|
12.09.2004 8. Ford Köln- Marathon Autor: ClausSchwaderer
E-Mail: schwaderer-kartonagen@t-online.de |
Köln Marathon – eine lange Geschichte mit Happy-End! |
Die Idee Einen tollen Marathon im Herbst laufen,.... es soll nicht mehr ganz so heiß sein, aber auch nicht zu kalt,.... viele Teilnehmer, aber nicht so viele wie in Berlin,.... Zuschauer, ja, da darf es jede Menge davon haben,.... eine flache Strecke um möglichst unter 4:00 zu laufen,.... also gibt´s nur eines,.... genau, ich laufe in Köln! Das Training nachdem ich bereits für den Nürnberg-Marathon keinen echten Trainingsplan hatte, sondern halt je nach Zeit und Lust 3 – 4 mal die Woche lief (Erwin lässt grüßen), jedoch einige längere Einheiten dabei waren, nahm ich mir in etwa das gleiche Schema für Köln vor. Theoretisch! Na ja, die Praxis sah dann so aus, dass ich mir Ende Juni einen Muskelfaserriss in der Wade zuzog, der mich in meinem Training stark einschränkte. Nix mit langen Läufen! Dann im August (endlich Urlaub) bekam ich gerade mal einen langen Lauf mit 23 km hin. Zwei Tage später hab ich barfuß im seichten Meer einen Steinbrocken mit den Zehen erwischt..... der Stein war noch ganz, meine Zehen Nr. 2 und 3 sahen nicht mehr so taufrisch aus, also wieder ein paar Tage Pause. Neuerliches Testen ob die Füße was hergeben. Fehlanzeige! Wieder fast eine Woche Pause. Dann, endlich in Woche 3 und 2 vor Köln geht´s halbwegs, ich bringe noch einen „langen Lauf“ mit immerhin 19 km zusammen, ohne Schmerzen im Fuß. Das Wettkampfwochenende Bei der Anmeldung für Köln entdecke ich auf der Homepage einen Link zum Hyatt-Regency-Hotel, welches einen Rabatt für Teilnehmer einräumt. Übernachtung mit super Frühstücksbuffet, Sauna, Whirlpool, Schwimmbad und Zimmerräumung am Sonntag erst um 17.00 h, außerdem liegen Bahnhof, Unterkunft und Marathonstart im Umkreis von ca. 300 m Luftlinie... besser geht´s wirklich nicht. Also fahren wir, meine Frau Ingrid und ich schon am Samstag mit dem Zug nach Köln, um am Abend ein bisschen in der Altstadt zu bummeln und keinen Stress zu haben. Als wir am Bahnhof Deutz ankommen, ist schon die Marathon-Messe beschildert, das Abholen der Startunterlagen klappt wie am Schnürchen. Die Veranstalter sind halt wirkliche Profis. 2 Ecken weiter kommen wir im Hotel an, wirklich Alles vom Feinsten und auch die ganz schnellen Marathon-Läufer aus Afrika sind unter den Hotel-Gästen. Na ich bin ja morgen mal gespannt, was die so frühstücken! Abends treffen wir uns mit guten Freunden, erkunden schon mal den Beginn der Strecke, schauen mal rund um den Dom und essen bei einem mehr oder weniger guten Italiener an der Rheinpromenade. Da es noch warm genug ist sitzen wir im Freien unter Sonnenschirmen. Diese werden dann während des Essens kurzerhand in Regenschirme umgewandelt, da unvermittelt ein heftiger Regenguss alles unter Wasser setzt. Glücklicherweise regnet es uns nicht ins Kölsch-Glas. Als wir uns ziemlich zeitig ins Hotel verkrümeln fühle ich mich eigentlich nicht so recht fit am nächsten Morgen einen Marathon zu laufen. Schau´ mer mal. Sonntag morgen Gut ausgeschlafen, gehen wir gegen 8.00 h zum Frühstücken. Wir suchen einen geeigneten, vor allem ruhigen Platz mit Blick auf den Rhein. Als wir in einem Nachbarraum unseren Platz einnehmen wollen, versperrt uns ein Kellner den Weg. Des Rätsels Lösung: Dieser Raum ist speziell für die afrikanische Truppe reserviert. Schade, ich wollte doch unbedingt sehen, was man frühstücken muss, um den Marathon so schnell zu laufen..... Also setzen wir uns zu einem Ehepaar, das auch sehr nach Marathon aussieht. Das Frühstücks-Buffet sieht verlockend aus, nur sind halt die meisten Köstlichkeiten nichts für einen Marathonläufer. Aber ich finde gute Marmeladensorten und auch Mineralwasser gibt es die verschiedensten Marken. Letztendlich kann ich doch nicht widerstehen, eine kleine Scheibe Lachs auf eine Brötchenhälfte zu packen. Ich denke der Fisch hilft mir bei km 35! Als ich mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch komme und mitteile, dass ich heute beim Laufen nur Spaß haben und gut durchkommen will ist der gute Mann doch sehr verwundert und erzählt, es gäbe nur ein einziges Ziel: Jeder Marathon muss schneller gelaufen werden als der letzte(Der kennt die Bittel-Läufer noch nicht). Ich wünsche ihm nach seinem reichhaltigen Frühstück mit 4 Tassen Kaffee viel Glück. Plötzlich kommt ein Kamera-Team vom Fernsehen in den Raum. Nein, die sind nicht wegen mir da. Aber, ein paar Tische weiter bereitet sich Sven Ottke auf seinen ersten Marathon vor. Wir haben noch beinahe eine Stunde bis zum Start, ich gehe mal kurz an die Rheinpromenade um die Außentemperatur zu prüfen. Na ja, es ist noch etwas frisch und der Wind bläst ganz ordentlich, aber die Sonne scheint und ich denke es wird über Mittag noch recht hübsch warm werden. Also zurück auf´s Zimmer und noch ein bisschen ausruhen. Um 10.00 h beginnt dann die Live-Übertragung des WDR und ich schaue noch ein wenig zu, bevor ich mich bequeme, meine Laufsachen anzuziehen. Nur keine Hektik aufkommen lassen! 10 min vor dem Start der Top-Läufer verlasse ich das Hotel, verabschiede mich von meiner Frau und trabe langsam in Richtung meines Start-Blocks. Nach einigem Suchen finde ich auch die blaue Gruppe, während zwischenzeitlich schon 2 Blöcke hinausgelassen wurden. Noch ein bisschen dehnen, mit einem anderen Läufer ein Pläuschchen und schon sind wir an der Reihe. Ich starte in meinem Block von ganz hinten (altes Bittel-Gesetz), dadurch bin ich nicht gezwungen, am Start ein zu hohes Tempo zu gehen. Die ersten 2 km gehe ich sehr langsam, schaue noch mal über den Rhein zum Dom, bevor wir in Richtung Süden abbiegen. Die weiteren km steigere ich ganz allmählich das Tempo, immer die Pulsuhr im Auge behaltend. Die Beine sind irgendwie nicht sonderlich locker. Bin ich am Abend zuvor doch zuviel durch Köln gewackelt. Na ja, wird schon werden! Die erste Verpflegung nach km 6. Ich geniesse meine 2 Becher Wasser und laufe weiter. Bei km 9 sehe ich erstaunlicher Weise schon die ersten Läufer mit Ausfallerscheinungen. Na, wenn hier bereits die Wade zwickt,.... da stimmt etwas nicht so ganz. Kilometer 10 passiere ich exakt nach 1:00 Stunde. Dafür laufe ich mich jetzt so langsam warm, die Beine sind auf einmal richtig locker. Die Passage von Km 11 – 12 vom Chlodwig- bis zum Barbarossaplatz ist von Zuschauern nur so gesäumt, Gänsehaut-Feeling kommt auf. Überhaupt ist Köln, was das Publikum anbelangt eine Wucht, es gibt fast keine Stelle, wo nicht jede Menge Zuschauer stehen, oder eine Samba-Band einheizt. Die Strecke verläuft weiter an der Uni vorbei Richtung Westen und zurück Richtung City. Ich halte konstant mein Tempo. Am Rudolphplatz ist die Halbmarathondistanz erreicht. Die Zeit ist mit 2:05 Std. ganz ordentlich und ich rechne mir eine gute Zeit unter 4:10 aus. Nun geht die Strecke auf die große Schleife Richtung Norden. Bei Km 24 sehe ich Ingrid, kurze Umarmung und weiter geht´s. Das sind immer aufbauende Momente. So bei km 26 fange ich an, die Zeiten durchzurechnen und überlege, ob es nicht möglich ist, eine Zeit knapp über 4:00 Std. zu laufen. Erstaunlicherweise, die Beine machen immer besser mit. Bei km 28 in Köln-Nippes ist der nördlichste Punkt erreicht, nun laufen wir schon wieder zurück Richtung Süden. Ich lege jetzt bei jedem km einen Zahn zu, jedoch ohne es zu übertreiben. An den Verpflegungsstationen nehme ich mir die Zeit, kurz stehen zu bleiben und mein Wasser zu trinken. Besser ein paar Sekunden eingebüßt, als sich zu verschlucken. Bei km 33 sehe ich noch mal meine Frau. Ich winke nur kurz. Alles läuft wie am Schnürchen. Die Zwischenzeitberechnung sagt mir, dass ich es nun sogar schaffen kann, unter 4:00 Std. zu bleiben. Auf den Kilometern 34 – 37 ist die Stimmung am Überkochen, die Zuschauer bilden in 5er Reihen links und rechts eine Gasse, dass nur noch 2 – 3 Läufer nebeneinander laufen können. So wie man es bei der Tour de France nach Alpe d´Huez kennt. Purer Wahnsinn. Für mich jedoch nicht ganz ungefährlich, denn mittlerweile bin ich mit Abstand der Schnellste, der hier so läuft und muß höllisch aufpassen, um beim Slalomlauf zwischen den anderen Läufer niemanden umzurempeln. Bei km 38 verbleiben mir noch 23 min für die restlichen 4,2 km. Ich kämpfe weiter, denn langsam werden die Beine schon schwer. Es geht nun in die Altstadt zum Dom, die letzte Schleife im Zickzack durch sehr enge Gassen. Mittlerweile laufe ich wie in Trance, die km 39 – 41 nehme ich fast nicht mehr wahr, es kostet viel Energie das Tempo zu halten und vor allem nur nicht zu stürzen. Bei km 41 taucht die Deutzer-Brücke auf, mir verbleiben noch 6:30 min. Das haut noch hin.... Beim Anstieg auf die Brücke nehme ich ein klein wenig Tempo heraus, ab Mitte der Brücke geht´s dann nur noch bergab bis ins Ziel, Wahnsinn.... die Zuschauertribünen voll besetzt......das langersehnte Schild „42 km“,...... noch 195 Meter.... die letzten Kräfte mobilisieren,...... Schlussspurt,...... ich renne noch über die roten Matten und drücke meine Stoppuhr ab..... geschafft.....3:59:13 Std. einfach klasse, vor 5 Stunden hätte ich das nicht geglaubt. Ich bin nur noch happy......erst mal verschnaufen. Ich hole mir meine Medaille, trotte weiter und besorge mir im Verpflegungsbereich noch kurz was zu trinken und zu essen. Dann treffe ich mich mit Ingrid am Hotel,...... unbeschreibliche Freude....., ich dehne mich noch ein wenig und dann nichts wie ab in die Sauna und in den Whirl-Pool. Das tut gut. Auch die Zugfahrt nach Hause ist eine Wohltat. Der ICE brettert mit nahezu Tempo 300 an der Autobahn entlang. Es ist eine entspannte Heimfahrt. Für diejenigen, die einen City-Marathon laufen wollen, kann ich nur sagen, der Köln-Marathon ist eine Top-Veranstaltung. Ach ja, noch was, der Svenny (der Ottke), hat seinen ersten Marathon in 3:47 absolviert. Herzlichen Glückwunsch! Außerdem, den Dom hab ich in Kölle gelassen! |