Team Bittel
 

20.06.2004 - 5. Biberttal Marathon - Strecke der Begegnungen  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 22.06.2004 00:56:02

Ein bisschen wie Zuhause. Man kennt sich, man kennt mich. Prima Wetter, prima Stimmung, prima gelaufen! – Neuer Starttermin im Sommer, neue Strecke 2 Runden.


Hallo Biberttal-Läufer und –Fans!

Soviel vorneweg: Es war wiedermal schön, dabei gewesen zu sein! – Es war schön und familiär.

Ja, seit den kleinen Anfängen dieses Lauftages vor schon wieder 5 Jahren hat sich viel (Positives) getan. Viel für die Kinder und Zuschauer, Showbühne, Musik, Hüpfburg, Kinderläufe, 10km-Lauf und auch die Strecke läuft seit heuer zweimal am Zielpublikum vorbei. Wir Läufer haben mehr Kurzweil und Publikum, weniger Landschaft.

Um 09.00 Uhr ist der Start. Für mich fängt der Tag kurz vor 08.00 Uhr an, mit Aufstehen. Ich ziehe meine luftigsten Laufsachen an und hoffe auf einen möglichst lange kühl bleibenden Morgen. 12 Grad leuchtet das Außenthermometer auf der Fensterbank. Im Spiegel sehe ich den Himmel, der tückisch Wolken hin und her schiebt. Stirnrunzeln. Mal sehen, ob es nicht doch warm wird. Mit der Zahnbürste im Mund räkele ich meine Beine und die wünschen sich: heute zügig laufen, aber nicht anstrengen. Gut. Schon sitze ich im Auto und bin in 15 min in Ammerndorf, home of the fast marathon. Ich habe es vielen meiner Lauffreunde gesagt: hier kann man schnell laufen!

Wieso? Na, die Strecke ist eben wie ein Brett, landschaftlich schön und abwechslungsreich. Der Blick zieht beruhigend durchs enge grüne Tal mit seinen blühenden Büschen und Bäumen. Es gibt viel Schatten im Wald und der feingeschotterte Radweg erwärmt sich kaum. Die Füße bleiben locker bleiben. Asphalt gibt es nicht viel. Und: jeder kann von Beginn an frei und sein Tempo laufen, Gedränge gibt es nicht. Zum Trinken gibt es Wasser und Iso, zum Kauen Äpfel und Bananen. Und genügend davon.

Vor dem Start treffe ich einige Lauffreunde vom „Team Bittel“. Eine Laufidee geht durch die Lande - um die Welt. Ich freue mich immer, wenn ich die Leichtläufer sehe. Einige vom Neuendettelsauer Mittwochslauftreff, Ernst und Ernst, Hans, Anne, Uwe, langjährige Lauffreunde wie Wolfgang und Sissy, weit angereiste wie Gundula, prominente wie Achim und Robert, Manfred den freudigen Mit-Veranstalter und ein paar neue eben kennengelernte Gesichter. Ich komme mit dem Schauen nicht nach. Okay, schnell meine Startnummer abholen und den „Mühlstein“ von Chip (oh Schreck ist der groß!) mit meinen Schnürsenkeln vertauen. Ein paar Wörtchen mit jedem und daneben Aufwärm-Übungen. Vor lauter Begrüßen und Freude reicht es mir gerade noch für eine kleine Runde Einlaufen. Ich höre, der Verlauf ist dieses Jahr anders, 2 Runden... und schon geht es ab auf die Strecke. Das Publikum applaudiert uns raus auf die Felder und Wiesen.

Ich starte mit Uwe gemächlich im Mittelfeld. Dort halte ich mich einige km auf, begrüße Robert auf ein paar Worte, der heute nur „km sammelt“ für „Badwater“ und ziehe langsam weiter. Ich bin ruhig und freue mich, dass ich so viele Leute kenne. Und man kennt mich, trotz Sonnenbrille. Die ersten km vergehen unbemerkt und ich sehe eine kleine Gruppe von 10 Leuten um Achim nicht weit vor mir. In Großhabersdorf erwarten uns einige klatschende Sonntagsfrühaufsteher und Manfred als Sprecher. Bei km6 erreiche ich Achims Gruppe und überraschend grüßt mich Herbert: „Auf Dich habe ich gewartet“. Hey, Du hier? Wir fangen an zu plaudern und treiben mit. Danach höre ich Achim zu, in Gedanken schon halb bei seinem nächstem Vorhaben „Badwater“ (für Neugierige: www.badwaterultra.com). Ich spüre mehr und mehr, das wird ein herrlicher Lauftag heute. Und ich spüre einen Druck in der Blase.

Also Raststätte aussuchen, rausscheren ins Gebüsch und danach langsam wieder herankommen. Weiter geht’s. Und schon kommt die Kehre bei km10. Jetzt wieder zurück Achim wird es warm, sagt er. Bei mir geht es noch. Ich grüße erfreut Uwe und die uns von nun an entgegenkommenden Marathonläufer. Ab etwa km14 beschließe ich frei zu laufen, nicht mehr in der kleiner gewordenen Gruppe, auch nicht dahinter. So ziehe ich langsam ein paar Meter voran. Ooops, noch eine Pinkelpause. Wie mach ich das in all dem Verkehr ringsum von beiden Seiten? Egal, in Ruhe eben. Immer mehr kommen uns die Halbmarathonis entgegen, Wolfgang in schnellen raumgreifenden Schritten, dann Ernst, Anne, Gundula mit Hans. Wir grüßen uns. Immer mehr Begegnungen. In Großhabersdorf wieder Manfred, der fragt, ob ich heute nicht locker laufen wollte? Ich stelle mich kurz neben ihn und er reicht mir das Mikrofon: „Also, ich laufe doch locker“. Dann nähere ich mich allmählich dem „Ziel“, an dem wir in einer Schleife vorbeigeführt werden. Etwas eng dieser gewundene Indianerpfad hier, eine versteckte Verpflegungsstelle im Gebüsch. Und wo geht’s weiter? Doch nicht etwa durchs Ziel? Ich drehe um und laufe 10m zurück. Fragezeichen. „Erwin, immer für einen Spaß aufgelegt“, sagt der Sprecher.

Ich laufe schon eine ganze Weile alleine, aber ab jetzt vollends. Und immer wieder treffe ich grüßende Läufer, oder ich grüße. Auch zum Publikum. Plötzlich kommt mir Bülent entgegen, auch erfahrener Läufer, dreht spontan um und läuft mit mir 2km, „bis der letzte seiner Gruppe kommt“, dann ist er wieder weg. Kurze Abwechslung, aber ich laufe doch lieber alleine, denn nebeneinander heißt aufpassen, weil der Gegenverkehr manchmal zu dritt kommt. Zum dritten Mal Manfred, der in die Richtung der kommenden Halbmarathonis blickt und mich nicht sieht. Ich klopfe ihm von hinten auf die Schulter. Ich habe schon lange keine km mehr bewusst gesehen, die fliegen heute teilnahmslos an mir vorbei. Hey, ist ja schon km29, bald vorbei. Für eine halbe Stunde sehe ich keinen Läufer. Auch mal schön, so ruhig im kühlen Wald. Kurz vor der Wende sehe ich Stefan, den Führenden und die, die vor mir laufen. Stefan sagt es gehe ihm nicht gut. Er kämpft mit sich. „Halte durch!“

Es bleibt lange kühl heute, doch allmählich wird es doch warm. Km36, irgendwie habe ich in meiner Einsamkeit, in meinem stillen Flug schon wieder ein paar km verpasst. Manfred spricht in sein Handy, dass ich gut aussehe. Was der damit wohl meint? Egal. Vielen Läufern begegne ich jetzt nicht mehr, da erkennt mich Uli und grüßt. Jetzt kennen wir uns nicht mehr nur vom Internet. Der Flieder duftet. Ich laufe so eng an einem Busch vorbei, dass ich dessen Parfüm mit ins Ziel nehme. Und das kommt dann auch, irgendwie zu bald. Nun ist er zuende, mein vierter Lauf hier. Das Publikum empfängt uns begeistert, tröpfchenweise einlaufend , fetzige Musikbeats begleiten meine letzten Meter. Schön hier!

Im Ziel kriege ich zuerst mal einige Umarmungen (alleine deswegen lohnt es sich schon gelaufen zu sein, danke!), verschnaufe kurz und suche mir einen Becher Apfelsaft. Die, die den Halbmarathon schon eine Weile hinter sich haben fragen mich wie es war, und die Begegnungen und Plaudereien gehen weiter. Immer mehr Marathonis kommen ins Ziel, in erstaunlich guter Verfassung. Ich gratuliere, umarme noch ein paar, gehen dann aber doch gemächlich mit Gundula auslaufen und „Nach dem Lauf ist vor dem Lauf“-Gymnastik machen. Ah, das tut gut! Und morgen noch mal.

Ich habe es vielen meiner Lauffreunde gesagt, hier kann man schnell laufen!
Anne hat es bewiesen, freudestrahlend und mit großer persönlicher Erleichterung. Uwe war nie schneller, auch nicht Herbert und Gundula. Und Ernst und Sissy haben ihren ersten Marathon geschafft. Hey was für ein Tag!

Ich warte auf die Siegerehrung, dehne mich immer wieder, trinke und lasse mir die Apfelstückchen schmecken. Es ist angenehm lauwarm und ich sehe den vielen Kleinen zu, wie sie flitzen auf „ihrem“ Marathon (2.2km). Die Musik fetzt weiter, aber langsam kommen alle zur Ruhe, duschen sich, setzen sich.

Und dann beginnen die ausführlichen Erzählungen.

So ist es, das Laufen in einer familiären Atmosphäre.

Bis nächstes Jahr! (spätestens)

Euer Erwin vom „Team Bittel“



Infos: www.biberttal-marathon.de
 
[team/fuss.htm]