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Partnerjogging - ...duscht Du schon, oder läufst Du noch ?!? Autor: JochenBrosig
E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de |
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Untertitel: „Mit Dir laufe ich nicht mehr!“ Was macht man als Läufer und Ehemann, wenn der Sohn bei den Großeltern ist? Genau, man macht mit sich mal wieder mit seiner Frau auf die Socken. |
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Samstag. Tag des ausgiebigen Familienfrühstücks. Gudrun und ich mussten es uns heute erst verdienen. Momentan läuft sie meistens 13 KM um den Dechsendorfer Weiher. Aber immer dieselbe Strecke ist doch langweilig, so überredete ich sie zu einer neuen Runde. Na dann mal los! Ich hatte meine Lieblingsstrecke geplant über Hemhofen zur „Roten Marter“. Dort gibt es eine Weggabelung. Ich laufe links die 17 KM-Strecke und Gudrun sollte geradeaus laufen, genau 13 KM. Das ist optimal für uns beide. So kommt sie kurz vor mir zu Hause an und bis ich die Brötchen geholt habe, ist sie schon fertig geduscht. Außerdem kann ich nach der Weggabelung 10 KM in GA 2 laufen. Vorher joggen wir 6 KM gemeinsam. So weit die Planung. „Nach der Gabelung musst du beim zweiten Weg rechts abbiegen. Kurz nach dem Bauwagen. Dann an der ersten Kreuzung wieder rechts. Läufst also auf Deiner bekannten Strecke nach Hause. Also rechts, rechts!“ So trabten wir los, ganz gemütlich. Wir unterhalten uns über dies oder das. Niemand stört uns. Kein Telefon, kein klingeln an der Haustür oder quengelnder Junior, der Hilfe bei den Hausaufgaben braucht. An der „Roten Marter“ weise ich Gudrun noch mal ausdrücklich auf ihre Strecke hin, denn mit der Navigation hat sie manchmal Schwierigkeiten. Dann starte ich zu meinem 10 KM Tempolauf. Vielleicht hole ich sie doch noch ein, denke ich mir. 1,2,3 im Sauseschritt geht es um den Dechsendorfer Richtung Heimat. Am Waldausgang kommt mir Ulrike entgegen: „Hast Du Gudrun gesehen?“ „Nein“, und schon ist sie vorbei. Irgendwie komisch, unser Weg führt bei Ulrikes Haus vorbei. Dann ist meine holde Gattin aber gut drauf. Respekt. Im vorbeilaufen schnappe ich eine Unterhaltung von zwei Rentnern auf. „Na Karl, wie gedds?“ „Gedd scho.“ „No, dann gedds ja.“ Schon bin weiter, bevor ich den Schluß der Unterhaltung höre. Wahrscheinlich: „Adela, mer red ja net, mer waaft fei bloß, gell?“ Zuhause angekommen, stelle ich fest, dass sie noch nicht da ist. Gudrun hat den Schlüssel dabei, so komme ich auch nicht rein. Also hole ich erst einmal die Brötchen. Es kann ja nicht lang dauern. Die Brötchen sind vorbestellt, also kein Problem. Ich komme beim Bäcker um die Ecke. In der einen Hand den Brötchenkorb, mit der anderen will ich gerade zum Winken ansetzen, denn meine liebe Frau kommt gerade angeflitzt. Hochroter Kopf, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen gepreßt. Ich verharre in der Bewegung, lasse den Arm wieder sinken, suche Deckung, als ich den Gesichtsausdruck sehe. Zu spät, sie hat mich schon entdeckt. Dann bricht es über mich herein. „Mit Dir laufe ich nicht mehr!“ Folgendes war passiert: Ich biege an der Gabelung ab. „Da zieht er los, hoffentlich finde ich den Weg!“, denkt sie sich und läuft über die Weggabelung. Vorne geht ein Weg rechts ab, aber wo ist der Bauwagen. Etwas unsicher biegt sie ab. Freundlich grüßt sie einen vorbeikommenden Läufer. Aus dem Kiesweg wird kurz darauf ein Trampelpfad. „So ein Heini, warum hat er keinen vernünftigen Weg ausgesucht?“ Mittlerweile ist kaum noch ein Weg zu erkennen. Die Bäume wehen im Wind, manchmal knackt es hinter ihr. Wird sie verfolgt? Etwas unheimlich ist es schon. Jetzt wird es auch noch sumpfig. Umkehren? Kommt nicht in Frage! Die Landschaft passt überhaupt nicht zu meiner Wegbeschreibung. Sie wundert sich immer mehr und läuft trotzdem weiter. Aha, ein Lichtblick. Da vorne kommt jemand. Sie kann nach den Weg fragen. Den Punker an sich, mit Irokesenschnitt und Tätowierungen, hätte sie noch verkraftet, aber der Kampfhund an der modischen 100 m Leine war zu viel für sie. Sie macht Tempo und schaut, dass sie weiter kommt. Mittlerweile geht es ihr wie E.T. Sie will nur noch nach Hause. Der Läufer begegnet ihr wieder. Nach dem Weg zu fragen war ihr zu peinlich. „Wer um diese Zeit alles unterwegs ist? Und der Depp schickt mich allein los.“ An der nächsten Ecke kommen ihr 2 total besoffene Skin Heads mit Bierflaschen in der Hand entgegen. Bloß schnell vorbei laufen, heißt die Devise. Ihre Gedanken drehen sich im Kreis und sie denkt zurück an den März dieses Jahres. Unterwegs zur Mutter-Kind Kur nach Aschau im Chiemgau. Bei gemütlicher Fahrweise von Erlangen aus in 3 Std. zu erreichen. Sie hatte sich am Münchner Kreuz hoffnungslos verfahren. "Mama, ich glaube wir kommen nie mehr an", jammert Jonas von der Rückbank als sie das Ortsschild von Garmisch passieren. Nach 6 endlosen Stunden war der Horrortrip zu Ende. Noch heute läuft es ihr kalt den Rücken hinunter beim Gedanken daran. Wieder zurück im hier und jetzt: Hörte sie da nicht Autos? „Die Straße nach Baiersdorf!“ Sie beschleunigt ihr Tempo, kämpft sich durch ein Dornengebüsch und kommt auf die Straße. Alles ist gut! Sie kennt sich wieder aus und trabt nach Hause. „Das konnte ja nicht gut gehen. Er kann einfach keinen Weg beschreiben.“ Wie kann ich das nur wieder gut machen? Vielleicht mit der neuen Polar Boomerang B636w Modell women mit GPS und Navi. Mit der findet man immer seinen weg. Oder doch lieber mit einem Überraschungsfrühstück? Oder noch besser ein paar Schuhe, dann ist alles wieder gut. Keep on running and smiling Jochen Brosig Röttenbach, den 21. August 2005 www.langstreckenteam.de |
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