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16.05.2003 Nürnberg: Stundenlauf am Schmausenbuck Autor: PetraSchuster
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Immer im Kreis herum ist hier das Motto. Ich bin ganz langsam dabei - und bin stolz darauf. (schnelle Läufer bitte weggucken!) |
Hallo! Mitten im schönen Wald hinter dem Nürnberger Tiergarten ist ein Rundlauf abgesteckt - von Roland Blumensaat und seiner Frau Susanne. Das 14. Mal richten sie den Stundenlauf aus. Die Runde ist ca. 870 m lang (10 m Höhenunterschied) und die Läufer sollen eine Stunde lang den Rundkurs so oft wie möglich schaffen. Damit sie sich im Eifer des Gefechtes nicht verzählen sind ein paar fleißige Helferchen dabei, die sog. Zähler. Letztes Jahr bin ich das erste Mal mitgelaufen. Dieses Mal habe ich eine Freundin dabei, die sich bereit erklärt hat, als Zählerin mitzuwirken - und mich dann auch noch anfeuern will. Sie kann aus gesundheitlichen Gründen leider nicht joggen, aber in diesem Fall ist das doch eigentlich ganz vorteilhaft. Ich hole Brigitte um 17:00 Uhr ab und wir sind rechtzeitig beim Treffpunkt, dem Parkplatz vor dem Tiergartenhotel. Zuerst sehen wir niemanden, aber dann fällt mir ein, dass der Parkplatz um die Ecke noch weitergeht. Da stehen schon ein paar Autos, und - unverkennbar der gelbe Kombi von Roland. Susanne teilt bereits die Startnummern aus und sammelt das Startgeld ein - 2 Euro pro Paar Laufbeine. Roland kommt auch dazu und erklärte den Zählern das System: die Startnummern 1 - 20 haben einen roten Punkt, die von 21 - 40 haben keinen. An einer bestimmten, gut einsehbaren Stelle sollen die Zähler stehen. Einer soll die Nummern ansagen, ein anderer soll den Nummern von 1 - 20 auf seiner Liste pro gelaufener Runde daraufhin einen Strich hinzufügen, ein anderer hat die Liste mit den Nummern 20 - 40. Der rote bzw. der nicht vorhandene Punkt soll den Helfern zusätzlich die Arbeit erleichtern. Aber auch ein so fleißiger Helfer kann sich mal irren, vor allem nach der ersten Runde, wenn ein ganzer Pulk von Läufern auf einmal ankommt. Dazu gibt es auch noch die Absicherung: ein zusätzlicher Zähler ist dafür ausersehen, alle angesagten Zahlen nacheinander aufzuschreiben. Klasse so ein System! Jeder bekommt dann noch ein Getränk und dann geht es ab in den Wald. Ungefähr einen Kilometer bergauf zum Start. Roland überholt uns mit dem Liegerad und an den Treppen helfen starke Männer das Rad hinauftragen. Weiter im Wald steht ein Holztisch und zwei Holzbänke. Heute gibt es fast keine Mücken! Ich kann mich an letztes Jahr erinnern, da wimmelte es nur so von Moskitos und ich war überall total verstochen, besonders an den Knöcheln (obwohl ich Strümpfe darüber an hatte). Hier legen alle ihre mitgebrachten Taschen, Jacken und sonstige Utensilien ab. Roland teilt die Listen an die Rundenzähler aus und ruft uns dann zusammen, macht ein Gruppenbild, läßt noch eines mit sich selbst in der Mitte machen und dann erzählt er nochmal ganz genau, wie es vor sich geht auf diesem Stundenlauf - nämlich immer rundherum, eigentlich immer rechts herum, Pfeile an möglichen Abzweigungen weisen die Richtung und nur ganze Runden werden gezählt (wenn aber jemand nach Ablauf der Stunde auf der Zielgerade in Sicht ist, dann wird schon noch ein Auge zugedrückt). Alle an den Start (ich drängle mich ganz nach hinten) und dann geht es ab. Gleich nach ein paar Metern geht es rechts herum und anfangs sehe und höre ich die anderen noch, dann wird es immer stiller und zum Schluss höre ich nur noch die Vögel zwitschern - und meinen Atem. Die Landschaft öffnet sich hier links nach Osten und ein schöner Blick in ein mit vielen Bäumen bewachsenes Tal wird sichtbar, gestört wird dieser Anblick lediglich durch Hochspannungsleitungen mit den gigantischen Masten. Ich laufe unter den Leitungen durch und dann schließt sich der Weg wieder. Hier geht es zum Glück etwas bergab, ein paar Wurzeln gibt es überall, aber der Boden ist schön weich. Nach einer gewissen Strecke (ungefähr bei der Hälfte meiner Schätzung nach) geht es rechts herum, ein paar Meter Asphalt, dann wieder rechts. Hier ist es ziemlich dunkel, dann kommen auf der rechten Seite ein paar Felsen und ein kleiner Hügel, von dem aus ein BMX-Fahrer seine Übungen startet. Ich höre Schnaufen hinter mir - ich werde das erste Mal überrundet. Und kurz danach kommt dann auch schon Roland, erzählt etwas von Sauerstoff - ich verstehe nicht was er will, macht aber auch nichts, Sauerstoff gibt es hier schließlich genug. Dann geht es einen kleinen Hügel hinauf, dann macht der Weg eine Biegung nach links (links Roland, nicht rechts!) und die Landschaft öffnet sich wieder. Diesmal ist es wieder der Blick nach links, nach Westen diesmal, der die Schönheit eines Tales zeigt, die einzige Stelle mit Sonneneinstrahlung - und hier sind auch wieder die Hochspannungsleitungen. Nochmal um die Kurve und ich biege in die Zielgerade ein, die eine leichte Steigung aufweist. Oben angekommen winke ich Brigitte zu, die mir zuruft, dass ich schon vermisst wurde. Ich habe 8 1/2 Minuten gebraucht für diese 870 Meter. Eigentlich ganz gut - für meine Verhältnisse. Ich bin stolz auf mich! Ich laufe meine Runden - einsam, weil alle so viel schneller sind und natürlich wegen mir nicht langsamer werden. Aber ich genieße es, die Ruhe, keine Spaziergänger, keine Hunde, kein Geschrei, wie auf meiner Hausstrecke an der Pegnitz entlang. Ich werde ständig überrundet, immer ein bißchen früher als in der Runde vorher, wenigstens in den ersten paar Runden. In den letzten Runden kann ich gut zulegen und seltsamer Weise überholt mich Roland in den letzten beiden fast an der selben Stelle. Nach 7 Runden bleiben nur noch 5 Minuten bis zur vollen Stunde. Da schaffe ich es natürlich nicht nochmal herum, also laufe ich langsam zum Tisch und trinke Wasser und stretche. Als alle angekommen sind machen wir uns langsam bereit zum Abmarsch zu den Autos. Roland liest noch schnell die Ergebnisse vor. Der Schnellste hat 15 Runden geschafft, ich bin die einzige, die nur 7 Runden schaffte. Aber mein km-Schnitt lag bei ca 9:15 Minuten. Besser als noch eine Woche zuvor, als ich beim Finishline-Frauenlauf als Letzte die 5-km in 49:33 Min beendete (der nette Radfahrer in meinem Rücken war sehr geduldig gewesen). Auf dem Weg zum Parkplatz werden noch einmal die Ergebnisse besprochen, die Neulinge analysieren nochmal die Strecke, aber alle scheinen zufrieden zu sein. An Rolands Auto bekommt Brigitte als Belohnung noch ein Joggingbuch, das auch für sie geeignet ist: "Gehirnjogging". Anschließend ziehe ich mich im Auto um und danach fahren wir zum Griechen ganz in der Nähe, bei dem noch ein paar Läuferinnen und Läufer Erfahrungen austauschen, Geschichten erzählen, Ratschläge geben und einfach nur noch ein bißchen Spaß haben. Ich hatte auch Spaß, besonders während des Laufes, und es war mal wieder ein schöner Abend in geselliger Runde mit sehr netten Menschen. Und im Herbst machen wir das gleiche wieder - aber dann nur die Frauen, schließlich ist das dann der "Frauenstundenlauf", und wie Roland so schön auf seiner Homepage schreibt: "dann sind Männer allerdings nur zum Rundenzählen und Anfeuern zugelassen ;-)" Schöne Grüße! Petra vom "Team Bittel" |