Team Bittel
 

Blöde Sprüche, gute Antworten  

Autor:  JochenBrosig   E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de
Letzte Änderung: 29.05.2005 14:34:56

Blauer Himmel. Strahlender Sonnenschein. Was will man/frau als Läufer mehr? Wie schön wäre es doch, jetzt eine kleine Runde zu drehen. Oder mit Uschi und Brigitte den Pegnitztal-Lauf in Vorra zu laufen. Doch was mache ich? Ich sitze hier in der Stube rum.
Der Familienbrunch am Sonntagmorgen hatte von Anfang an nicht in mein Konzept gepasst. Die Highlights waren ein Monolog meines Schwagers bezüglich dessen beruflicher Weiterentwicklung, eine Diskussion über die Höhe der Krankenkassenbeiträge und das allgemeine Entsetzen wegen der Preise für Dieselkraftstoff gewesen. Als die Diskussion direkt von Benny XVI. über die NRW-Wahl zur bevorstehenden Bundestagswahl überging, war ich schon längst nur noch körperlich anwesend. Ich ünterdrückte mehrfach ein Gähnen und dachte wehmütig daran, dass ich mich normalerweise in Großenseebach auf unserer Trainingsrunde befinden würde.

Zu Hause hatte ich das Bedürfnis zu entspannen. „Ich glaube, ich muss mal ein bisschen abschalten“, sagte ich zu Gudrun. „Hast Du etwas dagegen?“
„Lauf schon los“, bekam ich als Antwort.
Ich startete, wie immer, direkt vor der Haustür. In Hemhofen hatte ich wieder mal ein Erlebnis aus der Kategorie „Was man/frau beim Laufen so alles erlebt“.


„Hopp, hopp, junger Mann!“ Der Spruch kam von Hemhofener Landfrauen, die ihren Sonntagsspaziergang absolvierten. Sie nickten mir freundlich lächelnd zu und machten sogar Platz, als ich in den Wald einbog und lächelnd weiter lief. Immer wieder sind wir dummen Kommentaren ausgesetzt. Die Palette reicht von „Hopp, hopp, hopp“ über „Schneller“, bis zu „Was, schneller geht´s nicht?“.


Läuferinnen sind noch öfter solchen Kommentaren, nicht selten von irgendwelchen Machos, ausgesetzt. Gerade im Frühling und Sommer laufen Sprücheklopfer hormonbedingt zur Höchstform auf. Meistens ist hier ignorieren die beste Antwort. Aber manchmal denke ich mir schon: „Da hättest Du doch etwas originelles erwidern können“.

Hier Gudrun´s und meine Favoriten auf die drei meist genannten Kategorien:

„Hopp, hopp, hopp“ - „Neidisch?“ oder „Und, wo bleibt mein Applaus?“

„Was, schneller geht´s nicht?“ - „Bei mir schon – aber bei Dir?“

Gudrun´s Top-2-Antworten für Frauen auf den Spruch:

„Na Süße!“ „Oh ja, ich find mich auch toll!“ oder
„Das Kompliment kann ich leider nicht zurückgeben!“

Mehr Tipps für erfolgreiches Kontern: Cicero/Kuderna, Clevere Antworten auf dumme Sprüche, erschienen 2001 im Verlag Junfermann.

Das hätte ich mir mal besorgen sollen, denn heute war Großkampftag. Hinter der Biegung kam mir eine Formation Nordic Walker entgegen. Weitere Begegnungen folgten. Zwei Spaziergänger, 5 Radfahrer, eine Gruppe Wanderer und mehrere Hunde. Die natürlich alle entweder „Machtnix“ oder „Tutnix hießen und nur spielen wollten. „Die rote Marter-Runde war heute offensichtlich überlastet. Daraufhin beschloss ich den schmalen Pfad Richtung Friedelberg-Hütte zu nehmen.


Normalerweise ein Geheimtipp, aber heute ….. Kurze Zeit war Ruhe. Doch nicht lange. Zwischen das Vogelgezwitscher mischte sich das Klirren von Bierkrügen, Gelächter. „I was made for loving you, Baby. You was made for loving me“, dröhnte es aus den Lautsprechern. Der Trachtenverein “Gut drauf” feiert sein 10-jähriges Bestehen.
“Tankst du Diesel oder Normal?”, rief einer als er meinen Trinkgürtel sah.
„Diesel“, antwortete ich. „Idiot“, dachte ich mir.
„Pass auf, dass der Sprit nicht einfriert!“ „Hahahahahahahha“
„Pass auf….Hahahah ..dass Hahahah, der war gut!“
Ich beschloss mein Tempo zu erhöhen und den Heimweg anzutreten.


Ein bisschen Lauf-ABC, ein zwei Steigerung, gleich bin ich daheim. Schon seit längerer Zeit hatte ich ein dringendes Bedürfnis. Doch am Waldausgang merkte ich, dass es bis nach Hause nicht mehr zu schaffen war. Ich bremste ab. Komischerweise, musste ich an Robert Lemke denken: „Machen sie bitte eine typische Handbewegung!“ Hier waren es ja zwei. Einmal die des Läufers beim Abdrücken der Pulsuhr und dann, na ja ihr wisst schon.

Ein kleines Geschäft mit großer Wirkung. Als ich mich umdrehte standen unsere Nachbarn von gegenüber vor mir. Ihr lieber Struppi bellt mich wie immer lautstark an. Hoffentlich ist die Leine aus einem guten Material, denke ich mir.
„Guten Tag Herr Brosig. Was erledigen sie denn hier?“
„Nichts Besonderes. Ein Notfall eben.“
„Gibt es dafür nicht Toiletten?“, fragte sie spitz.
Nach den ganzen Erlebnissen heute platzte mir endgültig der Kragen. „Natürlich, alle 100 m stehen welche rum.“
„Nun bleiben sie mal sachlich“, meinte ihr Mann.
„Jetzt hören sie mir mal zu. Erstens stellt sich die Frage, ob ihnen das nicht schon selber Mal passiert ist. Es gibt schlimmeres als an einen Baum zu pinkeln. Zweitens hat ihr lieber, kleiner Struppi doch in den letzten Jahren tonnenweise seine Haufen in der Gegend abgeladen.“
Sie schnappte nach Luft. Ihm fielen fast die Augen raus. Ich trabte los und ließ sie mit offenen Mündern stehen.

Zu Hause angekommen hatte ich mich ein wenig beruhigt. „Na, wie war´s? Bist du ein bisschen entspannter?“
„Total“, antwortete ich.
„War interessant. Hab ´ne Menge Leute getroffen. Ich glaube mit denen von Gegenüber bin ich jetzt per Du!“

Keep on running.


Jochen Brosig

Röttenbach, den 29. Mai 2005
Weiterführender Link zum Thema: www.langstreckenteam.de
 
[team/fuss.htm]