Team Bittel
 

20.05.2006 - Rennsteig Supermarathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 25.05.2006 23:26:43

73km über Berge, mein erster Ultra. - Davor hatte ich großen Respekt. - Jetzt, 2 Tage danach geht es mir wieder gut. - (Bericht von Brigitte Traut)
Hallo Rennsteig-Läufer und alle, die Ihr Euch dafür interessiert,

ich möchte Euch von meinem ersten Ultra am „Rennsteig“ berichten, jetzt, 2 Tage danach, da unseren Knochen mittlerweile wieder besser geht. Wir wären am Samstag wahnsinnig gern noch ins Festzelt in Schmiedefeld zum Feiern geblieben. Aber mir ging es einfach schlecht. Völlig durchnässt bin ich in das Umkleidezelt. Und dort stand dann wie ein Häufchen Elend im Eingang. Habe gerade noch, direkt am Eingang eine Ecke zum Ausziehen gefunden. Die Hände waren so steif gefroren, dass ich mich kaum ausziehen konnte, geschweige denn, den Rucksack mit den trockenen Klamotten öffnen konnte. Ich konnte gar nicht so schnell zittern, wie ich fror. Dann hinüber in die Dusche. Leider kam das Wasser nur sehr spärlich aus dem Hahn. Dann wieder schlotternd vor Kälte hinüber ins Umkleidezelt. Und danach stand ich draußen im Regen und suchte meinen Mann Helge und die Mädchen. Da fragte ich mich ernsthaft: wieso habe ich mich gerade geduscht? Ich sah schon wieder genauso schlamm-verspritzt aus wie vorher. Helge habe ich über’s Handy erreicht. Wir holten dann erst einmal unser Köstritzer-Bier ab. Die Mädels warteten derweil im Zelt. Dann holten wir uns noch die 4 Suppen ab. Ich kann Euch sagen, meine Hände haben so gezittert, dass mir die Suppe über die abgefrorenen Finger lief.
Helge hat mich dann ein wenig gewärmt. Die Suppe tat von innen her ihr übriges und danach machten wir uns schnurstracks zum Bus. Im Hotel angekommen, stand ich erst einmal eine Viertelstunde unter der heißen Dusche. Und nachdem ich mich in frische Sachen gehüllt hatte, ging es mir auch wieder besser. Und die Knochen: Die gehören mittlerweile wieder zu mir. Am Abend gingen wir gut essen und danach zeitig ins Bett. Am Sonntag fuhren wir auf dem Nachhauseweg in Bad Salzuflen in die Keltentherme. Mein Gott war das schön! Das war eine Entschädigung für die Qualen des Vortages. Trotz allem werde ich mit Sicherheit noch einmal diesen „langen Kanten“ laufen. Und die 100 km von Biel schrecken mich auch nicht mehr. Mir kam während des Laufs kein einziges Mal der Gedanke auf, den Lauf abzubrechen, auch nicht als es zu regnen begann und noch 25km vor mir lagen.
Helge hat höllische Schmerzen im linken Knie und ist sich nicht sicher, ob er noch einmal einen Ultra laufen wird. Doch wir waren von der Landschaft und von der Verpflegung recht angetan. Der „Schleim“ hat uns sehr gut geschmeckt. Der Lauf war eine ganz neue Erfahrung. Schon allein die Tatsache, dass man die „Hügel“ nicht lief, sondern ging, erstaunte mich immer wieder.

Ja, der Rennsteig-Lauf wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Den Beinen geht es komischerweise wieder erstaunlich gut. Man gewöhnt sich an alles. Der Start und das Ziel war für mich ein ergreifendes Erlebnis. Schon allein die Musik von Andrea Bocelli und Sarah Brightmann ließen mir die Tränen in die Augen steigen. Ich schaute nur nach vorne und dachte so für mich: Mein Gott, nun ist dieser Tag endlich da, auf den du so lange hintrainiert hast und nun kannst du nicht mehr zurück. Du musst dich diesen 73 km stellen. Es war wirklich ein Weg ins Ungewisse. Chantal (14) sagte mir gestern Abend noch: „Mama, als ich dich ins Ziel habe kommen sehen und du mir so überglücklich in die Arme gefallen bist und geweint hast vor Freude, konnte ich auch nicht anders. Auch mir sind die Tränen heruntergekullert. So stolz war ich auf Euch.“ Diese Worte aus dem Munde der Tochter taten richtig gut. Sowas kriegt man von unseren zweien (Enya ist 15) nicht immer zu hören. Da fallen ganz andere Ausdrücke.
Tja, nun liegt der Lauf schon wieder 2 Tage zurück und wir sind am überlegen, was wir als nächstes in Angriff nehmen wollen. Ist doch richtig gaga, oder? Geplant für den Herbst haben wir noch nichts. Eventuell wollen wir in Basel oder Karlsruhe den Halbmarathon mitlaufen. Vielleicht auch noch einmal den Schwarzwald-Marathon in Bräunlingen. Es ist alles offen. In New York oder Boston wollen wir irgendwann auch mal mitlaufen. Die 100 km in Biel würden mich ja auch reizen. Und nachdem ich nun weiß, dass ich 73 km schaffe, ist das auch kein Thema mehr. Das einzige, was mich an diesem Lauf stört ist, dass er erst abends um 22.00 Uhr beginnt und man in die Nacht hineinläuft. Solche Gedankne so kurz nach dem „Rennsteig“, das hätte ich vorher nicht gedacht. Ehrlich.
Nun wünsche ich Euch Mitläufern noch gute Erholung und viele Grüße aus Bad Bellingen, Ortsteil Hertingen (600 Einwohner) im Markgräflerland (sog. Dreiländereck Elsass, Schweiz, Deutschland)

Eure Brigitte

P.S.: Fotos von uns am Rennsteig findet Ihr unter www.team-bittel.de/team/veranstaltungen_2006/20060520_rennsteig.htm



 
[team/fuss.htm]