Team Bittel
 

03.05.2005 – Der 1. Wienerwald-Marathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 09.05.2005 23:16:22

Ein perfekter Waldlauf - schattig trotz heißen fast 30 Grad
Hallo!



Was für Waldläufer:

Im Vorfeld zum Wiener Straßen-Marathon am 22.05.2005 gibt es zum ersten Mal einen Wiener-Wald-Marathon (www.wienerwald-marathon.at), knapp 3 Wochen vorher. Vielleicht als Vorbereitung, Abschlusstest oder einfach eben so, für den, der möchte.

Start ist frühmorgens, im 18. Bezirk. Die Wiener wissen schon wo das ist. Irgendwo am westlichen Stadtrand. Wir stehen in der schattigen breiten Herbeck-Strasse, der Start geht bergauf. Sonst fährt hier die rote Wiener Straßenbahn. Die meisten Starter haben eine Flasche mit Getränk in der Hand. Meine „Vöslauer“ hat „ohne“ am Deckel stehen und lauwarmen Tee drin. Aufgrund der nur 3 Getränkestopps ist heute „weitgehende Selbstverpflegung angeraten“.

Das Streckenprofil ist einfach zu merken, aber keineswegs einfach zu laufen: gleich zu Beginn kommen fast die gesamten 400 Höhenmeter, rauf zum „Stadtwanderweg“. Danach soll es wellig aber nicht mehr steil weitergehen, am Ende wieder runter.

Es ist ein warmer Tag, fast 30 Grad sind vorhergesagt und für den Nachmittag heftiger Sturm mit Regen. Wir etwa 800 Läufer stehen auf den Straßenbahnschienen am Start. „Dreeei, Zwaaa, Aaans“, Startknall und los geht’s - Countdown Austria, ein echt weanerischer Lauf.

Zuerst geht’s eine ganze Weile bergauf. Asphaltstrasse, Wohnviertel. Wir laufen am morgendlich noch nicht so belegten Freibad vorbei, dann auf teilweise engen Waldwegen auf und ab. Ich blicke auf Flasche, die gluckst und schwitze. Na, das kann ja lustig werden: wir beide werden gleichzeitig immer leerer... Die ersten Läufer werfen das Handtuch. Bergauf laufen mit dieser Sommerhitze oder ins Freibad? Na, da ziehen sie das Bad doch vor. Und bleiben dort.

Wir anderen kommen an den Waldrand, immer den grünen Markierungen folgend, laufen jetzt am Zaun des Schlossparks entlang. Rückzugsgebiet der gemeinen Bär(lauch)-Familie, die sich auf dem Boden ausbreitet und gemütlich macht. Angenehme erste kühle Eindrücke vom Wienerwald. Zum Glück kommt jetzt die erste Verpflegungsstation: Kräuterbach. Heißt nicht nur so, ist auch so. Ein Bächlein. Ich gebe Flasche wortlos Wasser, wasche mein Gesicht und mache die Haare nass. Wir queren eine Strasse, dann geht es weiter bergauf, zuerst unter einer Brücke durch, dann wieder in die Sonne, in ein Wohngebiet.

Ich laufe neben einer Ampel, die auf Rot steht. He, Ampeln können laufen? Die Ampel heißt Monika. „Und warum läufst Du so schnell“, frage ich sie? Ihr Kopf leuchtet zart himbeer-rot. Wir laufen ein Stück zusammen, an den steilen Stücken gehen wir. Jetzt wird er Kopf wieder normalfarben und ich erkenne Monika eine junge Biotech Studentin. Sie kann jetzt auch sprechen. Als wir wenig später zufällig in die Nähe ihrer Wohnung kommen bleibt sie stehen und geht keinen Schritt mehr. Verstehe, die Hitze.

Der Weg führt wieder steiler nach oben, zur Höhenstrasse, vorbei an Kleingärtnern mit Schubkarren, vielen bunten Büschen und echten Gartenzwergen im Garten. Die Gärten werden gepflegt und oft gerade gegossen. Während ich überlege, ob ich eine der Damen im Badedress nach Sonnencreme fragen soll, weil ich das Eincremen vergessen habe verschwinden etliche Mitläufer in der Gartenkolonie. Wir sind mittlerweile über eine Stunde unterwegs und ich weiß, die kommen nicht wieder. Die Wiener Gastfreundlichkeit ist sprichwörtlich und sehr fesselnd.

Nach einer heißen Weile (fast hätte ich gesagt Heißes Würstchen, den so fühle ich mich gerade) tauchen wir wieder in den Wald. Ahhhh! Wir traben jetzt durch ein wahres Labyrinth von Waldwegen und –wegchen. Na, Ihr ahnt es schon. Ja, es verlaufen sich einige. Wir sind eh schon nicht mehr so viele, aber jetzt noch weniger in der Heimat der kleinen grünen Waldraupe. Von deren Spezies entschließt sich ein Exemplar den Express zum Ausblick „Roan“ zu nehmen, reist auf meiner Schulter mit und raunt mir die ganze Zeit „roarrrr“ zu. Wohl damit ich die Haltestelle ihres Ausstiegs nicht vergesse. Ich bin froh, dass endlich wieder Farbe in den Lauf kommt: die grüne Raupe und die jetzt blauen Baum-Markierungen. Blau wie auch der Zeh des Läufers vor mir, der beim Sprung über die 2 querliegenden Baumstämme daran hängen blieb. Oh weh! Wieder einer muss aufgeben. Ein Jammer, jetzt wo wir oben sind und es angenehm zu laufen ist, nicht mehr sehr warm. Wir erreichen das Hochplateau und den breiten (roten) Wanderweg, der zur Endstation der Raupe führt. Roarrrr, Ihr erinnert Euch. Ich stehe kurz, genieße den Blick über die Waldhügel, die nahe Zweimillionenstadt, die Donau, und ich atme durch. „Jöh, woos bringan’s mir denn doo?“ Ich übergebe dem Kellner Roswitha, meine grüne Passagierin, und Flasche wieder Inhalt. Verpflegungsstation. Das Glucksen von Flasche während des Laufens höre ich schon fast nicht mehr.

Der Ausblick hier oben, wohl aber noch mehr das frische kühle Bier faszinieren viele Läufer. Ob sie wohl eh nur bis hierher mit laufen wollten? Ich weiß nicht was der Ober mit Raupe Roswitha macht, aber den Läufern bringt er Bier. Egal, sollen sie hier bleiben.

Flasche und ich jedenfalls schweben weiter auf unserem Weg, auf leichten Bodenwellen und weichem Waldgrund. Ein herrliches Laufen hier oben. Ab und an begegnen uns Wienerwald Nordic Walker, mal ein Wienerwald-Biker, aber keine halben Hähnchen.

Irgendwann stehe ich vor dem Funkturm am Exelberg. Kurzer Stopp, Wasser über Kopf und Arme. Und für Flasche. Der nette Alte an der Verpflegungsstation erzählt mir etwas über die Geschichte und Reichweite der riesigen Antenne. Bis Salzburg. Ich runzle die Stirn und laufe weiter, wieder zurück in den Wald. Richtfunk oder Wald? Für mich: Wald. Aber nicht für alle, obwohl es von nun an heimwärts geht, zurück und leicht abwärts. Einige lassen es einfach gut sein für heute. Vielleicht auch weil sie das Bushaltestellen-Schild „Exelberg“ gesehen haben, weil man sich von hier per Handy prima leicht mit dem Auto abholen lassen kann, oder weil sie nachsehen wollen, was die anderen im Freibad machen. „Servas“ sagt der alte Wiener, und gibt mir die Wegbeschreibung mit: bis zum Baum auf dem das schreiende Käuzchen sitzt, dann rechts ab. Na toll, alles voller Bäume hier, denke ich.

Doch es ist wirklich so: Käuzchen ruft, ich rechts ab, lasse rollen. Fahrtwind. Und Farbenwechsel rot, blau, grün, ich zu schnell für Roswithas Familie, bald wieder die Gartenzwerge, jetzt Grill-Parties in den Gärten, Kräuterbach und Wasser über den Kopf. Vorbei an Familie Bär, dem Schlosspark, Schwimmbad mit Rutsche und ab auf die Strasse, bergab, Ziel.

Ich freue mich, dass ich beim ersten Wienerwald-Marathon dabei sein durfte. Ein wirklich schöner Waldmarathon. Wenn Ihr den wieder mal macht, Weaner, dann bin ich wieder dabei!

Servas,

Erwin vom „Team Bittel“



 
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