Team Bittel
 

Voralpenmarathon 24.09.2006  

Autor:  HeikeMerk   E-Mail: heikemerk@web.de
Letzte Änderung: 26.09.2006 11:51:18

Fall und Wiederaufstieg
Sonntagmorgen 7 Uhr Frühstück. Im Kopfe gehe ich noch einmal alles durch. Wie vor jedem großem Lauf. Ehrfurcht und Respekt vor meinem Vorhaben. Das ist wichtig! Nur dann kann man für SICH gewinnen. 9 Uhr Start bei strahlend blauen Himmel und bereits ca. 20 Grad. Es wird ein heißer Lauf werden, d.h. viel trinken. Die ersten km sind sehr mühsam, da der Weg sehr eng und die Läufer sehr gedrängt. Ich finde meinen Rhythmus nicht, einmal schneller, einmal langsamer. Gefällt mir nicht. Auch merke ich, dass meine Beine keine richtige Kraft haben, ignoriere es aber. Dann endlich die 1 richtige Steigung. Ich drossele mein Tempo und laufe. Ich weiß, das kann ich, bin sehr gut auf diesen Lauf vorbereitet. Aber dann passiert es ganz plötzlich aus dem Nichts. Mir wird’s heiß, schwindelig, ich sehe Sternchen. Kurz vor einem Kollaps. Scheiße denke ich, was ist das. Höre sofort mit laufen auf und gehe im Schneckentempo weiter. Alle überholen mich. Bin frustriert und denke, ist das das Ende? Bei einem Lauf, den ich liebe? Meine Beine wie Pudding, meine ganze Energie ist aus meinem Körper gewichen. Was ist nur passiert? Keine Ahnung. 1000 Gedanken gehen mir durch den Kopf. Fühle mich völlig erschöpft. Nun konzentriere dich Heike, sage ich mir ständig, drossele dein Tempo und versuche nur noch das Ziel zu erreichen, alles andere egal. Du kannst das, hast Erfahrung genug. Es erscheint das 10km Schild. Bin völlig k.o, denke übers Aufhören nach. Aber mein Wille sagt nein, mach noch 10km langsam weiter. Trinke und Esse!
Versuche die wunderschöne Landschaft und das herrliche Wetter zu genießen. Motiviere mich selbst. Denke ans Bergsteigen und an andere schwere Läufe. Heike du schaffst das. Meine Beine und mein Körper sprechen eine andere Sprache. Meine Endorphinausschüttung auf Null. Aus der Traum. Nächste Verpflegungsstelle, ich trinke Cola und esse Energieriegel. Schmeckt eklig, aber egal, ich weiß das ist meine einzige Chance. Ganz langsam laufe ich weiter, verfalle in meine Tranceschritt den ich so sehr liebe. Die nächsten km (ca.km15- 23) bekomme ich nicht viel mit. Es geht immer wieder leicht bergauf und ich laufe wieder konstant. Ich merke, dass ich wieder überhole, obwohl ich sehr langsam laufe. Mir wird allmählich bewusst, meine Energie kehrt zurück. Beginne mich wieder zu unterhalten, genieße wieder die Landschaft und rieche die Natur. Ich bin begeistert. Aber ich sage mir, Vorsicht Heike das kann eine Falle sein. Es liegen noch viele anstrengende km vor dir. Es geht bergab und ich lass es einfach laufen. Der nächste Anstieg, geht wieder locker, versuche wieder in meinen Trancelauf zu verfallen. Habe nach wie vor Angst das Ziel nicht zu erreichen.
Dann plötzlich läuft er neben mir, Erwin. Wir reden ein paar Takte und ich denke was will der, soll weiter laufen. Sehr schnell merke ich, er ist mein Geschenk des Himmels! Er passt sich meinem Tempo an und wir laufen gemeinsam weiter. Die km fliegen an mir vorbei. Es ist herrlich. Bei jedem km mehr bekomme ich wieder Energie und Kraft. Erwin motiviert mich enorm. Unser Tempo, die super Lauftipps, die Witze bei jedem Berg. Es ist eine Freude, Genuss pur. Ich sauge alles in mir auf, laufe und genieße. Genieße die wunderschöne Natur und alles drum rum.
Erreiche das Ziel nach 4:39 h zusammen mit Erwin. Ich bin überglücklich. Meine Freude, ich habe keine Worte, so sehr freue ich mich. Ohne Erwin hätte ich niemals an diesem Tag in dieser Zeit das Ziel erreicht. Ich bin ihm unendlich dankbar, dass er das mit mir gemacht hat, obwohl er mich gar nicht kannte. Es gibt wenig Menschen, die so etwas tun. Ich habe allen größten Respekt und Hochachtung vor ihm und kann mich nur noch einmal bedanken.
Ich bin nun seit 15 Jahren in diesem Ausdauersport unterwegs und bin froh endlich mal einen „Normal-Verrückten“ zu treffen. Erwin hat mir so sehr aus meiner Seele gesprochen. Da ich ein Mensch bin, der nicht nach Laufplänen und strengen Mustern läuft. Bis jetzt habe ich immer nur gehört, Heike für eine gute Zeit musst du schnell angehen. Es war mir meist zu schnell und die 2 Hälfte sehr mühsam. Nun werde ich es ändern und so machen, wie mir es mein Bauch schon lange sagt. Erwin hat mich darin bestätigt und der heutige Lauf hat es mir klar gezeigt.
Der Lauf wird mir aus vielen Gründen unvergessen und in sehr guter Erinnerung bleiben. Nun heißt es erst mal 4 Wochen Laufpause und dann schau ma mal...

Heike, jetzt etwas anders auf das Laufen blickend




 
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