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Nightmare On Main Street Autor: JochenBrosig
E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de |
Was macht man als Läufer, wenn man gerade einen Marathon hinter sich hat? Richtig, wir widmen uns der Regeneration, Regenerationsläufchen und dem Langsamen Dauerlauf. Der LaDl, meine Lieblingsdisziplin. |
Heute morgen hatte ich dabei meine unheimliche Begegnung der 3. Art. Nicht irgendeine, wenn einem ein Läufer entgegenkommt, sondern eine bei der ein Läufer in die gleiche Richtung läuft. Natürlich begegnet man sich dabei nur, wenn man selbst überholt oder wenn man gerade überholt wird oder wenn der eine gerade versucht den anderen zu überholen. Diese Begegnungen ereignen sich oft gerade dann, wenn man eigentlich nur so ganz gemächlich vor sich hin traben möchte. Wenn man froh ist seine Ruhe zu haben, und völlig ambitionslos vor sich hin trottet. Ich lief wieder meine Hausrunde. 5.15 Uhr, wann sonst. Anfangs lief es sich richtig schwer. An meinen Füßen zentnerschwere Bleigewichte, die bei jedem Schritt die Beine nach unten zogen. So schlürfte ich vor mich hin. Stolz überhaupt losgelaufen zu sein lief es immer besser. Nach dem Nürnberg-Marathon stand für mich heute sowieso ein Regenerationslauf auf dem Programm. In Zeckern am Bahnhof biege ich rechts ab. Aus dem Augenwinkel sehe ich jemanden im Jogginganzug mit kurzen schnellen Schritten in meine Richtung laufen. Nein, wie der Rudi Riedel vom TSV Hemhofen sieht der nicht aus. Außerdem habe ich den Rudi noch nie um diese Zeit getroffen. Als ich auf meinen Pulsmesser schaue, merke ich, dass ich schneller geworden bin. Hinter mir höre ich Schritte. Nach einem Läuferplausch ist mir um diese Uhrzeit nicht zumute. Als alter Morgenmuffel denke mir: “Läufst einen kleinen Vorsprung raus und trottest dann ruhig weiter.“ Kurze Zeit später: Statt Ruhe höre ich kurze, schnelle Schritte. Der Typ hat sich an mich drangehängt. Er läuft dicht auf, ohne zu überholen. Das kann nicht sein, oder? Ich forciere nochmals, die Schritte bleiben da. „Warum nicht!“, sage ich mir. Soll sich der Warmduscher doch in meinen Windschatten hängen. Hier geht es leicht bergab und ich lege noch einen Brikett drauf. Mr. Phantom bleibt dran. So laufen wir noch 400 m. Mittlerweile im extensiven Bereich ist mir alles klar. Der will ein Rennen. O.K., wie du willst. Es kommt eine Linkskurve und in der ziehe ich an. Es geht jetzt ganz leicht bergan und nach den Eisenbahnschienen kommt ein kurzer knackiger Anstieg. Dort will ich es wissen. Ich spitze die Ohren um seinen Atem zu hören. Vielleicht kann ich daraus schließen was er drauf hat. Aber der Bus kommt vorbei und ich höre nichts. Ganz cool schaue ich auf meinen Pulsmesser, um zu demonstrieren, wie locker das Tempo für mich ist. Der Trick ist alt, aber gut: Mark Allen überholte seinerzeit auf Hawaii mit dieser Masche Dave Scott in der Schlussphase des Marathons. Kein Blick für den Gegner, bei mir ist alles im Grünen Bereich. Doch kurz vor dem Anstieg ist bei mir nichts mehr im grünen Bereich. 160 Puls, das ist bei mir zwischen HM- und 10 KM-Wettkampfpuls. Aber ist der Abstand nicht schon größer geworden. Wär ja auch gelacht: Ich lauf hier mit Super-Pulsuhr, Klimahemd, Windstopper-Laufjacke, Tactel-Laufhose und Halogen-Stirnlampe - und dann kommt so ein Typ im Baumwollanzug und will mich abhängen. Jetzt kommt der Anstieg, ich lege nochmals nach. Ich stelle mir vor, ich laufe die Bergrunde und habe Helmuts Atem im Nacken. Schwing die Hufe...................Piep, piep, ---, piep, piep, ---, piep, piep, --- was ist das? Ich habe doch keine HF-Zonen eingestellt! Piep, piep, ---, piep, piep, --- es hört nicht auf. Piep, piep, ---, piep, piep, --- ich drehe mich um, schalte den Wecker aus und quäl mich aus dem Bett. Mein Muskelkater zwickt noch immer ein bisschen, aber es ist schon wesentlich besser. Schweißgebadet mache ich mich auf den Weg, jogge gemütlich durch Röttenbach. Sind das schon Entzugserscheinungen? Regensburg, ich komme doch. Aber nur zum HM! HAVE A GOOD REST! Keep on running. Jochen Brosig Röttenbach, den 8.Mai 2005 |