Team Bittel
 

10.05.2003 - 3. Ingolstadt Halbmarathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 11.05.2003 17:24:45

Schwül, tosendes Publikum - ein wahrhaft gelungenes Debut für Tanja

Bilder zum Lauf


Der Bericht

Vor dem Start


Ich fahre durch einige Regenbrüche, dann scheint die Sonne wieder kräftig, es ist schwül. Schwieriges Laufwetter. Das kann warm werden heute beim Laufen, denke ich. Und wie wird es Tanja verkraften, die ich heute bei ihrem 1. Halbmarathon begleite?

Außergewöhnlich spät für einen großen Lauf ist der Start um 17.30 Uhr. Es geht in einer kleinen und 2 großen Runden vornehmlich durch und um die reizvolle Innenstadt.

Ich parke außerhalb der Altstadt, denn der Verkehr steht nahezu. Ich packe das Nötigste in meinen kleinen Rucksack, trabe langsam ins Zentrum und erfrage bei einem Polizei-Bus den Weg zum Ziel. „Immer der abgesperrten Strecke nach“. Ich lese „km18“ und laufe an einer Verpflegungsstation vorbei, die sich gerade auf den nächsten Ansturm vorbereitet. Weiter in Gelassenheit, ich habe Zeit. Viel Publikum steht da, ruht sich gerade vom vorangegangenen 10km-Lauf aus. Die Laufstrecke ist leer. Natürlich. Ein seltsames Gefühl ist das, zwischen Ruhe und Spannung. Ich jogge durch die Altstadt, Rucksack auf, Blicke auf mir.

Zum Glück klappt die gesamte Organisation, die Anmeldung und vor allem das mit dem Treffen. Da ist Norbert, da ist Tanja und ihre Freunde. Es ist schon viel Gewimmel hier ums Ziel herum! Wir machen uns warm, dehnen uns. Tanja ist freudig aufgeregt. Ich frage wie es ihr erging in den letzten Tagen und wir besprechen unsere grobe Taktik. Es ist nicht leicht ihr Ruhe zu vermitteln. Ob 2:00 h drin seien mit ihrem Laufpensum? Schau-mer-mal.

Gemeinsam traben wir alle gemächlich zum Start auf der Brücke. Ich kann die gemischten Gefühle förmlich hören. Sie stehen nicht nur Tanja im Gesicht geschrieben. Wir reihen uns nahe des 2:00-Stunden-Schilds in die wuselnde Schar der 4.000 Starter. Worte und Musik aus den Lautsprechern, die über uns an einem Gerüst hängen. Ich hoffe meine Ruhe schwappt auf Tanja und ihre Freundin und Freunde über.


Los geht’s!


Dann der Startschuss. Doch es bewegt sich nichts. Na klar. Ich kenne das. Stau. Stop-and-Go. Ich schaue Tanja in die Augen: na, die Aufregung ist völlig weg! Nach 2 min Gehen passieren wir die Start-Matte und das Start-Tor am Ende der Brücke. Es geht zäh los und schon nach wenigen hundert Metern wieder Stop-and-Go. Die Strecke wird enger. Ich bitte Tanja nicht viel zu reden, was sie annimmt. Die Puste werden wir an diesem warmen Tag noch brauchen. Der 2:00-Std-Pulk schrubbt an uns vorbei, ist knapp vor uns. Neben uns läuft Andi, den wir später wieder sehen werden. Irgendwie gelingt mir trotz all den unruhig um uns laufenden Halbmarathonis ein recht konstantes ruhiges 6:00-Tempo. Ich beginne mit den beiden Mädels zu sprechen, versuche das zu weiterzugeben was in mir ist: Lockerheit.

Wir halten unser Tempo richtig gut, km um km. An jeder Trinkstelle, auch der ersten bei km3 nehmen wir einen Becher Wasser, laufen bis ans Ende der Trinkstelle, bleiben stehen und trinken in Ruhe. Danach laufen wir zügig weiter. Tanja hat bisher nie während des Laufens getrunken. Meine Tipps: Ruhe beim Trinken, nicht verschlucken, nicht zu wenig trinken. Es ist warm heute!

Tanja macht sich gut, läuft locker. Sie ist ein guter Schützling, nimmt viel an, lässt sich mit mir treiben. Guter Laufstil, ruhige Atmung, nur der Puls ist für sie hoch, aber wenigstens konstant. So kann es gut gehen.

„Tanja, wir haben schon ein Drittel“ Und es geht leicht. Wir verabschieden uns von der Illusion etwas schneller zu werden, um die 2:00 h zu „knacken“. Es ist einfach nicht möglich in dem Gedränge, auch noch beim km10. Zu viele Läufer, enge Wege, und es ist warm. Wir kommen locker am km14-Schild vorbei, ich nehme auch hier die Zwischenzeit und sage sie ihr. Absolut gleichmäßig laufen wir unseren Schritt von knapp 6:00 min/km. Gleichmäßigkeit und Gelassenheit sehe ich als meine Aufgabe. Aus den Augenwinkeln beobachte ich ständig Tanjas Laufstil. Keine Veränderung, alles schwingt gut. Ich sage es ihr.


Die zweite Hälfte


So laufen wir und ich beginne die km rückwärts zu zählen. Noch 8, 7... Wie viele Läufer wir pro km überholen! Zwanzig. Ab und zu überholt uns jemand, aber selten. Wieder ein km, wieder zwanzig Läufer überholt. Es ist nicht leicht vorbei zu kommen, denn der Weg ist eng und viele Läufer kämpfen sehr mit sich, hören kaum mehr wenn ich sage „Vorsicht“. Ich bereite den Weg, denn mit unserem konstanten Tempo passen wir nicht in den langsamer werdenden Strom.

Hin und wieder schließt sich uns jemand an. Z.B. Marcus, bei km14, der Anja begleitet. Es ist selbst sein erster Halbmarathon. Er sieht locker aus. Ich habe die Kamera dabei und knipse ab und zu. Tanja ist etwas rosa im Gesicht aber jetzt wieder weniger, denn es wird etwas luftiger. Ein Windchen weht auf unserer zweiten Runde. Ich finde es schön am grünen Flussufer zu laufen, im Schatten der Bäume.

Tanja hat mehr und mehr Durst und sie spürt die ersten Anzeichen von „es wird hart“.

Ich bereite Tanja auf die letzten km vor. Und weiter halten wir unser Tempo. Die letzte Verpflegungsstelle. Die Becher sind schon durchgeweicht und flutschen mir aus der Hand. Km 18. - Ja, wen haben wir denn da? Andi! Schon sehr kämpfend schließt sich der Junge uns wieder an. Okay, du gehörst jetzt zu uns. Wie bitte? Langsamer werden? Stehenbleiben? Nein, Andi, geht jetzt nicht mehr! Ich kümmere mich auch um Andi. Er wird es packen, ich spüre es. Doch es wird unsagbar hart werden für ihn. Tanja dagegen wird konstant so weiter laufen.


Run with the best! – Das Duell


Ich beschließe die beiden eine Weile unbeobachtet sich selbst zu überlassen, weil uns gerade die beiden Führenden überrunden. Ich fühle mich heute sehr fit und spielerisch aufgelegt und klinke mich in den Sog der Top-Läufer ein. Kamera in der Hand. Die haben einen Schritt, der ziemlich genau doppelt so schnell ist wie unserer. Ich nehme meine Beine in die Hände, Turbo an, Flügel ausfahren und laufe knapp 2km in ihrem Windschatten. Ich beobachte wie sich John Beikong, der Kenianer und Thomas Straßmeir, Lokalheld ein Duell liefern. Mal will der Weiße vor, mal kontert der Schwarze. Nahezu alle 50 Meter. Wow ist das „live“! Spannung pur. Ich vergesse für eine Weile wie schnell wir laufen, blicke in die Kamera des Begleit-Motorrads. Ich halte mich 3m hinter den beiden. Nicht zu nah. Bei km20 zieht der Kenianer dann an und sprintet über 15m davon. Doch Thomas kann ihn bis zum Ziel wieder einfangen. Und gewinnt. Wahnsinn!

Ich bremse beim km20-Schild, stolpere fast, so schnell ist mein abrupter Stop. Mein Herz rast. Und das Publikum raunt. „Hey, ich bin außer Konkurrenz“, sage ich den Leuten neben die ich mich stelle, um Tanja und Andi zu erwarten.

Jetzt biete ich alles auf was ich kann, denn Andi kämpft. Sehr. Tanja hält eisern den Schritt. Wir lassen uns vom Publikum Rückenwind geben, laufen ein letztes Mal über die Donaubrücke, was für ein Gefühl! Das Ziel ist so nah. Puls? Egal jetzt. Ich rufe dem Publikum zu „Stimmung“, doch die ist sowieso da. Ein gutes Publikum.

Wir überholen noch einmal zig Läufer und Tanja legt einen – ich glaub es nicht rasanten – Schlusssprint hin. Hey, geschaaaaaaft!

Viel Trinken, Ausatmen, Verschnaufen. Freude, Freude, Freude! „zwo-null-sechs – echt super!“ Die Freunde warten schon auf sie. Ein tolles Gefühl, auch für mich. Wir essen Obst, trinken weiter und folgen dann der Herde zum engen Ausgangstor. Es wird kühl für Tanja, sie friert. Anziehen, und dann Dehn-Gymnastik. Und wir laufen noch 10 min aus - anfangs sehr wackelig für sie, - ohhhhh - doch es geht noch. Alles in allem: prima gelaufen! Und Tanja genießt ihren Triumpf!

Ingolstadt hat schöne Winkel in der Altstadt, das Münster, die ruhige Donau, und in der tosenden Altstadt zu laufen ist grandios. Leider gibt’s ein paar Engstellen und etwas Stau.

Der Rundkurs ist ein zu empfehlender Halbmarathon, weil das Publikum wirklich gut mitgeht, überall steht, und die Organisation prima ist.


Erwin vom „Team-Bittel“












Alle Infos unter der offiziellen www.Seite des Laufs









 
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