Team Bittel
 

Danke Gott für meine Beine!  

Autor:  AlexandreBouriant   E-Mail: alexandre.bouriant@t-online.de
Letzte Änderung: 05.10.2002 15:13:05

Mein erster Halbmarathon am 03.10.2002 in Nürnberg. - Es fing locker an...


Hallo lieber Leser und liebe Leserin der Team-Bittel Website!

Ja, letztes Jahr, fing es an mit dem 10 km-Lauf am 03.10.2001. Ich hatte zum ersten mal an einer Veranstaltung mitgemacht und ich war begeistert! Es ging auch sehr locker damals mit den 10 km, da ich mehr oder weniger regelmäßig joggte.

Nun kam der Nürnberglauf 2002 und es stellte sich die Frage: was lauf ich, den 10km oder den Halb-Marathon? - 10km hatte wenig Reiz für mich, da ich es letztes Jahr schon relativ einfach geschafft hatte. Also eher die 21km laufen! Tja, aber wie komme ich auf das richtige Niveau? Wie bereite ich mich vor?

Einige Monate vor dem Lauf bat ich Erwin um Rat. Ich habe ihm meine aktuellen “Leistungsdaten“ erzählt und er gab mir dann entsprechend „Trainings-Ratschläge“. Seine Tipps habe ich sorgfältig befolgt. Über einen Zeitraum von 7 Wochen lief ich drei mal die Woche, nicht mehr nur zweimal. 2 Mal 10 km (jeweils ca. 50min. -1 h) und 1 mal pro Woche zwischen 1:45 und 2 Stunden (das entsprach ca. 18 km). Und dies ohne große Anstrengung. Also ich fühlte mich fit für den 3. Oktober.

Nach dem gemeinsamen Abendessen mit dem „Team Bittel“ am Tag davor war ich noch auf eine Party eingeladen. Mit dem ehrgeizigen Ziel am Donnerstag den Halb-Marathon zu laufen, sollte ich mich selbstverständlich zurückhalten mit dem Feiern! Ich habe mich also auf ein Glas Rotwein beschränkt und bin auch relativ früh ins Bett gegangen.


The Day


Ich war früh wach und fühlte mich einigermaßen fit, nur ein bisschen unsicher: werde ich das Glas Wein von gestern in den Beinen spüren? - Ich war aufgeregt diese super „Marathon-Stimmung“ in der Stadt zu erleben. Ich fuhr schon morgens mit dem Fahrrad zum Bahnhof zwecks eines kleinen Frühstücks: „1 Cappucino und 2 Schoko-Croissants, Bitte !“ (Wieso sagen die Deutschen „Schoko-Croissant“? Die waren doch gar nicht Croissant-förmig! En francais on dit: „pain au chocolat“). - Jedenfalls ich gebe den Tipp weiter: links nach dem Haupteingang des Bahnhofs: da sind die besten Pain au chocolat (von mir aus auch „Croissants“), die ich in Nürnberg kenne: warm, weich und super dick. Dann lief ich weiter bis zur Oper. Es war noch viel zu früh aber ich war neugierig diesen für dieses Jahr neuen Startplatz zu sehen. Die Aussteller waren schon da und haben Ihren Stände eingerichtet: alles für die Füße und Läufer.

Viel los war noch nicht, also Geduld und back home (ich wohne ziemlich nah am Bahnhof).

Der Start für den 10km-Lauf war um 11:30 h. Ich wollte die Stimmung dort genießen, freute mich darauf, die „Team-Bittel“er zu treffen und die Läufer anzufeuern. Also um 11.00 h fuhr ich wieder zur Oper mit dem Fahrrad, diesmal mit meinem Laufsachen auf dem Gepäckträger.

Es war schön den Start des 10km-Laufs als Zuschauer zu verfolgen, mit dem schon ziemlich stolzen Gedanken: „ach! dass habe ich schon hinter mir, ich bin doch heute beim Halb-Marathon dabei!“

Die Zeit zwischen Start und Ziel habe ich mal bei Floricel und Ihrer Tochter Yilian verbracht, die schon ihren 1,7km-Lauf hinter sich hatte, oder ich bin alleine um die Verkaufsstände herum spaziert. Ich hatte Hunger aber Essen muss nicht sein. Man soll nicht kurz vom Start essen, hatte man es mir gesagt. Einige Pommes schnorre ich trotzdem bei Yilian, die sie mir anbietet.

Dann waren wir wieder alle Bitteler´s zusammen und haben viel geklatscht, selbstverständlich vor allem für die „Team-Bittel“ Läufer! Die Spannung steigt. Demnächst bin ich dran. Danke an Erwin und Team-Bittel dass sie mich auf den Geschmack gebracht haben es mitzumachen, und auch für die gute Vorbereitung bei der Aufwärmung.

Es war wirklich erlebenswert dabei zu sein. Wir standen in der Masse hinter der Start-Linie (aber wirklich weit hinten). Es dauerte einige Minuten bis die Masse richtig zu laufen anfing. Zuerst sind wir nur gegangen!

Erst nach ein paar Kilometern bekam man den Eindruck dass man endlich einigermaßen laufen konnte. Der Rhythmus, von Erwin vorgegeben, schien mir zuerst fast zu langsam. Aber es war erst der Anfang! Wer fern reisen will muss sein Pferd schonen! (Französischer Spruch).

Bei mir gab es hauptsächlich 2 Phasen: vor dem km17 und nach dem km17. - Bis km17 ging alles glatt. No Problem: die Lauf-Geschwindigkeit passte mir gut, ich hatte einen regelmäßigen und nicht zu hohen Puls, kein Atmungsprobleme, Beine waren noch leicht zu bewegen. Bis dahin hatte ich noch keine Ahnung wie die letzten km aussehen würden. Schließlich hatte ich nur bis zu 18 km trainiert, dies aber ohne Probleme. Tja heute schien es anders zu sein. Wirkt sich das einzige Glas Rotwein auf meine Beine aus? Irgendwie fing ich an bei km17 zu spüren, dass meine Beine meinen Körper beim Laufen nicht mehr tragen wollten! Also doch keine besonders gute Form heute! Und noch 4 km! - Das ist doch nicht viel, 4km! - Trotzdem: 2 km später, eine Feststellung die alle Logik zerbricht: 2km scheinen jetzt noch länger zu sein als die 4km vorher!

Ein Glück, dass einige Fans da sind und uns anfeuern! Ein Glück, dass wir jetzt in der Stadt sind und es viel zu gucken gibt, um meine Gedanke abzulenken. Jetzt messe ich nicht mehr in km. Es spielt jetzt nur noch die Zeit eine Rolle. Wie lang werden meine Beine mich noch tragen und deren Gewicht nicht größer sein als die Kraft die mir übrig bleibt diese zu bewegen?

Nach einer letzte Kurve, war eeeendlich das Ziel in Sicht. Die letzten 100m schienen mir doch eine riesige Entfernung zu sein. - Endlich da: nach 2 Stunden 10 Minuten überquere ich die Ziellinie.

GESCHAFFT! Oh, ist das GEIL! Ich hab´s geschafft! Mein erster Halb-Marathon!

Ich hole meine Urkunde und kann kaum mehr gehen. ... Wo kann man trinken? ... So einen Riesendurst! Und Hunger.

Also meine Feststellung: die 4 km Unterschied zwischen meinem Training und dem Halb-Marathon sind doch besonders lange km. Da muss man schon die Zähne ein bisschen zusammen beißen. Aber man fühlt sich prima, unterstützt vom Team und vom Publikum.Und das schafft man! Und es ist so ein Riesen-Gefühl es geschafft zu haben!

Nach dem Lauf, mache wieder die Dehnübungen mit dem Team. Ich habe echte Schwierigkeiten auf einem einzigen Bein zu stehen und mein Gleichgewicht zu halten. Mann! Mein Gott! So fertig bin ich!

Ich gehe mit Erwin und Family zu ihrem Auto wo ich meine trockenen Sachen habe. Selbst das Umkleiden ist anstrengend. Man quatscht noch ein bisschen, verabschiedet sich, begeistert von dem Moment, den man zusammen verbracht hat.

Jetzt habe ich nur noch eins im Kopf : Essen und Schlafen.

Ich kauf gleich 2 Weckla jeweils mit 3 Nürnberger Würstchen. Jetzt bin ich erstmal satt und kann nach Hause mit dem Fahrrad. Kann ich überhaupt noch fahren? Naja, es ging gerade noch für die paar Kilometer.

Wie schön! Ich bin jetzt zu Hause. Ich sollte mal duschen aber es gibt ein Problem: beim Duschen muss ich stehen! Bin so KO! Nein – diese Freude behalte ich noch für später. Ich liege mich auf’s Sofa und schlafe gleich und glücklich ein.

Einige Stunden später... Jetzt kann ich wieder auf meinen Beinen stehen. Die sind ein bisschen steif, aber es geht. Die sonst alltägliche Dusche kam mir wie ein riesiges Geschenk vor . Ist das herrlich!

Einige Stunden Nickerchen später... Es ist schon dunkel . Heute ist doch Donnerstag! Donnerstag ist Argentinischer Tango im „Transit“. Ob ich überhaupt noch tanzen kann?

Nach einer notwendigen Aufwärm-Phase, können meine Beine wieder betätigt werden, gesteuert werden. Aber mit Rhythmus bitte! Doch ich kann noch tanzen, trotz dem Lauf. Also es ist doch nicht so schlimm gewesen...

Ein Riesen-Dank noch mal an Erwin und die „Team-Bittel“- Gründer für Ihre Motivation und professionelle Beratung und Begleitung. Danke an Petra die nicht gelaufen ist aber uns unterstützt hat, so wie den anderen Zuschauern an der Laufstrecke entlang und im Ziel (ich bin trotzdem überrascht gewesen dass die meisten Franken (bzw. Zuschauer) doch ziemlich kühl beim Zuschauen bleiben und alles doch zu leise war, selbst am Ziel. Also bitte nächstes Jahr lauter klatschen!). Danke an die Läufer die mitgelaufen sind (es hilft sehr in einer Gruppe zu laufen). Danke an Gott dass er mir 2 Beine geschaffen hat!

Ich sag´s Euch : Es macht Spaß zu laufen! Und bis irgendwann wieder.

Salut à tous. Et vive la course à pied!


Alexandre


P.S. : Ich denke schon an einen vollen Marathon. ... Und wahrscheinlich werde ich zuerst noch beim Denken bleiben. Aber wer weiß? Vielleicht bekomme ich doch irgendwann Lust es zu wagen?
 
[team/fuss.htm]