Team Bittel
 

Homepage des Benefiz-Weihnachts-Laufs Torgau/Nord-Sachsen  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 13.12.2003 23:00:44

Am Nikolaustag 06.12.2003:
5. Benefiz-Weihnachts-Lauf am 06.12.2003.
Für einen guten Zweck (Kindervereinigung Torgau e.V.)

Laufen im Wind von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, unterbrochen von einem Besuch des Torgauer Weihnachtsmarkts.

Und ein Hilfsprojekt begleitet das Ganze.
Viele Teilnehmer sind zum wiederholten Mal dabei. Es ist kalt, 0 Grad. Wie wohl das Wetter heute werden wird? Wird es regnen? Nein, Schneesturm für 10 Minuten, ansonsten Sonne. Und Wind.

Hallo Winterläufer!

Ich empfehle dringend am Vortag, Freitag anzureisen, und dafür ist auch bestens gesorgt im Feuerwehrheim in Dommitzsch. Erstens ist bei Frank und Lutz immer was los, zweitens geht es sehr früh los, noch im Dunkeln und drittens machen wir alles in Ruhe. In Ruhe geht es auch los: 7:00 Uhr, erst mal Frühstück. Mit Kaffee und frischen Brötchen. Langsam treffen alle Teilnehmer ein, Läufer und Helfer, Fans und Veranstalter. Einige hatten es nicht weit, eben nur vom Feuerwehrfeldbett zum Tisch rüber. Der Abend gestern war gelungen, daher lang. Die Nacht entsprechend kurz. Aber das gehört irgendwie dazu. Langsam entfalten sich die Gesichter, wir werden munter.

Nach dem lockeren Frühstück fahren wir in mehreren Autos und Kleinbussen eine Dreiviertelstunde nach Seydewitz. Hui ist das kühl draußen. Und windig. Aussteigen? Na ja, gut, gehen wir es an. Wetterfest gekleidet und verpackt stellen wir 23 uns nebeneinander. Nennen wir das mal „Start“. Dies, wie überhaupt alles am heutigen Lauftag ist anders als bei so genannten „Wettkämpfen“. Wir hier bleiben zusammen, plaudern und sehen in die Natur. Zeit kennen wir nicht. Außer Frank, dem Organisator, Mitteilnehmer und „Zeit-Män“, der überwacht, dass wir nicht zu schnell werden.

Lutz, der selbst sehr lauferfahrene Veranstalter läuft heuer nicht mit. Er fasst sich am Start um 08.30 Uhr kurz: „Wir laufen für einen guten Zweck, versuchen zusammen zu bleiben und ich wünsche Euch einen schönen Tagesverlauf!“ – Händeklatschen und es geht los. Es ist wirklich kühl, ich zittere leicht vor Kälte. Doch schon nach 2km wir mir langsam warm, meinen Füßen auch. Hurrah, die Sonne scheint, das Elbland strahlt im kräftigen Morgenlicht, wir traben dahin übers flache Land im Morgenlicht.

Doch schon bald ziehen dunkelste Wolken auf. Ups, das kann heftig werden, denke ich mir. Und es wird schlimmer als dies! Ehrlich, das sage ich Euch. Eine schwarze Wand fällt aus heiterem Himmel über uns her, beutelt uns und bläst uns derart heftig ins Gesicht, dass wir kaum mehr vorwärts kommen. Das gibt’s doch nicht, das sind ja arktische Verhältnisse! Wir sehen nichts mehr, eisiger Schneewind sticht, wir können hinter vorgehaltenen Handschuhen gerade noch den Boden sehen. Hey, wenn das so weiter geht...

Doch es bleibt bei dem einen Mal, und wir könnten ja stehen bleiben und in die Begleitfahrzeuge steigen, die uns den ganzen Tag in geringem Abstand folgen. Aber schon an der 1. Verpflegungsstation kurze Zeit später ist alles wieder Sonnenschein. Es gibt Stollen, Unmengen feinsten Stollen, warmen Tee, Bananen, Äpfel. Auf in den Tag!

Ich unterhalte mich mit immer wieder anderen Läufern neben mir. Das ist das Schöne, so viele Gesichter und Geschichten. Manchmal philosophieren wir sogar ein wenig. Mir kommen beim Laufen viele Gedanken. Unter anderem heute der, dieser Laufidee einen Internet-Auftritt zu schenken. Schwupps, das hier ist er!

Immer ruhig im 6:30 min-Takt trabend, finden wir etwa alle halbe Stunde unseren roten Begleit-VW-Bus mit dem Anhänger voller Proviant. Wir bleiben eine Weile stehen, windgeschützt, essen, trinken und lockern uns. Ein paar Mal überfluten wir, mittlerweile 30 eine der den Lauf und die Läufer unterstützenden Kneipen. Dort wartet Weihnachtsgebäck auf uns. Und Lutz und seine Helfer. Es ist angenehm im Warmen zu stehen, oder sich endlich mal zu setzen. Und es lockert das Laufen auf.

Die ersten 20km verfliegen quasi. Wir laufen auf geteerten Radwegen, meine Nase läuft mit, immer in der Nähe der Elbe. Manchmal sehen wir eine kleine Fähre im kleinen Fluss. Ein Jogger begegnet uns, etwas verwirrt drein guckend. Alte Bauerngehöfte werden saniert, Prachtbauten der glänzenden Vergangenheit. In 3 Meter Höhe kleben Reste der 2001-Überflutung an den Bäumen. Mir wird das wahre Ausmaß der Bilder, die ich nur aus Zeitung und Fernsehen kenne schnell bewusst und eine Gänsehaut läuft über meinen Rücken. Die ersten Samstag-Morgen-Spaziergänger führen ihren Hund gassi. Wir laufen auf leeren Strassen durch Alleen, durch kleine Dörfer, vorbei an weihnachtlich geschmückten Gärten und Hausfestern. Dann sehen wir die Türme und Tore von Torgau am Horizont. Wir kommen der Stadt immer näher. Ich bleibe kurz stehen, um eine Spende zweier Frauen entgegen zu nehmen, die sicher die Zeitung verfolgt haben und Bescheid wissen. Ich danke und trabe den anderen wieder hinterher, hole sie ein. Und der Wind weht weiter.

Torgau. Halbzeit. 30km sind vorbei. Wir laufen am Denkmal des Zweiten Weltkriegs vorbei. Torgau ist der Ort, wo sich die Alliierten und die Russen an der Elbe gegenüberstanden und sich trafen. Geschichte. Jetzt weiß ich Südlicht wo das liegt, aha. Zum Stadttor hinein, Kopfsteinpflaster und wir werden am Weihnachtsmarkt von unseren Freunden, Familien, Zuschauern und einem Sprecher bereits freudig und mit heißer Suppe erwartet. Wir liegen gut in der Zeit, sagt Frank, der Zeit-Män. Lutz spricht ein paar Dankesworte ins Mikrofon, er ist mit Leib und Herz bei dieser Sache, und Nikolausmütze am Kopf. Ich bewundere die kleine bunten Budenstadt mit ihren Häuschen voller Lebkuchen und Geschenkchen. Irgend wie waren meine Gedanken schon weit zerstreut, doch der Duft hier holt sie alle wieder zurück. Ach ist das ein schöner Tag!

Nach dieser Pause schließen sich uns wieder ein paar Läufer an. Andere, auch unser Jüngster beenden Ihr Laufen, oder unterbrechen ihr Dabeisein hier. Es ist eine richtig lockere kleine Familie geworden aus uns, nach einem halben Tag Landschaftsjoggen gegen den Wind. Der übrigens hat nichts gegen uns, sage ich einer Mitlaufenden neben mir, der würde ohne uns genauso wehen. Und sie lacht wieder. Trotz Gegenwind.

Das „Biotop“. Hier liegen 42km hinter uns. Fühlt sich gar nicht an wie nach einer Marathondistanz. Viele lassen es hier an der Verpflegungsstelle gut sein, steigen in den warmen Begleitbus, sichtlich zufrieden und energievoll strahlend. Es ist nicht einfach hier zu laufen, aber schön. Und flach.

Wir vielleicht 15 laufen weiter. Langsam wird das Laufen schon zäh. Meine Füße fragen wie lange noch? Der Wind zerrt an meinem Körper und Gesicht. Ich schütze meine aufspringenden Lippen mit Penaten Creme, die einer der Läufer aus der Tasche zauberte. Schon läuft es sich wieder leichter. Es bilden sich immer wieder kleine Häufchen, die zusammen laufen und plaudern. Dann wieder eine Stollenpause. Ahh! Ich treibe dahin, reite auf dem einen oder anderen meiner Gedanken. Frank und ich denken über ein ihn drückendes Problem gemeinsam nach. Mein guter Freund Michael und ich denken an vergangene gemeinsame Läufe, Erlebnisse, planen weitere Landschaftsläufe in den nächsten Jahren. Hier wäre es doch schön zu laufen, oder dort. Axel berichtet von der Insel Reunion, wo er mitgelaufen ist. Hajo von Biel und anderen Klassikern. Aber meistens geht es nur am Rande ums Laufen.

Das nun folgende Stück Weg ist besonders windig und ungeschützt. Wenig Worte. Doch die letzte Station Dommitzsch nähert sich. Ich erkenne die Kirche. Endlich einmal geht es bergauf. Welche Abwechslung, sage ich zu mir. Im Ort halten wir an Lutzs Haus, wo uns die ganze Fan-Gemeinde erwartet. Schön. Eine kleine Verschnaufpause, und weiter geht es zur nächsten weit entfernten Verpflegungsstelle: Franks Zuhause nur 1,5km weiter. Wir lachen und freuen uns alle aufs Ziel.

Zu erwähnen ist, hab es versprochen, dass an dieser letzten Rast, Franks Haus (km52) eine mysteriöse Teufelsflasche „Denmußmanprobieren“ herumgereicht wurde - auf jeden Fall „mitohne“ Alkohol! Design und Creation Lutz. Axel überlegt kräftig, ob er mit diesen trägen Beinen und Schmerzen wirklich noch weiterlaufen soll. Michael und ich laufen allmählich plaudernd weiter und freuen uns, dass er den Rest mit dem Auto fahren will. Doch Axel wäre nicht Axel, wenn er nach all seinem Erlebnissen nicht doch noch mitkäme. So ist der Lauf des Lebens. Und dieses Tages.

Die letzten Kilometer sind auch hier die längsten. Wir lassen uns davon jedoch nicht beim munter Weiterlaufen stören, sage ich zu Paul aus Berlin. Er hat Frank ein paar Mal bei einem Lauf getroffen und findet diese Idee heute super.

Paarweise laufen wir den auf uns, trotz für sie unangenehmer Kälte wartenden Zielfans in Greudnitz entgegen. Joj ist das ein Gefühl! Angekommen. Die Füße erstaunlich heil, aber jetzt ist es auch wirklich genug. Danke für die wärmende Decke, die mir Axels Frau umhängt. Danke den Fahrern, die den ganzen Tag dabei waren. Danke den Helfern und Kneipen, den klatschenden Zuschauern, und:

Danke Dir, Lutz!

Wir werden Deine Idee weitertragen, Deinen Service rühmen, Deine Erfindungen und Gemälde für Dich in der Welt vermarkten, und bestimmt hierher zurück kommen.

Erwin vom „Team Bittel“



Für die, die mit dabei waren:

Für den Weihnachtslauf und seinen guten Zweck würden wir uns sehr freuen, wenn Ihr uns ein paar Zeilen per E-Mail sendet. Zeilen, Gedanken, die Euch durch den Kopf gingen während des Laufens, Gesprächs-Erinnerungen, Landschaftseindrücke, was Euch am Streckenrand aufgefallen ist, was an diesem Lauf das Besondere ist. E-Mail an Erwin ( erwin.bittel@t-online.de ) oder Lutz ( lutz.jaekel.yeti@t-online.de ). Bitte schreibt, ob wir Eure Zeilen zu dieser Seite stellen dürfen. Ihr helft uns eine richtig prima Seite über diesen Tag zu erstellen. Und Ihr helft den Kindern für die wir liefen.

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