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Jeder Marathon schreibt seine eigenen Gesetze Autor: JochenBrosig
E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de |
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Eigentlich hätte ich sehr optimistisch anreisen können. Bei dem Vorbereitungsprogramm: 1600 Laufkilometer, inklusive Trainingslager in Kärnten, 15 Läufen über 30 KM und Höhepunkt in der Vorbereitung der Obermain-Marathon. Aber es kam wie so oft ganz anders. | ||
Der Obermain-Marathon hatte trotz gemütlichen Auslaufen auf den letzten Kilometern seine Spuren hinterlassen. Muskulär war alles bestens. Aber das zu feste Schnüren des linken Schuhs und die falsche Sockenwahl (ja, auch das gibt es) hatten mir schon während des Marathons auf dem Rist zu schaffen gemacht. Die Folge spürte ich am nächsten Morgen bei meinem obligatorischen Regenerationslauf. Ich musste nach 1 KM abbrechen. So bin ich mit schmerzendem Fuß zurück gegangen. Selbstdiagnose: Knochenhautreizung. Ich hatte das Problem nach ein paar Tagen dadurch im Griff, dass ich die obersten beiden Löcher beim Schnüren einfach ausließ. Die nächsten 2 Wochen war ich sportlich und privat auf jeweils 1 Paar Schuhe eingeschränkt. Alle anderen bereiteten mir Probleme. Noch 7 Tage. Am Sonntag vor dem Nürnberg-Marathon hatten wir noch einen 10 KM-Tempolauf absolviert. „Habe ich Probleme mit dem Fuß?“ – Nein. Ein freundschaftlicher Wettkampf zwischen Helmut und mir. Denn ich zwar knapp verlor, aber mit 37:40 doch eine sehr respektable Leistung. Ich war hoch zufrieden mit mir, schielte schon auf eine Zeit um 2:55. Noch 6 Tage. Am Montag ein leichter Infekt mit Halskratzen und Schnupfen, aber ohne Fieber. Den ziehe ich dann so durch die Woche. Bekämpft wird er mit Eiweiß-Shakes, Glutamin, Vitamin E und eine erhöhte Dosis Vitamin C. (Thomas sein Schwager lässt grüssen!) Noch 1 Tag. Samstag. Alles wieder klar. Ruhepuls wieder normal. „Kann es doch noch klappen?“ Mittlerweile hat sich das Fußproblem vom Rist auf die Ferse verlagert. „Mutiere ich langsam zum Hypochonder?“ Problemchen hier, Problemchen da. Meine Taktik heißt: Los laufen (ach, wie schlau), in mich rein hören und dann während des Laufs entscheiden. Tag X. Sonntag 6.00 Uhr. 10° Grad. Ruhepuls erhöht (das Wetter, oder doch noch geschwächt?). Alles andere bis zum Start läuft nach Plan und Routine. Es ist immerhin mein 12. Marathon (inklusive Rennsteig). 9.30 Uhr. Es geht los. Als sich bei KM 2 bis 3 mein Puls eingependelt hat, ist es eigentlich schon gelaufen. Schon jetzt hätte ich umschalten können und müssen. Lieber heute einen Fun-Run machen als auf das Tempo zu drücken. Ich hätte zum Beispiel Brigitte begleiten können, oder Erhard. Aber nein, ich bin wieder mal bescheuert und laufe das Tempo weiter. Doch ich hätte es ja besser wissen müssen. Vor 3 Jahren in Erlangen hatte ich meine bisher einzige Begegnung mit dem „Mann mit dem Hammer“. Heute kam es dann nicht dazu, weil ich doch noch rechtzeitig die Kurve gekriegt habe. Bei KM 33 habe ich das Tempo raus genommen. „Spaß haben und lächelnd ankommen!“, habe ich mir gedacht. So bin ich dann auch durchs Ziel, habe die Zuschauer im Stadion aufgeweckt und zu mehreren La-Olas animiert. Zeit? Egal! Ich hätte es aber noch besser haben können, wenn ich auf meine innere Stimme gehört hätte. Die Entscheidung kam nämlich trotzdem zu spät. Das spürte ich schon am Abend. So sitze ich jetzt hier am Day-After mit einem Fetzen Muskelkater. Waden und Oberschenkel, aber volle Kanne. Treppen gehe ich seitlich. Gehen wie Django kurz vor dem Duell. Drum habt Spaß, lebt die Idee des Team-Bittel, lauft auch mal schnell. Jeder will gerne seine Grenzen ausloten. Aber vergesst beim Marathon jeden Übereifer. Geduld haben und ruhig bleiben! Nach dem Marathon ist vor dem Marathon. Der nächste Marathon kommt bestimmt. Statistisch gesehen 3 pro Wochenende allein in Deutschland. Und wenn es auch nur Kleinigkeiten sind, wie so ein Schnupfen, das selbst gesteckte Ziel erreicht man nicht mehr. Ich hatte schon 2 Mal die Erfahrung machen müssen, deshalb konnte ich auch gestern darauf reagieren. Das soll auch meine Moral von der Geschichte sein, für alle die Ihren ersten Marathon vor sich oder hinter sich haben. „Entscheidet Euch in so einer Situation vorher für den Spaß-Lauf“ Das will ich Euch als Hilfe geben. Über den Lauf selbst will ich nur soviel sagen: Außer dem Einlauf im Frankenstadion hat sich nicht viel geändert. Z.B. wahllose KM-Angaben, ich denke für einen Neuling frustrierend. In der ersten Hälfte zu kurz, in der zweiten zu lang. Rein gefühlsmäßig müsste die HM-Markierung gestimmt haben. Lange Passagen ohne Zuschauer. Für einen Stadtmarathon zu wenig Zuschauer. Ein welliger Kurs mit viele Auf-und-Ab-Passagen und teilweise sehr eckig.(Trotz weniger Höhenmeter sehr anstrengend-Lastwechsel)Kurz und knapp gesagt, wird meine zweite Nürnberg-Erfahrung auch meine letzte sein. Keep on running. Jochen Brosig Röttenbach, den 25.April 2005 |
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