|
6. Biberttal-Marathon bei strahlendem Sonnenschein und in familiärer Atmosphäre Autor: MichaelSchulz
E-Mail: marathon.michael@gmx.de |
Natürlich, fränkisch, romantisch |
Biberttal-Marathon... Wo ist denn das eigentlich, das Biberttal? Ein Blick auf die Karte gab mir Aufschluss. Start und Ziel ist in Ammerndorf, einem kleinen fränkischen Dörfchen. In der Nähe von Fürth bei Nürnberg. Gar nicht so weit von Coburg entfernt, dem Ort, in dem ich wohne. Also warum nicht mal beim Biberttal-Marathon mitmachen? Einfach so, ganz locker, als langsamen ultralangen Trainingslauf. Gemeinsam mit meinen Freunden Markus und Axel machten wir uns also am Sonntag (19.06.2005) in aller Frühe auf den Weg nach Ammerndorf. Nach gut 1 ½ Stunden Autofahrt erreichten wir den kleinen Ort. Er war wirklich klein, total beschaulich. Fachwerkhäuser, eine kleine Straße, ein kleiner Fluss und mittendrin der Start- und Zielbereich des Marathons. Das Umfeld dieser Veranstaltung war geprägt von kleinen Zelten, Bierbänken und Essensständen. Wenn da nicht ein großes Schild mit der Aufschrift „6. Biberttal-Marathon“ gewesen wäre, hätte es sich genauso gut um ein Dorffest handeln können. Auch der Zielkanal war kaum größer als ein Radweg. Kein Vergleich mit den großen Marathons. Keine Wartezeit bei der Startnummernausgabe, der Parkplatz gleich gegenüber und nebenan die Turnhalle zum Umziehen und Duschen. Ein Marathon der kurzen Wege. Dass es sich hierbei nicht um eine Massenveranstaltung handelte, wurde mir spätestens beim Start des Marathons bewusst. So ca. 90 Läuferinnen und Läufer fanden sich ein, als der Startschuss für die 42,195 km fiel. Wenig später wurden dann der Halb-Marathon und danach der 10 km-Lauf gestartet. Ingesamt waren es ca. 450 Laufbegeisterte, die sich auf die verschiedenen Strecken machten. Eine weitere Besonderheit des Biberttal-Marathons ist die Laufstrecke. Es handelt sich dabei um eine flache Strecke, die beim Marathon 4 mal zu laufen ist. Also hin, zurück, dann durch den Start-, Zielbereich und dann noch mal hin und wieder zurück. Eine Pendelstrecke sozusagen. Nachdem wir die ersten Kilometer durch Ammerndorf zurückgelegt hatten, ging es hinaus in die weite Flur. Na gut, nicht ganz, denn die Strecke führte zunächst über Radwege an der Landstraße entlang, später dann über Forst- und Waldwege. Im lockeren Laufschritt bin ich mit Markus losgegangen. Unser Ziel war eine Zeit so um die 4:30 h. Schließlich sollte es ja ein Trainingslauf sein. Andere waren da ambitionierter, denn das Läuferfeld zog sich relativ schnell auseinander. Obwohl es nur eine beschauliche Laufveranstaltung war, waren doch einige (regionale) Größen am Start. So zum Beispiel Robert Wimmer, der den Trans-Europa-Lauf gewann oder Achim Heukemes, der im Frühjahr diesen Jahres 4.600 km in 43 Tagen durch Australien für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien gelaufen ist. Und nicht zu vergessen mein Freund Erwin Bittel, der den allerersten Biberttal-Marathon vor 5 Jahren gewonnen hatte. Weit weg waren sie bereits, als wir den 1. Versorgungspunkt nach 3 km erreichten. Erstmal was trinken. Viel trinken, denn die Sonne brannte bereits auf uns herab. Auf dem ersten Teilstück der Strecke war kaum Schatten. Erst nach 7 km ging es dann in auf den Waldweg und wir konnten uns ein bisschen vor der Sonne verstecken. Die Versorgungspunkte waren reichlich bestückt. Es gab Wasser, Iso-Getränke, Cola, Äpfel und Bananen und sogar noch ein paar Schwämme zur Abkühlung. In der 2. Runde haben uns Feuerwehr und die fleißigen Helfer Läuferduschen eingerichtet. Diese Erfrischungen nahmen wir dankend an, denn das Thermometer kletterte bis auf 31 Grad. Kurz vor dem 1. Wendepunkt kamen uns schon die ersten entgegen. Schnell sausten sie an uns vorbei. Trotz des hohen Tempos sahen sie noch frisch aus. Im Gegensatz zu mir. Denn irgendwie hatte ich meinen Rhythmus noch nicht gefunden. Mein Knie schmerzte ein bisschen und auch der Kopf spielte ein bisschen verrückt. Vielleicht laufe ich ja nur die 21 km, dachte ich mir. Na mal schauen. Erstmal laufe ich weiter. Mein Freund Erwin kommt mir entgegen. Auch er ist schnell unterwegs. Wohl unter den ersten 20, glaube ich. Endlich erreichen auch wir den 1. Wendepunkt und es geht wieder zurück in Richtung Ziel. Ich versuche, mich mehr auf mich zu konzentrieren, meine Schmerzen zu vergessen. Ich beobachte die Läuferinnen und Läufer, die uns entgegen kommen. Dann geht es wieder in die pralle Sonne und in der Ferne ist auch schon der Kirchturm von Ammerndorf zu erkennen. Ich mag die Hitze. Ich laufe gerne, wenn die Sonne auf mich herunterbrennt und ich mit der Umgebung zerschmelze. Langsam finde ich auch meinen Rhythmus. Und die Schmerzen im Knie sind weg. Mit Applaus und Musik werden wir in Ammerndorf erwartet. Der Sprecher ruft unsere Namen und wünscht uns viel Glück für die 2. Runde. Wieder geht es hinaus. Am Ortsende nehmen wir die letzten Anfeuerungen der Zuschauer mit, dann geht es wieder in die Einsamkeit der Strecke. Es läuft gut. Und obwohl wir diese Pendelstrecke schon zweimal gelaufen sind spielt auch mein Kopf mit. Vor dem Rennen hatte ich die Befürchtung, dass es meine Gedanken sind, die mich ein bisschen lähmen könnten. Schließlich kenne ich die Strecke jetzt schon fast auswendig. Die Ortsnamen, die Tankstelle, die irgendwann zu unserer Rechten liegt und die Überquerung der Hauptstraße. Aber nichts dergleichen. Ich laufe einfach. Und schaue mich um. Komisch, auf der 1. Runde habe ich das alles gar nicht so wahrgenommen. Vor allem die Strecke durch den Wald, durch den wir wie durch einen großen, grünen Tunnel laufen, ist sehr attraktiv. Eine Landschaft, wie sie für Franken kaum typischer sein könnte. Hügelland, dicht bewaldet. Ab und zu schlängelt sich ein Flüsschen durch die Wiesen, hier und da ein einsames Gehöft. Umrahmt wird das ganze von einem satten Grün in den verschiedensten Tönen. Landschaftlich hat der Marathon viel zu bieten, obwohl das am Anfang gar nicht so ausgesehen hat. Die Führungsgruppe ist schon lange vorbei, als wir den Wendepunkt erreichen. Viele entgegenkommende Läufer feuern uns an. Wir klatschen zurück und wünschen ihnen alles Gute. Wieder ein Verpflegungspunkt. Wir halten kurz an, trinken zwei Becher Cola. Die Helfer, die ja auch schon einige Stunden auf den Beinen sind, haben ein Lächeln und aufmunternde Worte für uns parat. Langsam kommen wir in Zielnähe. Ammerndorf liegt vor uns und wir gut in der Zeit. Noch einmal stoppt die Feuerwehr die Autos für uns, als wir über die Landstraße laufen. Dann geht es hinein in den Ort. Die ersten Zuschauer erwarten uns schon, freuen sich mit uns, klatschen. Noch einmal durch die Feuerwehrschlauchdusche und dann geht’s leicht bergab ins Ziel. Nach 4:30 h erreiche ich gemeinsam mit Markus die Ziellinie. Unser Freund Axel, der vor uns angekommen ist, macht ein paar Fotos. Erwin, der insgesamt 6. wurde, erwartet uns auch schon. Wieder einen Marathon geschafft! Eine Hitzeschlacht war es, aber doch schön. Fazit: Der Biberttal-Marathon ist eine Veranstaltung der besonderen Art. Ein fast familiärer Marathon, ein Marathon der kurzen Wege, ohne Wartezeiten. Die Pendelstrecke, die auf dem ersten Blick ein bisschen langweilig erscheinen mag, hat doch ihre Vorteile. Zum einen ist sie eine Strecke der Begegnungen. Ständig sieht man Läufer, kann sich gegenseitig unterstützen. Zum anderen ist sie auch ein Training für mentale Stärke. Denn spätestens nach dem 2. Wendepunkt kennt man sie fast auswendig. Und obwohl wir anfangs lange parallel zu einer Landstraße laufen, hat die Strecke auf dem 2. Abschnitt landschaftlich viel zu bieten. Die Versorgung unterwegs wurde von zahlreichen freundlichen Helfern optimal sichergestellt. Trotz der hohen Temperaturen musste niemand an Durst leiden. Und hinterher gab es ein gemütliches Beisammensein bei Musik, Kaffee und Kuchen. Fast familiär. Euer Michael Schulz vom "Team Bittel" |