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13.06.2008 - Biel 100km Autor: HeikeMerk
E-Mail: heikemerk@web.de |
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Seit langem habe ich schon den Gedanken: "Einmal in Biel dabei zu sein". Doch vor 100km habe ich riesigen Respekt! Es ist ein leidensvoller Weg... | ||
Donnerstagabend 12.06.2008, ich bin am Packen meiner Laufsachen für Biel. Innerlich bin ich nervös und sehr gespannt, was da auf mich zu kommt. Eine Nacht Durchlaufen und davor nicht schlafen. 100km? Au weia, ob das gut geht? Bergsteigertechnisch kann ich das, aber Laufen? Keine Ahnung? Freitag reise ich in Biel an. Wolfgang, ein guter Berg- und Lauffreund begleitet mich. Er ist zum 4. Mal dabei. Wir gehen die Strecke mental durch. Höre, es ist ein fast reiner Asphaltlauf. Irgendwie dachte ich, wir laufen im Wald? Da bin ich mal gespannt. Nach 1 Std. Ausruhen im Schlafsack im Kornfeld bereite ich mich vor. 22 Uhr es dämmert bereits. Die Temperatur ideal für kurze Laufkleidung. Es ist kein Regen gemeldet und 6°C für die Nacht angesagt. Kurz vor dem Start gehe ich noch einmal in mich, wieder großen Respekt und Ehrfurcht vor diesen Lauf! Dann der Startschuss und los geht’s. Ich laufe mein Tempo 6:30min/km. Die ersten Kilometer führen durch Biel und man sieht noch etwas von der Stadt, bevor es Nacht wird. Einige Leute stehen am Straßenrand. Es ist anders, als bei anderen Läufen. Keine Musik die mich trägt, keine Kuhglocken, obwohl wir doch in der Schweiz sind. Dann geht es in die Nacht hinaus. Die Läufer bilden eine Kette von „Glühwürmchen“. Es ist schön das anzusehen. In den Dörfern brennen vereinzelt Kerzen vor den Häusern, sehr romantisch! Das Laufen geht gut, die Temperatur ist optimal. Bis 2 Uhr in der Nacht ist alles bestens. Die Verpflegungsstellen sind völlig überfordert. Man muss sich anstellen, ein Gedränge und Warten. Gefällt mir weniger. Aber da muss ich durch, denn ohne Bouillon, Wasser und Cola geht es nicht! Als Proviant habe ich wie immer 2 Mars dabei, lecker. Um 4 Uhr in der Früh bin ich bei km 50, rechne zum ersten Mal die Zeit aus. Wenn ich weiterhin den Schnitt halte, dauert der Lauf 12 Std. das wäre gigantisch. Ich werde müde und meine Füße sind heiß vom Asphalt. Wenn ich die Augen schließe, könnte ich sofort einschlafen, so müde bin ich momentan. Die Motivation verlässt mich. Auch die schöne Glühwürmchenschlange rot-weiß der Läufer und Radler, die sich vor mir und hinter mir her schlängelt, können mich im Augenblick nicht motivieren. Ich motiviere mich damit, dass es in einer ½ Std. anfängt zu dämmern und ich gleich in den schönen „Ho-Chi-Minh-Pfad“ hineinlaufen darf. Ich freue mich auf den Waldboden. Endlich kein Asphalt mehr, Erholung der Beine, die in der Zwischenzeit schwer sind und weh tun. Denke ich. Der Pfad ist ein Traum fürs Auge. Die Vögel beginnen zu zwitschern und künden den Morgen an. Ich habe das Gefühl ich laufe im Urwald. Aber die Steine und Wurzeln sind keine Erholung für die Beine. Es fängt an zu dämmern und ich bin froh über das Licht meiner Stirnlampe. Es ist schwer fürs Auge und die Füße. Ich freue mich doch wieder auf den Asphalt. Echt verrückt, diese Schwankungen der Gedanken. Meine Beine leiden unter diesem Boden. Nachdem wir wieder Asphalt unter den Füßen haben, beginnt mein Sterben der Beine. Ich will nicht mehr! Ich bin müde! Warum tue ich mir das an??? 70km oder 80km-Läufe reichen definitiv! 100km sind doch zu viel? Aber nun sind es nur noch 30 km. Heike schalte deinen Kopf aus und lauf in Trance! Nein ich will mich nicht mehr quälen. Rechne mir die Zeit aus, wenn ich 10 km gehen würde. Dann wären es 14 Stunden, oh je! Das bedeutet bis Mittag laufen. Darauf habe ich keine Lust. Ich versuche meine Beine auszuschalten. Der Kopf sagt laufen, laufen, laufen ohne nachzudenken und irgendetwas zu fühlen. Ich rede nicht mehr, halte bei den Verpflegungsstationen nicht mehr an, nehme im Laufen ein Becher Wasser und Cola. Ich laufe wie in Trance, ein Rädchen das aufgezogen ist. Die km ziehen an mir zu langsam vorbei. Noch 20 km, denke nur: Heike lauf! Ich bin am Überholen und Überholen. Viele gehen, keiner läuft mehr rund. „Km90“ lese ich. Nun weiß ich: noch 10 km, das schaffe ich. Ich kenne meine Stärke nach hinten raus. Und so ist es. Die letzten Steigungen bei Km 92 und km 94 trabe ich einfach weiter. Ich muss nicht gehen! Ich laufe und laufe… Als km 99 erscheint, das Ziel vor Augen, bin ich so glücklich. Überglücklich! Mir laufen die Tränen vor dieser Leistung. Ehrfurcht vor diesem Lauf. - Danke nach „oben“ - 11:39 h, ich kann es kaum glauben. So eine gigantische Zeit. Ein tolles Event, ein anderer Lauf! Ich bin froh in erlebt zu haben. Ein Dank an Wolfgang, mit dem ich zusammen lief. Wir haben mal wieder ein tollen Lauf zusammen gehabt. Salü, die Heike |
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