mit diesem trabte ich dahin. Bei km 3 kontrollierte ich die Zeit und stellte fest, dass wir im 5 min/km-Tempo unterwegs waren. Es lief aber gut ... dachte ich. Also hielt ich das Tempo, obwohl ich mir vorgenommen hatte, keinesfalls schneller als 5:20 min/km zu laufen, weil ich unbeschädigt ankommen wollte. Bei km 5 merkte ich, dass ich das Tempo unmöglich halten kann. Hätte ich ja wissen müssen. Also wurde ich langsamer. Ich hängte mich an eine Laufgruppe, die ein für mich angenehmes Tempo lief. Begleitet wurde die Gruppe von Erwin Bittel, den ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Der trabte immer hin und her, fotografierte und erzählte später sogar einen Witz. Ich musste schmunzeln. Der hatte ja richtig Spaß dabei. Bei der Verpflegungsstation km 6, das war kurz vor dem Altmühlsee, holte ich mir das erste Mal etwas zu trinken. Auch Premiere – im Laufen aus dem Pappbecher trinken. Ich stellte mich ziemlich dämlich an. Inzwischen weiß ich, dass es leichter geht, wenn man den Becherrand zu einem „Schnabel“ faltet. Na ja, so brachte der erhöhte Spritz-Streuungsfaktor meiner Trinkversuche eben noch zusätzliche Erfrischung.

Auf dem Ringdamm des Altmühlsees angekommen standen zwei Männer mit Gitarren, spielen und sangen dazu. Ich musste lachen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mich freute es, dass ich auf der Strecke noch ein paar Mal an Musikern vorbei kam – es waren hauptsächlich Trommler.

So ging es mit der Gruppe dahin. Bei km 10 hatte ich einen Einbruch. Das irritierte mich total. 10 km? Laufe ich normalerweise doch locker. Zum ersten Mal kam Unsicherheit in mir auf, ob ich den Lauf schaffen werde. Wenn s schon nach 10 km so ist, was wird danach kommen? Ich biss aber die Zähne zusammen und quälte mich weiter. Bei km 13 ging es mir wieder gut und das Laufen machte richtig Spaß. Das ging aber nur kurz so. Ab km 17 wurden meine Oberschenkel fest. Rächten sich die ersten, zu schnellen 5 Kilometer? So wild war das doch nicht. Oder? Von der Atmung her ging es gut. Aber meine Beine? „Meine“ Gruppe setzte sich ab, wobei ich nicht weiß, ob ich langsamer wurde, oder die schneller. Optisch gab die Laufgruppe Gas. Hätte ich auch gerne gemacht und hatte ich eigentlich auch vor. Aber meine Beine wollten nicht. Erlösend war das km 20-Schild. Es war nur noch 1 Kilometer. Nur einer! Aber was für einer. So einen harten Kilometer bin ich noch nie gelaufen. Ich weiß nicht warum, aber ich musste mich brutalst quälen, um nicht gehen zu müssen. Vor dem Zieleinlauf saß ein Trommler, bei dem ich mich beim Vorbeischleppen herzlich bedankte (er saß zuvor auch schon irgendwo auf der Strecke). Mir war es auch wichtig, dass ich an jeder Verpflegungsstation ein Danke hechele und auch den engagierten Zuschauern und Musikern zurückwinken konnte. Ich weiß aber bis jetzt nicht, ob das üblich ist. Ich fand es schön, dass Menschen ihre Freizeit opfern, um ein paar „Irre“ anzufeuern. Ich weiß, dass ich künftig lieber zwei bis fünf Minuten Zielzeit opfern werde und solche „Shows“ genießen werde, als mich tunnelblickmäßig abzuhetzen. Na ja, in meiner „Gewichtsklasse“ (Leistungsklasse) spielt das auch keine Rolle.

Ach ja, es kam ja noch der Zieleinlauf. Nach 1:55 h und einer halben Minute kam ich im Ziel an. Dort wurden wir Läufer bestens versorgt. Es gab Bananen, Äpfel, Wassermelonen und verschiedene Getränke. Im Tausch mit dem Chip gab es eine schöne Medaille. Im Zielbereich hielt ich mich nicht lange auf. Ich stellte mich an den Zieleinlauf und feuerte die ankommenden Läufer an. Anschließend wollte ich duschen. Über die offenbar extra für den Lauf selbst gezimmerten Männerduschen musste ich schmunzeln. Tolle Idee. Man muss sich halt zu helfen wissen.

Die Fragen, die mir vor und während des Laufs durch den Kopf gingen kann ich beantworten: Es war auf jeden Fall etwas für mich. Ich habe Feuer gefangen und beschlossen, dass das nicht mein einziger Halbmarathon bleiben wird. Damit beantwortete sich auch meine Frage, ob ich dort richtig sei. Meine wichtigste Frage war aber: „Was bringt es mir, dort mitzulaufen?“. Tja, es brachte mir viel Spaß und die Erfahrung, dass es gar nicht so schlimm ist, mit vielen Menschen zu laufen (eher das Gegenteil). Außerdem kam ich zur Erkenntnis, dass ich das öfter machen werde. Just for Fun. Für die Bestzeit reicht s eh nicht! Vielleicht sogar mal mehr als Halbmarathon…

Euer Stefan, neu im „team bittel“
Weiterführender Link zum Thema: Seite des Altmühlseelaufs
 
[team/fuss.htm]