Team Bittel
 

10.09.2006 - 1. Eger-Marktredwitz Marathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 20.09.2006 02:10:14

Grenzübergreifender Lauf von Gartenschau zu Gartenschau. Viel Wald, grüne Landschaft und familiäre Atmosphäre vom Start bis ins Ziel.

Hallo!

Marktredwitz liegt malerisch im Fichtelgebirge, im äußersten Nordosten Bayerns und ist gut mit dem Zug zu erreichen. Wir kommen mit dem Auto und finden den Start trotz Morgennebel leicht, die Ausschilderung ist prima. Trotz spätsommerlichen 25°C während des Laufens später, jetzt morgens ist es kalt. Wir erhalten unsere Baumwollstartnummer, nie so etwas gesehen: zum umbinden. Egal, ich pinne sie an mein Shirt und lasse die 4 Schnüre modisch lässig baumeln. Ich bin heute gekommen, einen ruhigen Landschaftslauf (500 Höhenmeter) zu erleben, und um Fotos zu machen. Uns 45 Marathonis und 35 21km-Läufer begrüßt ein hierfür überaus großes Helferteam. Ich bin wegen erst 7 h morgens nicht sehr gesprächig. Mit einem Bus werden wir Läufer um 8:45 h nach Eger gefahren, die Halbmarathonläufer später nach Arzberg. Nur wir laufen über die Grenze. Ein lustiger Gedanke überkommt mich: ohne Ausweis über die Grenze laufen.
In Eger am Marktplatz ist Sonne pur, als wir 20min vor dem Start um 10 h ankommen. Nicht mehr viel Zeit. Umziehen findet im städtischen öffentlichen Toilettenhaus statt, zum Glück sind wir nur wenige. Etwas Dehnen an einer Bank, außer uns Läufern ist am Sonntagmorgen noch fast niemand unterwegs. Wir stellen uns etwas verloren zwanglos neben dem tschechischen Polizisten und einer Dame mit der Startpistole auf. Alles etwas skurril. Aber lustig. Und schon laufen wir, vorbei an der Kathedrale, and er Burg ins Gartenschaugelände. Das alles haben wir zunächst alleine für uns. Dann in der zweiten Runde in Eger steht applaudierend eine Schar Besucher am Eingang zur Gartenschau. Drinnen spielt eine original Egerländer Frauengruppe mit Akkordeon, deutsche Rentnergrüppchen grüßen uns. Ein paar von uns kennen sich. Wir 7 laufen zusammen als Führungsgruppe bis etwa km6, als erst das erste Schild kommt dem Motorrad hinterher. Ich laufe neben Mike, dem einzigen Tschechen in unserer Truppe. Er kann ein wenig Deutsch, ist aus Karlsbad. Wir sind recht flott unterwegs trotz der Anstiege, die wir schon hatten. Jürgens GPS-Messer bestätigt die gute Genauigkeit der Markierungen. Jetzt laufen wir weiter plaudernd zur Grenze hin, auf der breiten Landstrasse ohne Verkehr. Voraus fährt jetzt ein CZ-Policie-Auto. Große Schilder deuten auf Saunaclubs, einige Angler nutzen bereits die gute Morgenstunde. Unser km9-Verpflegungsstopp ist neben einem Touristenshop, wo schon Autos zum Hamsterkaufen parken. Erstes Publikum. Ich trinke einen Becher Wasser und muss mal in den Busch. Mike, der führende Tscheche hat sich vor uns abgesetzt, läuft jetzt 500m voraus. Er will sichtlich gewinnen heute. Jürgen, Anton und Manfred habe ich nur wenige Meter hinter mir gelassen, weil ich jetzt gesprächslos ein Stück alleine laufen möchte. So sehe ich die unberührte Natur besser.
Bis zur Grenze bei km13 im Wald bringt uns Policie, ab dann wartet eines der Motorräder auf uns. Ich sehe kein Grenzschild oder –kontrollen. Außer meiner Kamera hätte ich eh nichts vorzuweisen. Im Wald geht es wellig weiter, mal den Hügel rauf, mal den Berg runter. Ich genieße das Alleinlaufen, fliege ruhig über die grüne Natur, vorbei an Feldern und Wiesen. Mal Radweg, mal Asphalt. Schirnding schläft noch, nur vereinzelte Zuschauer, die jedoch freudig zurufend. Eine Hand voll Schulkinder hängen am Zaun und staunen als ich stehen bleibe und sie knipse. Ich muss noch mal ins Gebüsch. Bei km21 in Arzberg erwartet uns schon auseinander gezogenes Läuferfeld etwas Publikum. Hier ist auch in 1 Stunde der HM-Start. Leider treffe ich Susanne nicht, die hier startet. Ich habe mir gut gemerkt, dass es von km21-km25 bergauf geht. Mike ist jetzt nur noch 200m vor mir, Tendenz abnehmend. Ich beschließe, ihm nach dem Berg Gesellschaft zu leisten. Mein Laufen ist prima eingeteilt, sagt mein Gefühl und die Pulsuhr nickt.
An der Getränkestelle km27 nehme ich einen Becher Iso-Getränk, Wasser mag ich nicht mehr. Die Helfer sind sehr aufmerksam, Getränke und Bananen gibt es häufig. Ich laufe jetzt eine Weile neben Mike, doch meine Füße wollen weiter. Dass ich jetzt in Führung laufe ist nicht meine Absicht. Egal. Ich grüße die uns immer begleitenden Motorradfahrer. Sehr selten, aber heute geht mein Schuh auf. Und genau als ich mich ins Gras setze um ihn neu zu schnüren, rasen Jürgen und Toni an mir vorbei. Ich glaube ich spinne haben die jetzt bei km29 einen schnellen Schritt drauf. Ich schließe mich ihnen an, auch wenn es einen Tick schneller ist als ich wollte. Sie haben die Schwäche von Mike ausgenutzt und sind schnell an ihm vorbei gelaufen. Okay. Ich finde Gesellschaft und etwas plaudern jetzt wieder angenehm und beschließe mit ihnen zu laufen. Trotz des hohen Tempos erzählen wir uns noch viel. Natürlich v.a. übers Laufen. Bei km32 lacht Jürgen: „meinen 293ten Marathon könnte ich heute gewinnen und die € 10.000 Preisgeld gut gebrauchen“. - „Ein Scherz“ sagt er zu Toni und mir, „lauft ruhig weiter, ich kann bald nicht mehr“. Toni bläst auch schon, sieht aber noch fit aus. Er fragt ständig nach Bier. Keiner von uns will ohne den anderen laufen. So bleiben wir zusammen, mal der eine, mal der andere 5m hintendrein. Immer wieder finden wir uns und dieses Gruppengefühl macht uns so viel Spaß, dass wir beschließen, wenn wir bis zum Ende zusammen bleiben können, dann laufen wir gemeinsam ins Ziel. Zu dritt!“ Was für ein Gedanke. Ob es das schon mal gegeben hat?

Und in der Tat beflügelt uns dies, wir halten unser hohes Tempo, verlaufen uns leider kurz an einer Trinkstelle, weil das Führungsauto dort stehen blieb. Aber das macht nichts. Jürgen sorgt sich wiederholt, es könnte jemand von hinten kommen. Aber Toni sieht nichts. Worüber Jürgen sich sorgt? Ich für meinen Teil finde es lustig, die 3 Musketiere auf dem Weg zum Sieg. Wir laufen in die bunte Gartenschau Marktredwitzs ein, müssen uns leider den Weg durch die Besucher oft frei rufen. Ein Führungsfahrrad vor uns wäre gut. Der km40 stimmt nie, „viel zu lang“, schnaubt Jürgen und ersehnt endlich das Ziel. Toni ist still 2m hinter uns.

Und in der Tat laufen wir zu dritt ins Ziel, Toni wird fast ohnmächtig, er habe zum ersten Mal einen Marathon gewonnen! – Und endlich bekommt er (alkoholfreies) Bier in Mengen. Jürgen ist ausgepowert, doch wie ich freut er sich auch riesig über den Sieg. Ist schon toll. Wir setzen uns in die Sonne, ich hole mir eine Flasche Spezi, noch eine und dehne mich. Ein gelungener Lauftag, eine wunderschöne Strecke, beste Verpflegung.

Verbesserungswert ist wenig, nur: in den Ortschaften führt die Strecke leider immer wieder unerwartet von der Hauptstraße weg und gleich wieder dorthin zurück. Bergig und hakig zu laufen um die Häuserecken. Darauf könnte verzichtet werden.

Aber jetzt zu den 15 Kuchen! Der Sprecher interviewt mich und gratuliert. Auf Bierbänken stoßen die mehr werdenden Zuschauer auf die jetzt nach und nach einlaufenden Marathon-Finisher an. Das Familienfest beginnt. - Ich dusche, lasse mich genüsslich massieren. Ah, tut das gut. Es ist richtig schön warm jetzt, wir sitzen auf den Stufen und lachen über unseren Sieg während die ausgiebige Siegerehrung vorbereitet wird. Ein Pokal für jeden Sieger/in, Urkunde, T-Shirt und Kuchen, Kuchen, Kuchen…

Es grüßt Euch

Erwin



 
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