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01.06.2003 Regensburg - ich hab es gewagt, mein 1. Halbmarathon Autor: AnnelieHirschmann
E-Mail: Annelie.Hirschmann@bafl.bund.de |
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Mit Erwins Begleitung - eine Wasserschlacht - meine Beine machen mir s schwer - aber geschafft!!! | ||
Ein Hallo an die, die wie ich noch nie einen „Wettkampf“ mitgemacht haben! Februar 2003: Spontan melde ich mich für Regensburg an. Ich will meinen ersten „Halben“ laufen, wissend da ist es meist sehr heiß. Ich bin absolut kein Hitzeläufer. Genug Zeit mich darauf vorzubereiten habe ich ja. Das hab ich dann auch getan, 3-4 mal in der Woche bin ich gelaufen, zwischen 10 und 25 km, also zwischen 1und 21/2 Stunden. Und jetzt? Jetzt ist er da, der 1. Juni. - Meine Gedanken? Riesige Freude, Aufregung, Unsicherheit (meine Beine, werden sie halten?). Irgendwann werde ich trotzdem relativ ruhig, natürlich nur mit der Sicherheit dass Erwin mit mir läuft und mein Freund mit dem Fahrrad neben der Strecke sein wird. Ich bin nicht ganz alleine. Schönes Gefühl. Mit dem blauen Cappie auf und dem Trinkgürtel um die Hüfte finde ich am Treffpunkt Erwin und die anderen vom „Team Bittel“. Es ist halb neun morgens. Wir plaudern ein wenig, lernen uns etwas kennen, Gruppen bilden sich, die zusammen laufen wollen. Und ich? 2:00 h habe ich mir vorgenommen. Wenn ich nicht die Probleme mit meinen Beinen bekommen hätte vor ein paar Wochen, dann wäre das machbar. Aber so? Mal sehen. Erwin beginnt mit der Gymnastik (ROSA B, www.team-bittel.de/team/rosa_b/index.htm). Die Übungen sind uns, vom „Team-Bittel“ bekannt. Wir dehnen und strecken uns. Und langsam wird es neun. Wir stehen direkt neben dem wuselnden, sich aufbauenden Starter-Lindwurm. Tausende! Erwin und ich haben für heute ausgemacht, dass er mich begleitet. Ich kenne ihn schon eine kurze Zeit, wir sind schon einige Male zusammen gelaufen. Doch wie das heute wird? Ich vertraue ihm und seiner Erfahrung, lasse mich leiten. 6-5-4-3-2-1-und der Startschuss fällt, begleitet von Musik und den Zurufen der vielen Zuschauer. Toll!! Ein Durcheinander und Gewimmel am Anfang, das kann ich Euch sagen! Manche laufen kreuz und quer, drücken oder stolpern fast, um bloß den Anschluss nicht zu verlieren. Der erste Kilometer ist vorbei. Es ist schon heiß! Erwin zeigt mir die Dinge, die andere machen, die sich am Ende rächen werden. Da ist einer, der sprintet an mir vorbei. Einer läuft Zickzack. Es gibt die unterschiedlichsten Laufstile... Es wird so heiß, dass ich mein Cappie nicht mehr ertrage und es an meinen Trinkgürtel hänge. Immer auf der Suche nach dem Rhythmus, den richtigen Schritt finden, in mich gehen, Trinken nicht vergessen. Diese Hitze – alles wird mehr und mehr eine Wasserschlacht. Und tausend Eindrücke drum herum. Es wird mir heiß an den Füßen, heiß am Kopf, ich schwitze aus allen Poren. Langsam wird Atmen schwer. Wie eine Atemnot. Ich bekomme keine Luft mehr. Dann beginnt mein Fuß gefühllos zu werden. Das auch noch! Zwei Gründe zum Stehenbleiben. Ich schnüre meine Schuhe lockerer und massiere den Fuß - ein schönes Gefühl, wenn der Fuß wieder zum Leben erwacht. Jetzt komme ich auch wieder zur Luft. Es sind noch nicht mal 8 km! Erwin und ich machen Gehpause, traben dann wieder langsam an. Als ich mich so langsam mit der Hitze zurechtkomme, merke ich dass ich in die Büsche muss. Sehr verschwenderisch von meinem Körper das Wasser bei dieser Hitze abzugeben. Also wieder ein Aufruf an Erwin zum Halten, was mir irgendwie schon ein klein wenig peinlich ist. Doch er nützt es aus und verschwindet ebenfalls hinter dem nächsten Busch. Wir kommen zur Wende und nach einer Weile kommen uns schon die Führenden entgegen. Ich bin baff. Ich weiß schon, dass sie schnell sind, sicher, doch wenn ich das so live erlebe ist es was ganz anderes und ich bin sehr sehr beeindruckt. Dieses Tempo halten die 42 km lang durch... Nur fliegen ist schöner, denke ich mir. Trotz der Widrigkeiten bin ich begeistert und lasse mich mitreißen von den Eindrücken und den vielen Bands an der Strasse. Km 13. Jetzt geht es mir wieder besser, die Füße funktionieren wieder, wir sind wieder im flotten Schritt, ich bin bei mir und fühle mich gut. Dank Erwin muss ich mich an den Versorgungsstellen um nichts kümmern, ich laufe einfach weiter. Er bringt den Schwamm (irgendwie mein bester Freund), die Wasserbecher, (super: gleich mehrere). Erst dann bleibe ich stehen, ohne Gedrängel etwas hinter der Verpflegungsstelle. Wasser runter, Wasser über’n Kopf – oooh tut das gut - und weiter. Über Berge von Bechern, wir schießen sie weg und haben auch noch unseren Spaß damit. Ihren Spaß haben auch die Kinder, die mit ihren Spritzpistolen am Weg stehen und uns Läufer anspritzen. Erwachsene stehen da mit Gießkannen. Feuerwehrschläuche zur Abkühlung. Eine Wohltat. Ich muss schmunzeln. Wir kommen über die schwingende Brücke, normalerweise ein Spaß doch seit ein paar Minuten hab ich Bauchkrämpfe. Den Isodrink wohl nicht vertragen, den nächsten Fehler gemacht. Ich wusste es und habe trotzdem getrunken. Wieder langsamer Laufen. Dann laufen wir auf die Steinerne Brücke zu und ein schönes Bild bietet sich uns. Unter uns die Donau und vor uns die schöne Altstadt. Schon laufen wir durch das kleine Steintor und sind mitten drin in den Zuschauermassen. Welch tolle Stimmung! Ich bin happy trotz Kopfsteinpflaster. Plötzlich spüre ich da ein Stechen im linken Knie! Nicht noch was, denke ich mir und versuche den Schmerz zu verdrängen, der mir bis zum nächsten Tag bleiben sollte. Einige sind schon kaputt, fallen um, können nicht mehr weiter. Haben nicht getrunken und keinen Pulsmesser dabei. Mein Freund versorgt so manch Liegengebliebenen mit Wasser, legt die Beine hoch bis die Sanis da sind. Wir kommen auf die letzten 2 Kilometer und sie fangen an sich zu ziehen wie Kaugummi. Ne Sambaband versucht uns nochmal anzupeitschen. Der letzte Km aber ist der schlimmste! Vor allem als ich das Ziel vor Augen habe und es nicht näher kommen will. Diese Hitze. Erwin versucht mich aufzumuntern und es hilft mir. Die letzten paar hundert Meter, ich weiß nicht wie viele (500 oder 300?). Die Zuschauer links und rechts, die Gänsehaut läuft mir rauf und runter, ich höre schon den Sprecher, nehme nicht auf was er sagt, schade, dann laufen wir ins Ziel. Jaaa, Hände hoch, juhuu, ich freu mich riesig und bin ja sooo stolz. Erwin drücken, her mit meiner Medaille und dann verschnaufen. Später wird gedehnt, geduscht und viel getrunken. Am Ende möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Erwin bedanken, der mir soviel geholfen hat. Ausbremsen am Start, mich mit Wasser versorgen, die Zeit überwachen, anfeuern und Späße machen und einfach da sein. Danke schön. Annelie |
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